Kommandosache HC-9
unserer Mikrosender ansprach. Wenn wir in akute Gefahr kommen sollten, so konnte sie jederzeit handeln.
Vorsichtig legte ich meine Spezialuhr an, deren winzige Sprühdüse nur bei einer sehr sorgfältigen Untersuchung zu entdecken war. Innerhalb des normal aussehenden Gehäuses befanden sich wenige Tropfen einer höllischen Säure, die sogar besten Stahl in kochende Materie verwandelte. Die Uhr diente nur als Notwehrwaffe. Die unter Druck stehende Füllung reichte für drei Sprühschüsse, die aber vollkommen genügten, um das Gesicht eines Gegners restlos zu zerstören.
Ich hatte bei meinem Einsatz in Ostasien erfahren, wie wichtig eine solche Notwehrwaffe sein konnte.
Hannibal reichte mir die Krawattennadel, auf deren Rückseite eine Widmung eingraviert war. Sie konnte für das Geschenk einer Freundin gehalten werden. Dieser Eindruck war auch beabsichtigt.
Ich drückte auf den kaum fühlbaren Knopf, und die lange Spange klappte auseinander. Darin befanden sich acht winzige rote Kugeln, vergleichbar mit Stecknadelköpfen. In den Hohlräumen der Plastikkügelchen befanden sich geringe Mengen jenes grauen Pulvers, das unsere Wissenschaftler »Thermonital« nannten.
Der Stoff glich dem veralteten Thermit. Sobald er mit dem Sauerstoff der Luft in Berührung kam, brannte das Pulver unter der Entwicklung von zwölf tausend Hitzegraden ab.
Unsere Versuche hatten bewiesen, daß die Füllung einer einzigen Ladung ausreichte, um den Stahlriegel einer Panzertür verdampfen zu lassen.
Sorgfältig schob ich die Spange über mein schwarzes Halstuch. Anschließend griff ich nach der Waffe, die ich zu meinem größten Bedauern nicht führen durfte.
Die schwere Thermo-Rak-Automatik mit dem 25-Schuß-Magazin wäre bei einer Entdeckung sofort als GWA-Spezialwaffe erkannt worden. Das hätte den sofortigen Verrat meines Unternehmens bedeutet.
Thermo-Rak-Pistolen besaßen nicht einmal die Beamten der Geheimen-Bundeskriminalpolizei. Sie waren eine Spezialentwicklung der GWA und ausschließlich den GWA-Agenten vorbehalten. Die Waffen schossen nicht mehr mit normalen Patronen, sondern mit winzigen Raketengeschossen, so daß nach dem Schuß kein Hülsenauswurf erfolgte. Die Geschoßzündung erfolgte elektrisch. Das bedeutet eine enorme Feuergeschwindigkeit, sobald man auf Dauerfeuer umstellte.
Ich sah auf den mantelverkleideten Lauf mit den Abgasöffnungen und betrachtete auch die fünf Zentimeter langen Geschosse, die nach dem Aufschlag sofort zündeten. Die Ladung bestand aus Thermonital.
»Zwecklos, Langer«, warf Hannibal sachlich ein. »Du kannst die Thermo-Rak nicht am Körper tragen. Nimm die andere Kanone.«
Ich legte die Waffe weg und ergriff die 38er-Automatik mit dem zwölfschüssigen Magazin. Es war meine Dienstwaffe, die ich als Kommandant eines U-Kreuzers auch innerhalb des Stützpunktes Tanaga tragen durfte. Das konnte also keineswegs auffallen.
Ich entleerte das Magazin und griff nach der Schachtel mit der GWA-Spezialmunition, die ich von unserer Ausrüstungsabteilung erhalten hatte.
Die blanken Messinghülsen der Patronen unterschieden sich überhaupt nicht von der normalen Munition. Die Ladung war auch die gleiche.
Im Gegensatz dazu aber besaßen die harmlos aussehenden Nickelmantel-Geschosse eine verhältnismäßig große Thermonital-Füllung. Sie reichte aus, um einen schweren Felsblock in glutflüssige Lava zu verwandeln.
»Nimm das Ding schon«, drängte Hannibal ungeduldig. »Sie ist unseren Spezialkanonen zwar unterlegen, doch dafür hat sie ein weitaus größeres
Weitere Kostenlose Bücher