Komm zurück, mein dunkler Bruder
eigenen sind.«
»Cody und Astor sind sehr gut darin, eine Last zu sein. Aber das macht mir eigentlich nichts aus.«
»Sie brauchen sehr viel Unterweisung«, sagte er, »nach allem, was sie durchgemacht haben.«
»Oh, ich unterweise sie«, sagte ich, obgleich ich dachte, dass es vermutlich eine gute Idee war, nicht zu sehr in die Einzelheiten zu gehen, deshalb fügte ich hinzu: »Sie sind ganz begierig darauf, unterwiesen zu werden.«
»In Ordnung«, sagte er. »Demnach werden die Kinder hier die Sonntagsschule besuchen, richtig?« Mir schien das ein durchsichtiger Erpressungsversuch, ihm zukünftig Rekruten zuzuführen, die seinen Kollektenteller füllten, doch Rita nickte eifrig, deshalb ließ ich die Sache auf sich beruhen. Außerdem war ich aus gutem Grund überzeugt, dass Cody und Astor ihren geistlichen Trost anderswo finden würden.
»Nun, ihr zwei«, sagte er, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die Hände aneinanderrieb. »In der heutigen Zeit braucht eine Beziehung ein starkes Fundament im Glauben«, sagte er und sah mich erwartungsvoll an. »Dexter? Wie steht es damit?«
Nun, da hatten wir es. Sie dürfen mir glauben, früher oder später wird jeder Geistliche einen Weg finden, die Dinge so zu verdrehen, dass sie in sein Gebiet fallen. Ich weiß nicht, ob es schlimmer ist, einen Geistlichen anzulügen als andere Leute, doch ich wollte dieses Verhör so rasch und schmerzlos wie möglich beenden, und konnte das gelingen, wenn ich ihm die Wahrheit sagte? Angenommen, ich tat es und sagte etwas wie: Ja, mein Glaube ist stark, Reverend – an die menschliche Gier und Dummheit und die Anmut scharfen Stahls in einer mondhellen Nacht. Ich glaube an das dunkle Unsichtbare, das eisige Kichern aus den Schatten im Inneren, die absolute Eindeutigkeit des Messers. O ja, ich glaube, Reverend, und jenseits des Glaubens – habe ich Gewissheit, da ich die trostlose Quintessenz erlebt habe und weiß, dass sie real ist; ich lebe dort.
Ehrlich, das würde doch kaum dazu beitragen, den Mann zu beruhigen, und ich musste mir wahrlich keine Sorgen machen, ob ich in die Hölle kommen würde, weil ich einen Priester anlog. Falls es so etwas wie die Hölle gibt, sitze ich sowieso in der ersten Reihe. Deshalb sagte ich nur: »Glaube ist sehr wichtig«, und er schien damit glücklich.
»Großartig, okay«, meinte er, während er verstohlen auf seine Uhr sah. »Dexter, haben Sie Fragen zu unserer Kirche?«
Eine gute Frage, doch sie traf mich unvorbereitet, da ich davon ausgegangen war, in diesem Gespräch Fragen zu beantworten, nicht, sie zu stellen. Ich war problemlos in der Lage, noch mindestens eine Stunde lang auszuweichen – doch ehrlich, was sollte ich bloß fragen? Verwendeten sie Traubensaft oder Wein? War der Kollektenkorb aus Metall oder Holz? War Tanzen Sünde? Ich war einfach nicht vorbereitet. Und er wirkte auch noch, als wäre er aufrichtig an meinen Fragen interessiert. Deshalb lächelte ich Reverend Gilles beruhigend an und sagte: »Eigentlich würde ich zu gern wissen, wie Sie über dämonische Besessenheit denken.«
»Dexter!« Rita schluckte, ein nervöses Lächeln im Gesicht. »Das ist nicht – du kannst doch nicht …«
Reverend Gilles hob die Hand. »Schon gut, Rita. Ich glaube, ich weiß, worauf Dexter hinauswill.« Er lehnte sich im Stuhl zurück und nickte, wobei er mich mit einem freundlichen und wissenden Lächeln bedachte. »Es ist schon eine Weile her, dass Sie das letzte Mal zur Kirche gegangen sind, oder, Dexter?«
»Nun, eigentlich ja«, sagte ich.
»Ich glaube, Sie werden feststellen, dass die neue Kirche sich der modernen Welt sehr gut angepasst hat. Die zentrale Botschaft von Gottes Liebe ändert sich nie«, erklärte er. »Doch manchmal kann sich unser Verständnis davon ändern.« Und dann zwinkerte er mir doch tatsächlich zu. »Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass Dämonen etwas für Halloween sind, nicht für den Sonntagsgottesdienst.«
Nun, schön, eine Antwort zu erhalten, auch wenn es nicht die war, die ich gesucht hatte. Ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass Reverend Gilles ein Grimoire hervorziehen und eine Beschwörung zitieren würde, aber ich gebe zu, dass ich ein klein wenig enttäuscht war. »Okay, danke«, sagte ich.
»Noch weitere Fragen?«, erkundigte er sich mit befriedigtem Lächeln. »Über unsere Kirche oder über die Zeremonie?«
»Nein«, sagte ich. »Das scheint alles ganz einfach.«
»Das denken wir auch gern«, sagte
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