Kommandosache HC-9
Kapitän Orlop, nicht auf den Gedanken gekommen ist, in Limings Quartier ein Abhörmikrophon einzubauen. Wenn er daran gedacht hätte, dann wären Sie wirklich verhaftet worden.«
»Großartig.« Ich lachte aufreizend. »Und was haben Sie mit uns vor? Die Sache sieht mir sehr nach einer Entführung aus.«
»Seien Sie froh, daß wir rechtzeitig geschaltet haben. Wenn Sie vernünftig sind, passiert Ihnen nichts. Ich habe lediglich den Auftrag erhalten, Sie zwecks einer eingehenden Aussprache an einen anderen Ort zu bringen. Sie brauchen sich also nicht aufzuregen.«
»Was verstehen Sie unter Aussprache?« fragte Hannibal aggressiv.
»Das kommt auf Sie an. Wir werden Ihnen gewisse Vorschläge unterbreiten. Wenn Sie annehmen, sind Sie aus allen Schwierigkeiten heraus. Das kriegsgerichtliche Verfahren gegen Liming wird dann eingestellt werden. Sie können verdienen, was Sie wollen. Natürlich werden Sie unsere Bedingungen erfüllen müssen.«
»Es erscheint mir verwunderlich, daß Sie so frei von Ihrem offensichtlichen Verrat sprechen«, bemerkte ich rauh.
»Das ist gar nicht verwunderlich, Liming. Das sollten Sie wissen. Wir haben Sie vollkommen in der Hand. Das Tonband mit Ihrem Fluchtplan und dem damit verbundenen Landesverrat ist in unserem Besitz. Sie werden sich hüten, auch nur die geringfügigste Bemerkung gegenüber Uneingeweihten fallenzulassen. Ist Ihnen das klar?«
Ich schwieg, da ich fürchtete, daß man den Triumph in meiner Stimme wahrnehmen könnte. Die Leute hatten so prompt angebissen, wie ich es sehnlichst erwartet hatte. Vielleicht hätten sie noch tagelang gezögert, wenn wir sie durch unser »Hörspiel« nicht zu einer sofortigen Verbindungsaufnahme bewegt hätten.
»Ich habe begriffen, Doc«, murmelte ich leise. »Was wollen Sie von uns. Oder von mir? Natürlich die Unterlagen über die amerikanische Ultraschallunterwasserkanone, nicht wahr?«
»Auch, aber erst in zweiter Linie. Sie werden alles hören. Fahren Sie langsamer, Strubing.«
Der Sergeant nickte und fuhr in einen Stollen ein, der sich serpentinenartig nach unten wand. Weit entfernt hörte ich grollende Geräusche, aus denen ich entnehmen konnte, daß wir uns recht weit im nördlichen Teil der Insel befinden mußten. Dort wurde noch gearbeitet. Sprengungen donnerten Tag und Nacht durch das unterirdische Labyrinth.
Uns begegneten schwere Lastwagen, die mit Felsschutt beladen waren. Anschließend kreuzten wir die Geleise der Hochbahn.
Es dauerte noch fünf Minuten, bis wir endlich in einen breiten Tunnel einbogen, der offensichtlich mehr zu Wohnzwecken als dem Durchgangsverkehr diente.
Der Wagen hielt vor einem größeren Fertighaus, das sich in seiner halbkugelförmigen Konstruktion an die Felswand anlehnte. In guter Sichtdeckung zur Straße stoppte der Wagen.
Dr. Tonther sah sich vorsichtig um und deutete auf das Haus, in dem sich eine Seitentür öffnete.
»Verlassen Sie den Wagen, und gehen Sie schnell hinein! Beeilen Sie sich! Sie werden erwartet.«
Als Sergeant Strubing die Tür öffnete, gab ich Hannibal einen Wink. Der Kleine stieg aus und rannte zu dem Gebäude hinüber. Ich folgte ihm rasch. Tonther und Strubing kamen hinterher.
Ich betrat den kleinen Vorraum, in dem Hannibal bereits wartete. Vor uns glitt eine Schiebetür zurück. Ich erblickte eine schwarzhaarige Frau, die betont ruhig in einem Sessel saß und in einem Buch las.
»Oh, bitte, treten Sie näher«, empfing uns Doris Elvador, die ich in der vergangenen Nacht ebenfalls kennengelernt hatte. Sie gehörte zum engeren Stab des Chef-Geologen Dr. Siluk und war die geologische Leiterin eines Bauabschnitts.
Beim Eintritt
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