Kommandosache HC-9
nicht einen Kriminalisten im eigentlichen Sinne des Wortes gab. Man hatte uns geschult und nochmals geschult. Jeder GWA-Agent mußte über die Fähigkeit verfügen, als Astro-Navigator in einer Mondrakete zu fungieren; aber er mußte auch in der Lage sein, jederzeit einen Marineoffizier zu ersetzen. Das sind nur zwei kleine Beispiele. Ich darf Ihnen versichern, daß es keinen GWA-Agenten gab, der nicht imstande gewesen wäre, in jeder Hinsicht seinen Mann zu stehen und eine Aufgabe mit den nötigen Voraussetzungen anzugehen. Auf Grund dieser Anforderungen hatten wir alle eine zwölfjährige Schulung absolvieren müssen, die in einem streng wissenschaftlichen Rahmen verlaufen war.
Beunruhigt sah ich mich auf dem Dachlandeplatz um. Weit hinter mir schossen Lichtkaskaden in den Himmel, und östlich, jenseits der Chesapeake-Bucht, flammte die Strandbeleuchtung auf.
Langsam ging ich an dem Parkplatzwächter vorbei, der mich höflich grüßte und den Lift nach oben gleiten ließ.
»Möchten Sie zur Dachterrasse, Sir?« fragte er.
Ich verstand und drückte ihm einen Silberdollar in die Hand. An sich wäre das nicht nötig gewesen, da ich nicht mit meiner eigenen Maschine gekommen war.
»Ja, zur Terrasse«, bestätigte ich, als ich den Lift betrat. Dienstbeflissen betätigte der Wächter den Knopf und sprang danach zurück.
Bereits nach wenigen Augenblicken hielt der Lift an. Automatisch schob sich das Gitter zurück. Vor mir lag die riesige Dachterrasse mit ihrem wundervollen Ausblick über den Strand und die Bucht.
Überall brannten kleine Lampen; überall standen subtropische Gewächse. Weiter rechts wurden die versteinerten Reste eines sechsbeinigen Tieres angestrahlt, das vor undenkbaren Zeiten einmal auf dem Mond gelebt haben mußte. Die Direktion des Luxushotels hatte den Fund für einen hohen Preis erworben.
Ich schlenderte zwischen den elegant gekleideten Menschen hindurch und sah mich diskret nach einer jungen Dame um, die sich Elis Teefer nannte.
Ich entdeckte sie an einem abseits stehenden Tisch, direkt an der vorderen Terrassenbrüstung. Sie trug ein schulterfreies Abendkleid aus einem der vielen neuartigen Kunststoffe. Jedesmal, wenn sie sich bewegte, war es, als überflutete ein Lichtermeer ihren Körper.
Billig war das Kleid bestimmt nicht gewesen; auch die herrlichen Smaragde an ihrem Hals waren echt.
Ich beobachtete meine Briefschreiberin einige Augenblicke aus der Deckung einer Zierpflanze, ehe ich auf meine Uhr blickte. Es fehlten noch achtzehn Sekunden an der vollen Minute. Ich wartete, bis der Zeiger weitergesprungen war, und ging dann mit einem strahlenden Lächeln auf ihren Tisch zu.
Sie bemerkte mich sofort und schien mich auch gleich zu erkennen. Aus dieser Reaktion schloß ich, daß ihr jemand mein Bild gezeigt haben mußte. Das gefiel mir an sich gar nicht.
Sie drückte ihre Zigarette aus und hielt mir eine schmale, gepflegte Hand hin. Ich begrüßte sie mit einem Handkuß. Die Leute am Nachbartisch sahen neugierig zu uns herüber. Das auf uns gerichtete Interesse mochte wohl die Ursache sein, weshalb sie mit einem glücklichen, beinahe verträumten Lächeln sagte:
»Wie schön, Liebling, daß du so pünktlich bist. Ich dachte schon, du hättest nicht mehr rechtzeitig hier sein können. Verlief dein Flug angenehm?«
Ich hielt ihre Hand etwas länger als notwendig und blickte dann erst in ihre betörend schönen Augen. Sie bot mir die Wange zum Kuß.
Die ältere Dame am Nebentisch schien gerührt zu sein. Ich konnte hören, wie sie zu ihrem Nachbarn sagte:
»Das ist aber ein nettes Paar!«
Ich beugte mich zu meiner charmanten Partnerin herunter und flüsterte ihr
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