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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Leichen anzusehen, die weder geröstet noch geköpft worden waren. Dadurch schienen die Dinge für eine Weile wieder normal, ja geradezu friedlich. Ich versprühte allüberall mein Luminol, fast glücklich, eine Aufgabe zu haben, die diese widerwärtige Musik eine Zeitlang in den Hintergrund drängte.
    Doch gleichzeitig verschaffte es mir Zeit zum Grübeln, und das tat ich. Szenen wie diese sah ich jeden Tag, und neun von zehn Mal sagten die Mörder Dinge wie: »Ich bin einfach ausgerastet« oder »Als mir bewusst wurde, was ich da tat, war es schon zu spät«. Alles großartige Entschuldigungen, und sie hatten mich stets ein wenig amüsiert, da ich immer wusste, was ich tat, deshalb tat ich es ja.
    Und am Ende stellte sich ein Gedanke ein – ich war ohne den Dunklen Passagier nicht in der Lage gewesen, Starzak etwas anzutun. Das bedeutete, dass mein Talent im Dunklen Passgier lag, nicht in mir persönlich. Was wiederum bedeuten konnte, dass diese anderen, die einfach »durchdrehten«, zeitweise den Gastgeber für etwas Ähnliches spielten, oder?
    Bis jetzt hatte der Meine mich nie verlassen; er war ständig mit mir daheim gewesen, hatte sich nicht auf den Straßen herumgetrieben, um mit jedem erstbesten schlechtgelaunten Wicht mitzufahren, der zufällig des Weges kam.
    Na gut, lassen wir das zunächst einmal beiseite. Nehmen wir einfach an, einige Passagiere wandern und andere nisten. War dies der Grund für das, was Halpern als Traum beschrieben hatte? Konnte etwas in ihn geschlüpft sein, ihn gezwungen haben, zwei Mädchen zu töten, und ihn danach nach Hause gebracht und ins Bett gesteckt haben, ehe es sich wieder davonmachte?
    Ich wusste es nicht. Doch ich wusste, dass ich tiefer in der Tinte saß als zuvor, falls meine Theorie zutraf.
    Als ich endlich ins Büro zurückkehrte, war es zu spät zum Mittagessen und Rita hatte angerufen, um mich daran zu erinnern, dass wir um vierzehn Uhr dreißig eine Verabredung mit ihrem persönlichen geistlichen Botschafter hatten. Und damit meine ich niemanden, der einen Posten im Kabinett einer ausländischen Regierung bekleidet. Ich für mein Teil bin immer davon ausgegangen, dass Er, so es denn einen Gott gibt, etwas wie mich bestimmt nicht gedeihen lassen würde. Und falls ich mich täusche, könnte der Altar bersten und niedersinken, sobald ich eine Kirche betrete.
    Doch mein vernünftiges Vermeiden religiöser Gebäude fand nun ein Ende, da Rita wünschte, dass ihr ganz persönlicher Priester unsere Trauung vollzog, und er anscheinend meine menschliche Legitimation überprüfen musste, ehe er sich einverstanden erklärte. Selbstverständlich hatte er seine Sache schon beim ersten Mal nicht besonders gut gemacht. Ritas erster Mann war ein Crackjunkie, der sie regelmäßig verprügelte, und der Reverend hatte irgendwie versäumt, dies zu bemerken. Und da der Geistliche etwas so Offensichtliches schon einmal übersehen hatte, standen die Chancen nicht besonders gut, dass es ihm bei mir besser gelang.
    Doch Rita setzte großes Vertrauen in den Mann, und so machten wir uns auf den Weg zu einer alten Korallenkirche auf einem verwilderten Grundstück im Grove, nur eine halbe Meile von dem Mordschauplatz entfernt, an dem ich morgens gearbeitet hatte. Rita war hier konfirmiert worden, erzählte sie mir, und kannte den Geistlichen schon sehr lange. Anscheinend war das wichtig, und ich nehme an, das sollte es auch, wenn man bedachte, was ich durch mein Hobby über einige Gottesmänner wusste. Das heißt, meinem ehemaligen Hobby.
    Reverend Gilles erwartete uns in seinem Arbeitszimmer – oder nennt man das Klause oder Klausur oder so? Rektorei klang für mich immer nach einem Ort, an dem man einen Proktologen erwarten würde. Vielleicht war es eine Sakristei – ich gebe gern zu, dass ich in der Fachterminologie nicht sonderlich bewandert bin. Meine Adoptivmutter Doris versuchte mich in meiner Kindheit für die Kirche zu begeistern, doch nach einer Reihe bedauerlicher Vorfälle wurde deutlich, dass ich dafür nicht geschaffen war, und Harry schaltete sich ein.
    Das Arbeitszimmer des Reverends war von Büchern gesäumt, deren unwahrscheinliche Titel ohne Zweifel vernünftige Ratschläge für den Umgang mit Dingen boten, von denen Gott es lieber sah, wenn man sie mied. Es waren sogar einige vorhanden, die Einblicke in die Seele der Frau verhießen, obgleich sie nicht spezifizierten, welcher Frau, und Informationen, wie man Christus für sich arbeiten ließ. Nicht zum Mindestlohn,

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