Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommandosache HC-9

Kommandosache HC-9

Titel: Kommandosache HC-9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
daß er ei­ne so un­ver­fäng­lich aus­se­hen­de Nach­richt ver­stand und ent­spre­chend han­del­te.
    Un­miß­ver­ständ­lich aus­ge­drückt, ich hat­te den Be­fehl er­hal­ten, mich heu­te pünkt­lich um 2x Uhr auf der Dach­ter­ras­se des Mo­ons­hi­ne-Ho­tels ein­zu­fin­den. Dort wür­de je­mand auf mich war­ten; das stand fest. Viel­leicht kam ich bei der Ge­le­gen­heit zu ei­nem un­ver­hoff­ten Kuß, denn si­cher­lich wür­de Miß Elis Tee­fer ih­re Rol­le sehr ernst neh­men.
    Ich fal­te­te den Brief­bo­gen zu­sam­men und steck­te ihn in den Um­schlag zu­rück. Ich muß­te ihn wie­der ab­lie­fern; dar­über konn­te es kei­nen Zwei­fel ge­ben.
    Tief durch­at­mend, von ver­wor­re­nen Vor­stel­lun­gen ge­quält, er­hob ich mich und schritt auf die Ter­ras­se hin­aus. Da mein Apart­ment im zwei­und­drei­ßigs­ten Stock­werk des Hoch­hau­ses lag, hat­te ich einen wun­der­vol­len Blick über die Ches­a­pea­ke-Bucht. Un­ter mir sah ich das Vil­len­vier­tel der Stadt An­na­po­lis und west­lich, et­wa vier­zig Mei­len ent­fernt, muß­te Wa­shing­ton lie­gen. Dort be­fand sich der zen­tra­le Sitz der GWA. Dort war an­schei­nend et­was aus­ge­ar­bei­tet wor­den, was in spä­tes­tens ei­ni­gen Stun­den auf mich zu­kom­men muß­te.
    Ich fuhr mit der fla­chen Hand über mei­nen nack­ten Ober­kör­per. Ei­gent­lich hat­te ich jetzt ein Son­nen­bad neh­men wol­len. Kri­tisch be­tas­te­te ich die her­vor­ra­gend ver­heil­te Wun­de, die mir vor knapp vier Wo­chen von ei­nem Stahl­man­tel­ge­schoß zu­ge­fügt wor­den war.
    Wie lan­ge la­gen die­se Er­eig­nis­se schon zu­rück! Ich dach­te kaum noch an den Fall »Vi­rus-Lu­na­ris«, der mit sei­nen Brut­be­häl­tern längst wie­der in den ab­ge­si­cher­ten staat­li­chen La­bo­ra­to­ri­en von Hill­town ver­schwun­den war.
    Nun aber war die­ser Brief ein­ge­trof­fen, in dem mich ei­ne ge­heim­ni­sum­wit­ter­te Da­me einen »lie­ben, al­ten Schur­ken« nann­te.
     
     

2.
     
    Ich hat­te einen Hub­schrau­ber des Flug­ta­xi-Diens­tes an­ge­ru­fen, da ich mei­ne ei­ge­ne Ma­schi­ne nicht be­nut­zen woll­te. Lei­se brum­mend stand der Schrau­ber auf der Lan­de­flä­che des Daches. Der Pi­lot ließ dienst­be­flis­sen die Ka­bi­nen­tür auf­glei­ten.
    Ich über­prüf­te den kor­rek­ten Sitz mei­nes dunklen An­zu­ges, ehe ich hin­ein­klet­ter­te und mich in die wei­chen Pols­ter sin­ken ließ.
    »Brin­gen Sie mich zur Dach­ter­ras­se des Mo­ons­hi­ne-Ho­tels.«
    Der Mann nick­te. Die Tür roll­te zu. Un­mit­tel­bar dar­auf be­gann die klei­ne Strahl­tur­bi­ne zu sum­men. Die Ge­räusch­dämp­fung war voll­kom­men, wie man das von ei­ner mo­der­nen Ma­schi­ne auch ver­lan­gen konn­te. Selbst die Ge­räuschab­sor­ber der Luf­tein­laß­öff­nun­gen wirk­ten so hun­dert­pro­zen­tig, daß nur ein zi­schen­der Ton zu ver­neh­men war, als die An­saug­tur­bi­ne an­lief. Der Ar­beits­lärm der Ver­dichter­schau­feln, der vier Brenn­kam­mern und der bei­den Tur­bi­nen war über­haupt nicht zu hö­ren.
    Aus den Au­gen­win­keln her­aus be­merk­te ich, daß der Pi­lot die bei­den Hub­ro­to­ren ein­kup­pel­te. Die Ma­schi­ne glitt lang­sam in die Luft.
    Über mir wir­bel­ten die Auf­triebs­schau­feln der ge­gen­läu­fi­gen Krän­ze; un­ter mir tauch­ten die Stra­ßen, Gär­ten und Ge­bäu­de der klei­nen Stadt auf.
    Der Pi­lot flog einen Um­weg, da er of­fen­sicht­lich be­müht war, dem dich­ten Luft­ver­kehrs­s­trom über der Stadt aus­zu­wei­chen. Ei­ne schnel­le Ma­schi­ne der Luft­po­li­zei flog an uns vor­bei. Sie war an ih­ren Far­ben und an dem ro­ten Licht deut­lich er­kenn­bar.
    Ich er­blick­te die Grün­an­la­gen des Strand­parks. Auf der brei­ten Durch­gangs­stra­ße fuh­ren nur we­ni­ge Tur­bo­wa­gen, doch da­für wim­mel­te es in der Luft von Pri­vat­ma­schi­nen al­ler Art. Seit­dem man schon für neun­hun­dert­fünf­zig Dol­lar einen zwei­sit­zi­gen Schrau­ber kau­fen konn­te, hat­ten sich die Leu­te über­ra­schend schnell von den Au­tos ab­ge­wandt. Das war in­ner­halb von zehn Jah­ren ge­sche­hen. In die­ser Zeit hat­ten die Au­to­mo­bil­fa­bri­ken

Weitere Kostenlose Bücher