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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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damit bekleben.«
    » Vergiss nicht, das ist Comos Lieblingsfarbe«, erinnerte mich Sally. » Blau macht ihn an. Blaues Klebeband, blaue Decke.«
    » Stimmt. Ich sollte ihm meinen hellblauen Pullover als Friedensangebot schenken. Wenn er ihn aufdröselt, geht’s uns beiden gut.«
    » Hey, das war ein Weihnachtsgeschenk von Phoebe und mir. Wir haben alle Geschäfte danach durchstöbert.«
    » Wo überall?«, fragte ich nach. » Im Blue -mingdale’s?«
    Normalerweise greife ich nicht auf Wortspiele zurück, doch aus irgendeinem Grund bot sich dieses hier an. Wir brauchten ganz dringend einen Lacher und lachten am Abend noch lange über Comos Verschönerungsmaßnahmen in unserem Haus. Schließlich nahmen wir wieder Verstand an und wanderten in unsere Betten. Die klamme Oberfläche des Klebebandes unter unseren nackten Füßen gefiel uns beiden nicht. Noch erschreckender war etwas, das keiner von uns zuvor bemerkt hatte. Ich sah es auf dem Weg nach unten in die Küche, wo ich mir ein Glas Eiswasser holen wollte. Die Ecke eines Regalbretts im Flur war abgenagt. Es war eine Sache, den Teppich und die Tür in die Mangel zu nehmen, wenn er in einem Zimmer eingesperrt war. Aber warum hatte er sich an das Holz im Flur gemacht, wo er nicht eingesperrt war? Ich fragte mich, wann das passiert war, und überlegte, welche tieferliegenden und möglicherweise unlösbaren Probleme dahinterstecken könnten. War er so was wie ein Termitenhund, der unser Haus systematisch auffressen wollte? Oder war er nur so unkontrollierbar zwanghaft, dass er seinen Drang an allem auslebte, was ihm zwischen die Kiefer kam? Hatten wir einen Hund, der viel zu kaputt war, um wieder geflickt werden zu können?
    Ich dachte darüber nach, wie abstrus und vorhersehbar sein Verhalten war. Beim Spazierengehen benahm er sich wie ein wandelndes Beispiel für Widersprüche. Die meisten Männer, denen wir begegneten, ob mit Hund oder ohne, versetzten ihn in Alarmbereitschaft. Dann wechselte er entweder hinter mir auf die andere Seite des Bürgersteigs, sodass sich seine Leine um meinen Rücken wickelte, oder er ging vor mir, sodass ich immer wieder über ihn stolperte. Manchmal erschreckte er sich so sehr vor etwas– vor der Größe oder dem Gang eines Mannes, dem Geruch eines anderen Hundes, dem Klang eines Skateboards, das über den Bordstein klapperte–, dass sich die Leine bis zum Äußersten anspannte, wenn er in die entgegengesetzte Richtung rannte. Doch hin und wieder fand er Gefallen an einem Fremden, ging schwanzwedelnd und mit keck aufgestellten Ohren auf ihn zu.
    » Cooler Hund«, sagte eines Abends ein Jugendlicher zu mir, den Como wie einen Bekannten begrüßte. Der Junge war unter einer Straßenlaterne von seinem Skateboard gehüpft, als wir an ihm vorbeigegangen waren. » Woher haben Sie den?«
    » Aus Redwood City«, antwortete ich. » Er stammt aus dem Tierheim und mag eigentlich keine Männer.« Ich hätte noch hinzufügen können, dass er solchen auf Skateboards noch weniger zugeneigt war, weil ihn diese Dinger ebenso wie Busse und Motorräder tierisch erschrecken konnten. Ein paar Minuten gab sich Como glücklich den fellraufenden Händen und dem freundlichen Grunzen des Jugendlichen hin. Als der Junge wieder auf sein Skateboard stieg und davonsurrte, hätte ich schwören können, dass Como ihm sehnsüchtig nachblickte.
    Como konnte bei uns zu Hause genauso komisch sein. Er bellte nur selten, wenn Fremde oder Gäste an der Haustür klopften. Stattdessen beherrschte er eine Hierarchie ausgeklügelter Reaktionen. Den Briefträger ignorierte er, floh vor der fröhlichen Stimme des Paketmanns und rannte erfreut auf Phoebes Freundin Jeanne zu, um sie zu begrüßen. Als uns eines Abends unsere Freunde Kenneth und Donna zu einem Konzert abholten, versteckte sich Como unter dem Esstisch und hörte nicht auf zu zittern. Doch die beiden hatte er bereits mehrere Male unter offenkundig ungefährlichen Bedingungen getroffen. Er war unberechenbar. Immer loderte etwas in ihm, eine beständige Hitze, die plötzlich aufflammen konnte oder ihn fortscheuchte, damit er sich Deckung suchte.
    Der Tag seiner großen Flucht war anstrengend und zermürbend gewesen, dessen wurden Sally und ich uns erst gewahr, als wir am Abend endlich zwischen den kühlen Laken lagen. Como war bei Phoebe im bereits dunklen Zimmer. Sally und ich lasen noch eine Weile, froh, uns mit unseren Büchern statt mit dem Hund beschäftigen zu können.
    » Noch eine Seite«, sagte ich, als

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