Kommandosache HC-9
verstehen Sie unter Aufgaben?« warf ich kühl ein. »Ich sehe ein, daß wir uns vollkommen in Ihrer Hand befinden. Sie kennen unseren Plan. Das würde genügen, uns restlos auszuschalten. Insoweit sehe ich klar. Was wollen Sie nun eigentlich? Wissen Sie nicht, daß mir eine kriegsgerichtliche Verhandlung droht; daß ich jeden Augenblick verhaftet werden kann? Was kann ich Ihnen unter solchen Umständen nützen? Lassen Sie mich meinen Fluchtplan durchführen.«
Sie musterte mich. Mir war dabei gar nicht wohl zumute.
»Das ist nicht notwendig, Mr. Liming«, entgegnete sie nach einigen Augenblicken. »Wenn Sie auf mein Angebot eingehen, kann das Verfahren gegen Sie niedergeschlagen werden. Die GAS-Regierung wird die Protestnoten zurückziehen und auch auf die Schadensersatzansprüche verzichten. Das muß Ihnen genügen.«
Ich sah sie zweifelnd an.
»Haben Sie wirklich einen solchen Einfluß?«
»Sind sie wirklich so naiv, oder geben Sie sich nur so? Der Chef wird das besorgen. Sind Sie einverstanden? Wir garantieren für Ihre Sicherheit. Sie werden auch Ihr Kommando wieder erhalten.«
Hannibal lachte bissig.
»Schön, auch das will ich glauben. Was habe ich dafür zu tun?« fragte ich beunruhigt.
»Für uns zu arbeiten; das ist alles. Wir legen Wert auf eine gute Verbindung zur Außenwelt. Bisher hat sich das außerordentlich schwierig gestaltet. Sie wissen selbst, daß Tanaga nur durch U-Boote erreichbar ist. Infolgedessen benötigen wir U-Boot-Kommandanten, die unsere Nachrichten nach draußen bringen.’ Untergeordnete Besatzungsmitglieder sind für uns bedeutungslos, denn nur ein Kommandant kann die Befehle geben, die zur Übergabe der Nachrichten erforderlich sind.«
Hannibal sah gegen die Decke, und ich begann verhalten zu lächeln.
»Interessant. Ich soll also wichtige Unterlagen aus dem Stützpunkt hinausbringen. Ist das alles?«
»Das ist alles. Mehr haben Sie nicht zu tun. Die Unterlagen werden nicht sehr umfangreich sein. Es handelt sich immer nur um kleinere Behälter, die Sie auf hoher See zu übermitteln haben. Sie haben die Behälter lediglich ins Wasser zu werfen, wo sie von einem anderen U-Boot aufgenommen werden. Dafür ist es erforderlich, daß Sie entweder auftauchen, oder die Behälter mitsamt Ihren Abfällen aus dem Boot ausstoßen. Ich sage Ihnen offen, Mr. Liming, daß wir besonderen Wert auf Ihre Mitarbeit legen. Sie gehören zu den wenigen U-Boot-Kommandanten, denen man hier im Stützpunkt allergrößtes Vertrauen entgegenbringt, was Sie in Ihrem Fall durch den Transport der C-Bomben gerechtfertigt haben. Sie erhalten für jede erfolgte Nachrichtenübermittlung hunderttausend Dollar.«
»Und ich? Was habe ich dabei zu tun?« fragte Hannibal interessiert.
Sie sah ihn abschätzend an und entgegnete ruhig:
»Nicht so viel, Ridgeman. Es trifft sich gut, daß Sie zweiter Sicherheitschef für die Schleusen sind. Es ist Ihre Aufgabe, darauf zu achten, daß Liming unkontrolliert sein Boot betreten kann, sobald er Nachrichten bei sich hat. Das können Sie doch, nicht wahr?«
»Was springt dabei für mich heraus?«
»Zwanzigtausend, nicht mehr. Wir zahlen schon sehr anständig für eine an und für sich leichte Arbeit.«
»Die aber ebenso leicht den Kopf kosten kann«, brummte ich. »Waren das Ihre Vorschläge?«
»Vorläufig ja. Wir werden Ihnen den Weg ebnen. Sind Sie einverstanden?«
Ich sah zu Hannibal hinüber. Er zuckte mit den schmalen Schul tern. Mit einem zynischen Unterton in der Stimme meinte er:
»Es dürfte dir wohl kaum ein anderer Ausweg bleiben, mein Lieber! Wenn das Verfahren abgebogen wird, ist ja alles gut. Dann brauchst du auch nicht mehr Hals über Kopf zu
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