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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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er. »Solange wir Christus an die erste Stelle setzen, regelt sich alles andere.«
    »Amen«, sagte ich strahlend. Rita sah mich ein bisschen merkwürdig an, doch der Reverend schien es zu akzeptieren.
    »Nun gut«, sagte er, während er sich erhob und uns die Hand entgegenstreckte, »dann bis zum vierundzwanzigsten Juni.« Ich stand ebenfalls auf und schüttelte ihm die Hand. »Doch ich erwarte Sie schon vorher hier zu sehen«, setzte er hinzu. »Unser großartiger moderner Gottesdienst findet jeden Sonntag um zehn Uhr statt.« Er zwinkerte und drückte meine Hand noch einmal extramännlich. »Da sind Sie rechtzeitig zum Football wieder zu Hause!«
    »Das ist wunderbar«, erwiderte ich, während ich dachte, wie schön es war, wenn eine Firma die Bedürfnisse ihrer Kunden vorwegnahm.
    Er ließ meine Hand fallen und ergriff Rita, die er in einer herzlichen Umarmung umschlang. »Rita«, sagte er, »ich freue mich so für dich.«
    »Danke«, schluchzte Rita an seiner Schulter. Sie drückte sich noch einen Moment an ihn und schnüffelte, und dann richtete sie sich wieder auf, rieb sich die Nase und sah mich an. »Danke, Dexter«, sagte sie. Wofür sie sich bedankte, weiß ich nicht, doch ist es immer nett, einbezogen zu werden.

[home]
    29
    Z um ersten Mal seit ziemlich langer Zeit hatte ich es wirklich eilig, zurück in mein Kabuff zu kommen. Nicht weil ich nach Blutspuren schmachtete – sondern wegen der Idee, die mir in Reverend Gilles’ Arbeitszimmer gekommen war. Dämonische Besessenheit. Ich hatte nie das Gefühl gehabt, besessen zu sein, obgleich Rita selbstverständlich ihre Ansprüche geltend machte. Doch zumindest bot diese Erklärung eine gewisse Historie, und ich war äußerst erpicht darauf, ihr auf den Grund zu gehen.
    Als Erstes kontrollierte ich Anrufbeantworter und E-Mails: keine Nachrichten, abgesehen von dem Routinememo der Abteilung, die Kaffeeküche sauber zu halten. Auch keine demütige Entschuldigung von Deborah. Ich tätigte einige vorsichtige Anrufe und fand heraus, dass sie versuchte, Kurt Wagner aufzutreiben; eine Erleichterung, weil es bedeutete, dass sie sich nicht mehr mit mir befasste.
    Dieses Problem gelöst und reinen Gewissens begann ich die Frage dämonischer Besessenheit zu durchleuchten. Wieder einmal stand der gute alte König Salomon in vorderster Front. Er hatte offensichtlich mit einer Reihe von Dämonen auf vertrautem Fuß gestanden, von denen die meisten unwahrscheinliche Namen mit mehreren Z darin trugen. Und er hatte sie wie abhängige Sklaven herumkommandiert, sie durch die Gegend gescheucht und gezwungen, seinen großartigen Tempel zu erbauen, was ein gelinder Schock für mich war, da ich stets gehört hatte, dass der Tempel eine gute Sache war, und es musste doch irgendein Gesetz über Dämonenarbeit gegeben haben. Ich meine, wenn wir uns alle so darüber aufregen, dass Einwanderer Orangen pflücken, müssten dann nicht all diese gottesfürchtigen Patriarchen eine Art Verordnung gegen Dämonen gehabt haben?
    Doch dort stand es schwarz auf weiß. König Salomon hatte als ihr Chef ganz ungezwungen mit ihnen verkehrt. Selbstverständlich gefiel es ihnen nicht, herumkommandiert zu werden, doch von ihm nahmen sie es hin. Und das warf die interessante Frage auf, ob vielleicht jemand anders in der Lage war, sie zu kontrollieren, und eben das mit dem Dunklen Passagier probierte, der darum vor dieser unfreiwilligen Knechtschaft geflohen war. Ich hielt inne und dachte nach. Das größte Problem an dieser Theorie bestand darin, dass sie nicht zu der überwältigenden Ahnung tödlicher Gefahr passte, die mich von Anfang an geplagt hatte, auch als der Passagier noch an Bord gewesen war. Ich verstehe das Widerstreben angesichts unerwünschter Arbeit ebenso gut wie jeder andere, doch sie hatte nichts mit der tödlichen Furcht zu tun, die in mir aufgestiegen war.
    War der Passagier demnach kein Dämon? Hieß es, dass meine Erlebnisse einer reinen Psychose entsprangen? Eine vollkommen eingebildete, paranoide Phantasie von verfolgendem Blutdurst und sich näherndem Grauen?
    Und doch schien jede Kultur der Welt seit Anbeginn der Zeiten zu glauben, dass an der Vorstellung von Besessenheit etwas dran war. Ich konnte sie nur einfach nicht mit meinem Problem in Übereinstimmung bringen. Ich hatte das Gefühl, etwas entdeckt zu haben, doch stellte sich keine Erleuchtung ein.
    Unvermittelt war es halb sechs, und ich hatte es noch eiliger als üblich, aus meinem Büro in die fragwürdige Zuflucht

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