Kommando-Operation (Drei Military Action Thriller in einem Band) (German Edition)
Regenzeit haben“, fuhr der Kambodschaner in seinem akzentschweren Englisch fort.
„Wieso?“, fragte Fellmer ahnungslos.
„Weil in der Regenzeit viele Straßen unter Wasser stehen. Die Flüsse und Seen treten über ihre Ufer und wenn man kein Boot besitzt, ist man schlecht dran.“
„Verstehe.“
Endlich bewegte sich die Schlange unterschiedlichster Fahrzeuge fort.
Der Boulevard Confederation de la Russie stieß nun auf den Monivong Boulevard, die von Norden nach Süden verlaufende Hauptverkehrsader der Stadt.
Das Taxi fuhr geradeaus, auf den alten Markt zu. Aber das dortige Gewimmel aus fliegenden Händlern, Moped-Karren, Rikschas und halbverrosteten Autos mied er und bog links in eine Seitenstraße ein. Dann ging es nach rechts, wieder nach links und innerhalb von wenigen Augenblicken hatte Fellmer vollkommen die Orientierung verloren. „Diese Stadt ist wie ein Labyrinth“, meinte er und blickte aus dem Fenster. Auf engstem Raum waren hier kleine Werkstädten und Wohnungen zu finden.
Die Familien lebten auf wenigen Quadratmetern zusammengedrängt.
Aber der Taxifahrer kannte sich aus. Mit traumwandlerischer Sicherheit fand er seinen Weg durch das Labyrinth der winzigen Straßen und Gassen.
Schließlich erreichte er den breiten Sisowath Quai, der am Flussufer entlang führte. Etwa einen Kilometer weiter südlich teilte sich der Tonle Sab vom Mekong.
Die Flüsse und Seen Kambodschas waren traditionell die wichtigsten Verkehradern des Landes. Wichtiger noch als das Straßennetz, von dem in der Regenzeit immer ein beträchtlicher Teil nicht passierbar war. Unzählige Boote und Flussschiffe jeder möglichen Größe und Antriebsart waren auf dem fast fünfhundert Meter breiten Tonle Sab zu sehen, der in seinem weiteren Verlauf in einen gewaltigen See gleichen Namens mündete.
Der Mekong hingegen zweigte nach Norden in Richtung der laotischen Grenze ab.
Dorthin, wo das Land der Neuen Roten Khmer war.
Das Taxi hielt vor dem Hotel Wat Phnom. In unmittelbarer Nähe war unübersehbar das Wahrzeichen der Stadt. Wat Phnom Penh, eine Tempelanlage auf einem dreißig Meter hohen, mit Bäumen bewachsenen Hügel.
Eine Treppe führte hinauf, die von stilisierten Löwen aus Stein bewacht wurde.
„Ist nur ein kleiner Tempel“, sagte der Taxifahrer, als er Ina Karels’
Blick bemerkte. Die junge Niederländerin war offensichtlich beeindruckt.
„Eine kleine Kopie von Angkor Wat – mehr nicht. Die Roten Khmer haben die Ruinen als Steinbruch verwendet. Vielleicht hat dieser Frevel an den Göttern ihnen den Untergang gebracht.“
„Soweit ich gehört habe, gibt es sie doch noch“, meinte Fellmer. „Da draußen im Dschungel.“
„Ja. Unverbesserliche und Mörder, an deren Händen so viel Blut klebt, dass niemand ihnen je wieder die Hand geben würde. Jedenfalls werden sie nie wieder die Macht übernehmen.“
„Sie haben es schon einmal geschafft“, gab Fellmer zu bedenken. Und in Gedanken setzte er noch hinzu: Damals war ihre Bewaffnung schlechter, während die Regierung, die sie bekämpften, massive Unterstützung durch die USA genoss.
„Das Volk hat die Machtergreifung der Roten Khmer begrüßt“, sagte der Taxifahrer. „In den Straßen von Phnom Penh herrschte Freude – bis die neuen Herren die gesamte Bevölkerung aus der Stadt trieben, damit die dekadenten Stadtmenschen auf den Reisfeldern dem Volk dienten. Die Roten Khmer haben damals ein Viertel ihres eigenen Volkes umgebracht.
Weitere Millionen starben an Unterernährung. Das vergisst man nicht. In jeder Familie gibt es Opfer. Nein, diesmal würde es das Volk ihnen nicht gestatten, die Macht zu übernehmen.“
„Ich hoffe, Sie haben recht“, sagte Fellmer.
Karels bezahlte das Taxi. Wenig später stiegen sie aus. Sie hatten nur leichtes Gepäck bei sich.
Die beiden ISFO-Soldaten betraten die Hotelhalle und genossen die Kühle, die hier herrschte. Das Hotel war klimatisiert.
Nachdem sie eingecheckt hatten, sprach sie ein Mann mit buntem Hawaii-Hemd an.
„Sie sind Fellmer und Karels?“, fragte er.
„Ja“, bestätigte Fellmer.
„Ich bin Clive Berenger.“
Das war der Name der CIA-Manns, den sie in Phnom Penh treffen sollten. Dass er sie bereits im Foyer des Hotels abpasste, damit hatte Fellmer allerdings nicht gerechnet.
Berenger war ein breitschultriger Man mit Bauchansatz, Mitte fünfzig, grauhaarig und mit einem spöttischen Lächeln um die dünnen Lippen. Er hatte von seiner Zentrale den Auftrag, dafür zu sorgen, dass die
Weitere Kostenlose Bücher