Kommandosache HC-9
meine Überlegungen stimmten, so war das wieder ein typisches Beispiel für die teuflischen Intrigen hinter den Kulissen. Das Motiv für den plötzlichen Tod meines Leitenden Ingenieurs schien nun klar auf der Hand zu liegen. Man hatte einen Zeugen ausschalten wollen, der mit gutem Gewissen hätte beschwören können, daß mein Kreuzer tatsächlich angegriffen worden war. Jetzt war dieser Zeuge tot; ausgeschaltet, wie man wenig schön sagte.
Spencer tat mir leid. Ich hatte ihn für einen tüchtigen und ehrlichen Mann gehalten. Nun glaubte ich auch nicht mehr daran, daß er für die gegnerische Spionage gearbeitet haben könnte. Er war das Opfer eines Plans geworden, der sich gegen einen Kapitän zur See, U-Boot-Kommandant in der US-Navy, richtete.
Als ich mit meinen Schlußfolgerungen so weit gekommen war, zuckte ein Lächeln über meine Lippen. Ich fühlte, daß ich auf dem richtigen Wege war. Meine unbekannten Gegner hatten ein geniales Manöver eingeleitet, um einen bis dahin unbescholtenen, als tüchtig anerkannten Navy-Offizier in den Schmutz zu ziehen.
Sie hatten alles hervorragend arrangiert. Ich war felsenfest davon überzeugt, daß eine Verhandlung vor dem Kriegsgericht zum Untergang des Kapitäns Robert Liming führen mußte.
Das wußten die führenden Männer auf der anderen Seite auch, doch sie hatten sich in einem einzigen Punkt getäuscht! Sie wußten nicht, daß es diesen Kapitän Liming niemals gegeben hatte. Sie ahnten auch nicht, daß sie gegen einen Captain der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr antraten, dessen Vollmachten sogar ausgereicht hätten, notfalls den gesamten Stützpunkt in die Luft zu sprengen.
Mein stilles Lächeln verstärkte sich, als ich meine Tür öffnete und die Kamera aus der Tarnung löste. Es waren einige Meter Film abgelaufen. Das konnte nicht nur durch meinen raschen Eintritt geschehen sein. Ich hatte also in der Zwischenzeit Besuch bekommen.
Behutsam steckte ich die Kamera in meine Rocktasche und sicherte sorgfältig die Tür.
Vorsichtig betrat ich mein Wohnzimmer, in dem sich anscheinend gar nichts verändert hatte.
Ich hustete, trat laut auf und blickte mich forschend um. Man hatte mich nicht umsonst zwölf Jahre lang geschult, ehe ich aktiv für die GWA in den Einsatz durfte.
Nach zehn Minuten hatte ich ein nur stecknadelkopfgroßes Mikrophon entdeckt, das mein Besucher hinterlassen hatte.
Es hing geschickt versteckt hinter einer Rohrkrümmung der Klimaanlage. Die haarfeine Spezialleitung war hinter der Rohrschlange an die Wand geklebt worden. Der Draht verschwand durch die Rückwand meines Fertighauses, hinter der in unmittelbarer Nähe ein sicherlich starker Sender stehen mußte. Der ungebetene Gast hatte säuberlich die Kunststoffwand durchbohrt und die Stelle vorbildlich getarnt.
Trotzdem konnte es sich nicht um einen erfahrenen Mann gehandelt haben, da er sonst das hochempfindliche Mikrophon niemals ausgerechnet nahe der Rohrschlange der Klimaanlage angebracht hätte.
Das mußte laufend Störgeräusche geben, da die Anlage ununterbrochen arbeitete.
Ich lachte lautlos vor mich hin und suchte anschließend die anderen Räume ab. Aber ich konnte nichts mehr entdecken. Sie hatten sich mit dem Mikrophon im Wohnzimmer begnügt. Wahrscheinlich in der Annahme, daß ich im Schlafzimmer keine Unterhaltungen führen würde. Auch im Bad war nichts zu erspähen.
Jetzt stellte sich für mich die Frage, ob es irgendwo einen Mann gab, der laufend vor dem Empfänger saß und lauschte.
Allerdings war die Wahrscheinlichkeit größer, daß mein Besucher keinen abhörgefährdeten Sender, sondern nur einen Mikroverstärker
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