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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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daß etwas diesen jungen Mann verzehrte. Es war nicht pure Unverschämtheit. Er war rebellisch, genau wie sie.
    Am gleichen Abend, Punkt halb acht, klopfte sie an die Tür einer schäbigen Behausung und stellte sich dem Mann vor, der auf der Anmeldekarte als Erziehungsberechtigter ausgewiesen war. Es war ein finsterer Typ, mit Sicherheit keine dreißig Jahre alt. Sie erklärte ihm ihr Problem, und der Mann schüttelte resigniert den Kopf. »Dallie kommt auf die schiefe Bahn«, meinte er. »In den ersten Monaten, wo wir uns kannten, ging’s ganz gut mit ihm. Aber der Junge braucht unbedingt ein Dach über dem Kopf und eine Familie. Darum wollt’ ich auch, daß wir eine Weile hier in Wynette bleiben. Ich dachte, es wär’ gut, wenn er regelmäßig in die Schule geht, aber schon am ersten Tag ist er rausgeflogen, weil er den Sportlehrer geohrfeigt hat.«
    Miß Sybil schniefte. »Ein unangenehmer Mensch. Dallie hat eine ausgezeichnete Wahl getroffen.« Als sie ein Geräusch
hinter ihrem Rücken hörte, präzisierte sie schnell: »Ich bin zwar prinzipiell gegen Gewaltanwendung, kann mir aber vorstellen, daß sie gelegentlich sehr befreiend wirkt.« Dann drehte sie sich um und eröffnete dem schlaksigen, allzu gut aussehenden Jungen, der hinter ihr im Türrahmen stand, daß sie ihn bei der Hausaufgabe beaufsichtigen werde.
    »Und wenn ich sie nicht mache?«
    »Das wäre deinem Vormund sicher nicht recht.« Sie wandte sich an Skeet. »Sagen Sie, Mr. Cooper, was halten Sie von physischer Gewalt?«
    »Macht mir nix aus«, antwortete Skeet.
    »Glauben Sie, Sie könnten Dallie schlagen, wenn er nicht tut, was ich sage?«
    »Schwer zu sagen. Ich bin zwar schwerer als er, dafür ist er größer. Und wenn ich ihn zu sehr ramponiere, wird er am Wochenende nicht mit den Jungs aus dem Country Club fertig. Also sag’ ich wohl besser nein.«
    Sie gab die Hoffnung noch nicht auf. »Schön, Dallie. Dann ersuche ich dich, freiwillig die Hausaufgabe zu machen. Für dein Seelenheil.«
    Er schüttelte den Kopf und steckte sich einen Zahnstocher in den Mund.
    Sie war sehr enttäuscht, ließ sich aber nichts anmerken. Zum Abschied kramte sie ein Taschenbuch aus ihrem Batikbeutel. »Also gut, es ist mir nicht entgangen, was für Blickkontakte du mit den jungen Damen in der Klasse aufgenommen hast. Jemand, der sich so offenkundig für Sex interessiert, sollte zu diesem Thema unbedingt einen der größten Schriftsteller der Weltliteratur lesen. In zwei Tagen erwarte ich einen intelligenten Bericht über dieses Buch.« Mit diesen Worten drückte sie ihm ein Exemplar von »Lady Chatterley« in die Hand und verschwand.
    Einen ganzen Monat suchte sie immer wieder die kleine Wohnung heim, brachte dem rebellischen Schüler verbotene
Bücher zu lesen und triezte Skeet, den Jungen strenger ins Gericht zu nehmen.
    »Sie verstehen wohl nicht meine Lage«, klagte Skeet schließlich völlig frustriert. »Er ist ein Ausreißer, aber keiner will ihn haben, und ich bin auch nicht sein gesetzlicher Vormund. Ich bin ein Knastbruder, den er in einer Autobahntoilette aufgegabelt hat, und er hat sich mehr um mich gekümmert als umgekehrt.«
    »Aber Sie sind erwachsen, und er ist minderjährig!«
    Am Ende trug Dallies Intelligenz doch den Sieg davon. Später behauptete er immer, sie hätte ihn mit ihren dreckigen Büchern geknackt. Sie überredete ihn, wieder die Schule zu besuchen, nahm ihn in die Klasse auf, die das College anstrebte, und gab ihm Privatunterricht, wenn er gerade nicht Golf spielte. Ihre Bemühungen hatten Erfolg: Er schaffte einen ausgezeichneten Schulabschluß mit achtzehn und hatte die Wahl zwischen vier verschiedenen Colleges.
    Als er dann auf das Texas A & M ging, vermißte sie ihn furchtbar. Er und Skeet besuchten sie aber in allen Semesterferien, wenn er nicht gerade Golf spielte. Allmählich führten ihn seine Verpflichtungen immer weiter weg, die Reisen dauerten immer länger, manchmal sahen sie sich ein ganzes Jahr nicht. Als er sie in jener Nacht auf dem Bordstein vor dem Supermarkt fand, erkannte sie ihn kaum.
     
    Francesca hatte sich vorgestellt, Dallie würde in einem modernen Apartment direkt neben dem Golfplatz wohnen, nicht in einem viktorianischen Haus mit Türmchen und pastellfarbenen Verzierungen. Sie starrte die Fassade ungläubig an. »Sind das Hasen?«
    »Zweihundertsechsundfünfzig Stück«, sagte Skeet. »Siebenundfünfzig, wenn man den von der Haustür mitzählt. Guck mal, Dallie, der Regenbogen auf der Garage ist

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