Kommandosache HC-9
zu:
»Bringen Sie mich nicht um meine Fassung. Ich bin auch nur ein Mensch.«
Ein zärtliches Lachen war ihre Antwort. Als ich mich auf den Stuhl an ihrer Seite gesetzt hatte, rückte sie sofort näher und legte den Kopf an meine Schulter.
»Nun legen Sie schon Ihren Ann um meine Schultern«, forderte sie mich mit gedämpfter Stimme auf.
Das waren Töne, die ich Adel besser verstand. Ich hatte einige Mühe, ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken, und umfaßte sie liebevoll. Es war allerhand, was von einem Agenten der GWA verlangt wurde!
Wir unterhielten uns leise, aber trotzdem deutlich genug, damit man am Nebentisch unsere närrischen Worte verstehen konnte. Als ich daran dachte, daß die ältere Dame vielleicht versuchen könnte, das »nette« Paar anzusprechen und einzuladen, überfiel mich ein unangenehmes Gefühl.
Ich ließ unser Gespräch verstummen, indem ich mein Gesicht in Elis’ dunkelbraunem Haar verbarg.
»Na, na«, murmelte sie an meinem Ohr. Bei diesen Worten mußte ich lächeln.
Wissen Sie, ich war vom Chef der GWA wirklich allerhand gewöhnt, aber diese Art von Befehlsübermittlung war die seltsamste, die ich jemals erhalten hatte.
Zu dem Zeitpunkt nahm ich jedenfalls an, daß es sich um die Übermittlung eines Befehls handelte, denn woher hätte mich Elis Teefer sonst kennen sollen. Immerhin war ich vorsichtig genug, vorläufig mit keinem Wort darauf einzugehen. Außerdem unterließ ich es, ihr gegenüber eine Bemerkung über die bedeutendste und gefährlichste Polizeieinheit der Welt zu machen. Zuerst mußte ich ihre Marke gesehen haben. Es lag an ihr, nähere Erklärungen zu geben.
»Gestern hatte ich Geburtstag, Liebling. Wie schade, daß ich unsere Verabredung vergessen hatte.«
»Eine gute Ausrede«, entgegnete sie so leise, daß man es am Nebentisch bestimmt nicht verstehen konnte. »Sie brauchen mich übrigens nicht zu duzen, wenn uns niemand hören kann, Sir.«
Dieses »Sir« wirkte wie eine eiskalte Dusche. Ich zeigte offen meine Verärgerung, aber sie schien sich über meine Reaktion zu amüsieren. Meine Verstimmung steigerte sich. So konnte das nicht weitergehen.
»Es kommen immer mehr Leute, Liebling«, sagte ich etwas lauter. »Wollen wir nicht gehen? Ich habe daran gedacht, die …«
»Oh, an eine Bootsfahrt, nicht wahr?« unterbrach sie mich erfreut. Es war beinahe unheimlich, wie geschickt sie das überglückliche Menschenkind spielte. Ob sie diese Kunst auch beim psychologisch fundierten Schauspielunterricht auf den Hochschulen der GWA erlernt hatte?
Ich sah sie mit überströmender Zärtlichkeit an und bemerkte erstmalig die tausend Teufelchen, die in ihren großen, braunen Augen tanzten. Die kleine Elis nahm mich ganz schön auf den Arm. Es war nur gut, daß ich mein einsames Herz vorher gewappnet hatte.
»Ja, Kleines, eine Bootsfahrt«, flüsterte ich.
»Oh, die Kinder sind ja reizend«, hörte ich hinter mir die alte Dame sagen. Ihre Stimme verriet leichte Rührung.
Elis’ Lippen begannen verdächtig zu zucken. Ich drängte auf raschen Aufbruch.
»Nichts wie weg. Gleich kommt sie an unseren Tisch. Dann ist es aus. Sie sind mir überhaupt einige Erklärungen schuldig. Was hatten Sie bestellt?«
Aus ihren Angaben konnte ich erkennen, daß sie zumindest eine halbe Stunde gewartet hatte. Ich zahlte und gab dem verständnisvoll lächelnden Kellner ein reichliches Trinkgeld, weil ich nichts verzehrt hatte.
Beim Vorbeigehen verbeugte ich mich höflich vor der älteren Dame. Sie winkte freundlich zurück.
Elis war schon einige Schritte vorausgegangen. Während ich ihr folgte, fiel mir auf, daß diese junge Frau eine herrliche Figur hatte. Ob es in der GWA noch mehr
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