Kommandosache HC-9
Kaliber, was eine achtfach größere Thermonital-Füllung bedeutet. Ich möchte nicht auf dem gleichen Fleck stehenbleiben, wenn so ein Geschoß einen Meter neben mir abbrennt. Du brauchst deinen Mann gar nicht genau auf den Punkt zu treffen. Was bei einem normalen Geschoß nur einen Streifschuß bedeutet, das bringt bei dieser Ladung den sofortigen Hitzetod.«
»Danke für die Aufklärung«, fuhr ich ihn an. »Bring mich mm in einen Laden, wo wichtige Leute verkehren. Die Kleinen interessieren mich nicht; die kriegen wir ohnehin, wenn wir wissen, wo die Großen zu suchen sind.«
»Schön gesagt«, meinte der Zwerg. In seinem Gesicht bildeten sich tausend Falten. »Glaubst du ernstlich, daß man sich heute schon an dich heranmacht? Die werden dich erst einmal näher unter die Lupe nehmen, wenn sie diese Absicht überhaupt haben. Wir können froh sein, wenn nach Ablauf einer Woche die erste Annäherung erfolgt.«
Ich preßte die Lippen zusammen und sagte nichts mehr. Ich wüßte nur zu genau, daß der Kleine recht hatte. Die »Einsickerungstaktik« war zweifellos gut, doch sie hatte auch ihre Nachteile. Wenn man überhaupt nichts wußte, so mußte man wohl oder übel auf den Zeitpunkt warten, wo sich der Gegner von selbst meldete. Damit konnte man etwas anfangen, aber vorher hieß es warten, sogar geduldig warten. Das aber kostete Nerven.
Ich verstaute die anderen Geräte meiner Sonderausrüstung innerhalb des Fernsehgerätes und hoffte, daß man sich das Innere des Empfängers nicht so genau ansehen würde. Der Hohlraum, in dem sich die Reste meiner Spezialausrüstung befanden, war jedenfalls gut abgedeckt.
Hannibal sah kritisch in das Gerät hinein.
»Sehr schön, sieht gut aus. Was passiert aber, wenn einer auf den Gedanken kommen sollte, den Kasten anzuschalten?«
»Gar nichts, das solltest du wissen«, fuhr ich ihn leicht gereizt an. »Die Verbindungen sehen nur so aus wie Lötstellen. Die Klebemasse leitet nicht.«
Fünf Minuten später verließen wir das Haus. Ehe ich die Schiebetür verschloß, schaltete ich den Auslösekontakt der Kamera ein. Wenn ich zurückkehrte, würde sie zwar auch anlaufen, aber das war bedeutungslos.
Da es bis zur Zentrale nur zehn Minuten zu gehen war, hatten wir auf einen Wagen verzichtet. Gemütlich schlenderten wir den Nebenstollen hinunter, bis vor uns die gewaltige Höhlung auftauchte, in die man eine regelrechte Stadt hineingebaut hatte.
»Da wären wir«, stellte der Kleine fest, als wir den hellerleuchteten Dom betraten. »Ich werde dir unter die Arme greifen. Langer.«
»Dazu müßtest du dich gewaltig anstrengen«, ärgerte ich ihn. »Zeige mir einen teuren Laden und sorge dafür, daß ich in ein Spiel verwickelt werde. Vielleicht Poker! Ich möchte, daß man sieht, wie leicht ich mein Geld verliere, von dem ich ohnehin nicht genug besitze. Bunt wollen es die Leute haben, verehrter Kollege!«
9.
Es hatte sich nichts, aber auch gar nichts ereignet, was mich auch nur um eine Erkenntnis reicher gemacht hätte.
Ich hatte eine turbulente Nacht erlebt. Der liebe Hannibal hatte seinem Ruf alle Ehre gemacht. Ich hatte reichlich viel getrunken, gepokert und bei den Spielen rund elfhundert Dollar verloren. Ich hatte mit hohen Offizieren gesprochen und mit meinem Abenteuer angegeben. Es waren Bemerkungen über die neue Schallkanone gefallen; aber ich war vorsichtig gewesen.
Eine Bardame hatte mich zu trösten versucht, als ich ihr niedergeschlagen von meiner treulosen Frau erzählt hatte. In den vergangenen Stunden war von mir alles unternommen worden, was gerade noch zu verantworten gewesen war – trotzdem hatte ich nichts erreicht. Hannibal hatte über den
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