Kommandosache HC-9
unbefriedigenden Verlauf der Nacht geflucht. Gegen acht Uhr war er abgefahren, da er seinen Tagesdienst antreten mußte.
Ich hatte mich im »Three Hell Club« erfrischt. Ein Mixer hatte mir seine Tube mit Bartentfernungscreme ausgeliehen.
Nun sah ich wieder einigermaßen menschenwürdig aus, zumal der Kunstfaserstoff meiner Uniform nicht knitterte.
Danach suchte ich Porter in seinem Büro auf und grüßte vorschriftsmäßig. Das Gesicht des Admirals verriet nichts Gutes. Er musterte mich abschätzend. Seine Verärgerung war nicht zu übersehen.
»Aha«, empfing er mich, »es hätte mich auch gewundert, wenn Sie ausgeschlafen angekommen wären. Hatte ich Sie nicht vor Ridgeman gewarnt? Hoffentlich haben Sie die Erfahrung gemacht, daß es in den Nachtlokalen von Tanaga auch teuer ist, obwohl Sie die Getränke steuerfrei erhalten. Setzen Sie sich.«
Anscheinend betroffen setzte ich mich auf den Rand eines Sessels und umklammerte meine Dienstmütze. Vorübergehend hatte ich den Eindruck, als habe der Admiral trotz seiner Zurechtweisung innerlich geschmunzelt. Aber ich konnte mich auch getäuscht haben.
Mit einigen Papieren in der Hand kam er näher und nahm ebenfalls Platz. Er schwieg einige Sekunden, bevor er sagte:
»Liming, ich habe vor zwei Stunden den Befehl erhalten, Sie vorläufig zu inhaftieren. Sie dürfen den Stützpunkt nicht verlassen, bis die Sache entschieden ist. Wenn Ihr Kreuzer vorher seeklar sein sollte, hat ein anderer Offizier das Kommando zu übernehmen. Es tut mir leid, aber ich kann daran nichts ändern. Der Befehl kommt aus Washington.«
Ich saß wie erstarrt. Wäre ich ein »normaler« Navy-Offizier gewesen, hätten diese Worte praktisch das Ende meiner Laufbahn; bedeutet. Ich dachte darüber nach, was die ganze Geschichte bedeuten sollte. Selbstverständlich gab es für mich keinen Zweifel, daß der GWA-Chef längst über den Notenwechsel in allen Einzelheiten orientiert war.
Es sah danach aus, als hielte es General Reling für richtig, die drohende Verhandlung nicht abzubiegen. Für diesen Entschluß gab es sicherlich gute Gründe. Ich mußte abwarten.
Stockend entgegnete ich:
»Ich … ich verstehe, Sir. Ich erlaube mir auch keine Kritik an den Anordnungen des Navy-Departments, obwohl ich allerhand zu sagen hätte.«
»Sprechen Sie es lieber nicht aus«, knurrte Porter. Seine Hände ballten sich. »Die einzige Sache, die Ihnen das Genick brechen kann, ist die Tatsache, daß Sie das Boot in international offenen Gewässern angegriffen haben. Es wird auf die Zeugenaussagen Ihrer Offiziere ankommen. Sie können aber auch nur bestätigen, daß der fremde Kreuzer keine Erkennungszeichen trug. Das wird von der GAS-Regierung bestritten. Es wird behauptet, die Kennziffer hätte sich seitlich am Rumpf befunden, so daß Sie sie von oben her nicht hätten ausmachen können. Womit wollen Sie also Ihre Maßnahme begründen?«
»Sir, ich war schließlich für die vier C-Bomben verantwortlich.«
»Selbstverständlich, aber das wird man als stichhaltige Begründung nicht anerkennen. Sie müssen den einwandfreien Beweis erbringen, daß Sie angegriffen worden sind. Können Sie das?«
»Natürlich, Sir! Ich vernahm das kreischende Geräusch der auftreffenden Ultra-Schallwellen.«
Er lachte rauh.
»So, das vernahmen Sie. Die Erklärung wird man zur Kenntnis nehmen, sie aber nicht als beweiskräftig beurteilen, da Sie schließlich von Ihnen stammt. Sie sind Partei, Liming. Wer kann außer Ihnen bezeugen, daß Sie mit einem Schallstrahler angegriffen wurden?«
»Mein L. I. Kapitänleutnant Spencer«, warf ich erregt ein. »Er hat an den Manövern mit unseren neuen
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