Komm zurueck, Como
vergingen zwanzig Minuten oder mehr, bevor ich ihn anleinen konnte. Wenn das Bett zu keinem Erfolg führte und ich mich ins Bad zurückziehen musste, musste ich eine kompliziertere Taktik anwenden. Sobald ich es wagte, ein Buch oder eine Zeitschrift mitzunehmen, ließ Como mich sitzen. Andererseits brauchte ich nicht unbedingt meine Hose fallen zu lassen, auch wenn das ein Signal für Hilflosigkeit war und die Wartezeit zu reduzieren schien. Schließlich schob er sein schnurrbärtiges, weißes Gesicht um die Ecke und beäugte mich vom Flur aus, bis er langsam so nah auf mich zukam, dass ich ihn mir schnappen konnte.
Einmal wollte gar nichts funktionieren. Ich hätte eine Stunde auf dem Bett herumliegen oder genauso lange auf dem Klo hocken können, ohne ihn nah genug heranlocken zu können, um die Leine zu befestigen. Wenn mir, frustriert von seiner ständigen Ablehnung, die Lust verging, nach seinen komischen Regeln zu spielen, jagte ich ihm hinterher und versuchte, ihn mit Gewalt zu schnappen. Bei diesen selten von Erfolg gekrönten Gelegenheiten– gewöhnlich war ich seiner Terrier-Wendigkeit nicht gewachsen– fühlte ich mich anschließend schlecht. Ich hatte Como zwar zu seinem Spaziergang mitnehmen können, doch wahrscheinlich hatte sich sein unergründliches Herz mir gegenüber noch mehr verschlossen. In seinen Augen war ich, wie ich es sah, auch nur einer jener Männer, die ihn dominieren wollten.
Mitunter fiel auch sein Mittagsspaziergang aus, wenn ich am Nachmittag einen Termin wahrnehmen musste, Sally nach der Schule noch eine Besprechung hatte und Phoebe beim Fußballtraining oder einem Spiel war. Seine » Unfälle« bei diesen Gelegenheiten waren nicht Unfälle im eigentlichen Sinn, sondern die logische Folge dessen, dass ich meiner Aufgabe nicht nachkam, mit ihm Gassi zu gehen. Como und ich wären bessere Kandidaten für eine Paartherapie als für einen Kurs des Tierschutzvereins gewesen, doch ich war bereit, die Chance zu ergreifen. Wir brauchten beide die Grundausbildung.
Unsere erste Stunde, an der wir mit Como teilnahmen, war bereits die zweite Stunde des Kurses. In der ersten Stunde eine Woche zuvor hatten wir ohne Hunde kommen sollen. Sarah, die Trainerin, eine abgestumpfte, blonde Frau über vierzig mit breiten Schultern, nutzte die Einführungsstunde, um uns darüber aufzuklären, dass nicht unsere Hunde, sondern wir die wahren Schüler seien. » Die meisten Probleme, die Menschen mit ihren Tieren haben, haben nichts mit den Tieren zu tun. Sondern mit Ihnen.« Sie ließ ihren Blick von einem zum anderen Kursteilnehmer zucken. » Wir können zehn Monate statt zehn Wochen in diesem Raum verbringen und immer noch nicht alles abgehandelt haben, womit Menschen ihre Hunde verkorkst haben.«
Dann zitierte Sarah ihren eigenen Hund zu sich, einen muskulösen Labrador Retriever mit dichtem, dunkelbraunem Fell. Sein Verhalten und sein Auftreten waren so präzise, so soldatisch perfekt, dass der Umstand, dass sie uns seinen Namen nicht nannte, nicht weiter ins Gewicht fiel. » Der besttrainierte Hund der Welt«, flüsterte ich Phoebe zu, während wir zusahen, wie er auf eine Reihe knapp formulierter Befehle reagierte und sich setzte, aufstand, sich legte, wieder setzte, wieder hinstellte, etwas holte, zwei orangefarbene Pylonen umrundete, die im Abstand von drei Metern aufgestellt waren, und sich schließlich wie eine Acht elegant um Sarahs Beine schlängelte, während sie durch den Raum schritt. » Also, wir bekommen Ihre Hunde vielleicht nicht gleich auf Hochtouren«, sagte sie in einem Ton, der auf mich leicht herablassend wirkte, » aber es gibt keinen Grund, warum sie diese Dinge nicht auch vollbringen könnten. Es liegt ganz bei Ihnen.«
Ich blickte mich um, um zu sehen, ob die anderen ihre Augen verdrehten, was ich mir wegen Como verkniff, oder auch nur ein Anzeichen von Skepsis zeigten. Alle hier, einschließlich Phoebe, waren starr vor Ehrfurcht. Sarah hatte uns in Verlegenheit gebracht und angespornt, in der nächsten Woche unsere Hunde– mit der passenden Einstellung– mitzubringen. Sie trug uns auch auf, genügend kleine Leckereien mitzubringen– kleine Fleischwürfel, Käsewürfel oder Salami. » Etwas, das Ihr Hund wirklich mag«, erzählte uns die geschäftstüchtige Lehrerin, bevor sie uns entließ.
So viel zum feinkostfreien Programm, das Sally im Sinn hatte. Ich fragte sie auf der Heimfahrt, ob sie es für möglich hielte, dass alle Hundetrainer auch gleichzeitig Vertreter für
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