Komm zu mir heute Nacht
großartige Ärztin werden würde, was ihn daran erinnerte, dass sie nur noch kurze Zeit bei ihm blieb. Sie hatte schon damals nicht seine Frau werden wollen, bevor sie ihr Berufsziel nicht erreicht haben würde. Und ebenso wie vor sieben Jahren fiel ihm auch jetzt nichts ein, was er tun könnte, um sie zu halten.
„Du hast viel geschafft, Kleines."
Sie sah ihn ernst an.
„Ich bewundere deine Energie. Jeder andere an deiner Stelle hätte aufgegeben, wenn er gewusst hätte, dass er zwei Jahre länger brauchen würde als normalerweise."
Mandy lächelte. „Danke, Nash. Deine Anerkennung bedeutet mir sehr viel."
„Und du hast auch viel in meinem Haus geschafft. Besonders wenn man bedenkt, dass hier vor zehn Jahren fünf Bedienstete beschäftigt waren."
Beeindruckt hob sie die Augenbrauen und meinte dann grinsen: „Vielleicht solltest du mir da mehr zahlen."
„Sehr gern. Ich habe meine Kinder noch nie so glücklich erlebt."
Ihr Ausdruck wurde zärtlich. „Es sind wunderbare Kinder."
Einen Moment sahen sie sich stumm und voller Sehnsucht an. Aber sie dachten nicht an das, was sie sich früher einmal bedeutet hatten, sondern an das, was sie in Zukunft füreinander sein könnten.
Nash ermahnte sich, vorsichtig vorzugehen, und sagte: „Soll ich dich abfragen?" Er nahm das Buch und legte sich auf die Seite.
Mandy zögerte nur einen Augenblick, beugte sich dann vor und zeigte ihm das Kapitel. Er nickte und fing an, ihr eine Frage nach der anderen zu stellen, die sie alle richtig beantwortete. Danach blätterte er nach hinten zu einem Beispieltest und fuhr mit dem Abfragen fort. Zwischendurch nippten sie an ihrem Eistee, und irgendwann stand Nash auf und machte Mandy etwas zu essen und holte für sich eine Flasche Bier.
Zwei Stunden später lag sie ausgestreckt auf dem Boden und gähnte zwischen ihren Antworten.
Entschlossen klappte Nash das Buch zu. „Schlafenszeit, Mandy. Und zwar sofort."
Sie lächelte schläfrig. „Es gefällt dir eindeutig zu sehr, mir Befehle zu geben, Rayburn."
„Oh, ja. Jetzt wird mir endlich die Gelegenheit dazu gegeben. Und du wirst mir gehorchen."
„Keiner hat mir je gesagt, was ich tun soll, nicht einmal mein Vater, als er noch am Leben war. Er war froh, wenn ich mich selbst beschäftigte und nicht in Schwierigkeiten geriet."
Als Kind hatte Mandy gelernt, sich nicht auf ihren Vater zu verlassen. Jetzt brauchte sie ihn schon seit Jahren nicht mehr und war längst zu einer unabhängigen Frau geworden. Doch ihre Kindheitserfahrungen hatten sie vorsichtig gemacht, und sie hatte Angst davor, sich zu binden oder ihr Leben mit jemandem zu teilen.
Sie streckte sich wie eine Katze, bog den Rücken durch und legte den Kopf in den Nacken. Nash hätte sich am liebsten auf sie gelegt und sie mit Händen und Mund liebkost.
Als ob sie seine Gedanken erraten hätte, setzte Mandy sich abrupt auf, sammelte ihre Papiere und Bücher ein und steckte sie in die Aktentasche.
Nash stand auf. Als sie die Teller nehmen wollte, hielt er sie auf. „Ich mach das schon. Geh zu Bett." Er war direkt neben ihr, hatte die Finger um ihren Ellbogen geschlossen und sah ihr tief in die braunen Augen.
„Danke, Nash. Gute Nacht."
„Gute Nacht."
Er rührte sich nicht. Und sie sich auch nicht.
Es kostete ihn große Willenskraft, nicht zu tun, was er sich so sehr wünschte – ihren süßen Mund küssen. Er sah Mandy an, als ob sie die Antwort auf alle seine Fragen wäre. Seit Michelles Tod war er nicht mit vielen Frauen zusammen gewesen. Und die hatten ihm wenig bedeutet. Nur Mandy weckte in ihm den Wunsch, für immer mit einer Frau zusammen zu sein.
Es war nicht nur sein Bedürfnis nach Sex. Zwischen ihm und Mandy gab es sehr viel mehr. Zum Beispiel sollte es auch Vertrauen geben. Deshalb ließ er sie, so schwer es ihm auch fiel, los und trat einen Schritt zurück. „Gute Nacht, Mandy."
„Bis morgen früh, Nash." Sie nahm ihre Aktentasche, ging in den Flur und ließ ihn allein mit seinen Gedanken.
„Nashville Davis Rayburn!"
Nash zuckte bei ihrer lauten Stimme zusammen, die sogar bis zu ihm in den Stall drang. Er blickte über den Rücken des Pferdes. „Sie haben gebrüllt, Miss Albright?"
Sie kam hereingestürmt und funkelte ihn wütend an. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass die Zwillinge diese Woche zu ihrer Großmutter fahren?"
„Muss mir entfallen sein."
„Deine Töchter fahren weg, dabei sind sie der Grund für mein Hier sein, wie ich hinzufügen möchte, und es ist dir einfach
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