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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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steif vom Kopf bis ganz unten im Kreuz. Hustend steigt er aus dem Wagen und zittert wie Espenlaub, als die Luft über seinen Nacken streicht.
    Er bleibt stehen. Irgendwas knirscht unter seinem Schuh. Flocken in der Größe von Daunenfedern, Bäume bedeckt von Kristallweiß, gläserne Zweige am Feldrain. Schnee. Es schneit. Zwei, drei Zentimeter hoch liegt er auf dem Boden. »Allmächtiger«, sagt er und hustet, bis er wieder Luft bekommt.
    Die Luft riecht schwach nach brennendem Gas und Schornsteinrauch. Owen schöpft eine Hand voll Schnee vom Boden. Genug, um einen Schneeball zu formen, und seine Finger brennen vor Kälte, als er ihn in Form presst. Annies grüner Land Cruiserlugt aus all dem Weiß heraus. Er parkt neben dem Haus. Sie muss nachts an ihm vorbeigefahren sein, als er schlief. Er wirft den Schneeball wieder hin, und der zerfällt.
    Der schwarze Suburban mit den beiden Wachmännern von gestern Abend ist durch einen weißen Suburban mit Silberstreifen ersetzt worden. Ein junger Mann sitzt am Steuer und fotografiert mit seinem Mobiltelefon den Schnee.
    Owen zieht sein eigenes Handy aus der Tasche. Die Batterie ist alle. Er stapft durch den Schnee und klopft ans Fenster des Suburbans. Seine Socken sind schon bis zu den Knöcheln nass.
    »Mein Telefon ist tot«, sagt er, als das Fenster heruntergeht.
    »Was?« Der Mann ist blond und picklig und kann nicht älter als achtzehn sein.
    »Ich brauche mal Ihr Telefon. Meine Batterie ist alle. Und ich habe kein Benzin mehr.«
    Der junge Mann schüttelt den Kopf in Richtung Schnee. »Ist das denn zu glauben?«
    Der Wind bläst durch Owens offene Jacke eine Eiseskälte über seinen Rücken, und er hustet wieder, anhaltender als das letzte Mal.
    Vielleicht ist der Mann so entzückt über den Schnee oder schlicht naiv, was Sicherheitsbelange betrifft. Jedenfalls händigt er ihm wortlos sein Telefon aus.
    Mit steifen Fingern tippt Owen Annies Handynummer ein. Es klingelt und klingelt, und er fragt sich, ob sie durch den alten Feldstecher ihres Vaters späht und lacht und es länger klingeln lässt.
    »Ja?«, antwortet sie, und es ist wie eine Ohrfeige. Seine Knie geben nach.
    »Schatz«, sagt er, bevor ihm einfällt, dass er sie nicht so nennen sollte. »Sag ihm, er soll das Tor öffnen. Bitte.« Seine Hand zittert, als er das Telefon zurückgibt.
    »Ms Walsh?«, fragt der junge Mann. »Okay … Nein.«
    Was denn nein
?
    Der Mann klettert aus dem Suburban und schließt das Tor auf.
    Die Auffahrt sieht aus, als wäre sie gerade länger geworden. Der Mann bietet ihm nicht an, ihn zu fahren. Das hätte Owen auch gar nicht angenommen. Er muss sich die Beine vertreten. Er muss nachdenken.
    Er knöpft seine Jacke zu und macht sich auf den Weg zu Annie. Eine Krähe fliegt hoch über seinem Kopf wie ein winziger schwarzer Scherenschnitt auf einem riesigen weißen Poster. Flocken fallen ihm ins Gesicht und brennen wie weiße Asche. Er fühlt sich matt, ihm ist übel, und er hustet nach jeweils wenigen Atemzügen. Sein Kopf fühlt sich komisch an wie in einem Fiebertraum.
    Er sieht sich schon in dem warmen Haus mit den weichen Sesseln und Plüschteppichen, den Rundungen von Tischen und Instrumenten und Annie. Ihm ist jetzt wärmer, selbst als der Schnee in seinen Schuhen schmilzt. Er denkt an den August, als mitten in der Nacht die Klimaanlage ausfiel und er und Annie vor Hitze nicht schlafen konnten. Als sie den Versuch in der Morgendämmerung aufgaben, waren sie klebrig und schlecht gelaunt. Das Thermometer war schon auf fast siebenundzwanzig Grad geklettert, und Annie hatte die Idee, nach Cypress Springs zu fahren, bevor der Park öffnete. Der Gedanke an eine kalte Quelle machte sie übermütig und albern, und sie rannten lachend aus dem Haus, beide mit einem Handtuch in der Hand. Als sie die Quelle erreichten, zog ein Sonnenaufgang in Orange und Rosa über die Wipfel der Zypressen und spiegelte sich im eisblauen Wasser ebenso wie die üppigen Palmettopalmen und Eichen, und sie konnten die Mückenschwärme in den umliegenden Wäldern sehen, wo es wärmer war. Nichts schien real, alles explodierte in Farbe, und der goldene Glanz der Morgensonne erleuchtete die Luft, als ob auch er aus dem Boden aufstieg wie die Quelle. Detour sprang aus dem Wagen, kroch unter dem Tor durch und stürzte sich ins Wasser. Er schwamm hin und her, als müsste er für einen Wettbewerb trainieren. Owen und Annie liefen um das verschlossene Tor herum, ließen ihre Kleider auf dem Picknicktisch und

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