Komme, was Wolle
die schönste Frau ist, die ich je gesehen habe.«
Drei Gläser Whisky später fühle ich mich ziemlich entspannt, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich noch aufstehen kann, und Daniel erzählt mir von seiner ersten Freundin, die Flora hieß.
»Das klingt süß.«
»War sie auch. Ich hätte zu Hause bleiben und sie heiraten sollen. Wahrscheinlich hätte ich inzwischen Kinder und würde ein anständiges Leben führen. Stattdessen bin ich irgendwie in diesen verdammten Wanderzirkus geraten. Mann, ich bin wirklich hungrig. Sie auch? Soll ich uns etwas heraufkommen lassen?«
»Ja, das wäre – Herrgott, wie spät ist es?«
»Beinahe acht.«
»Scheiße, ich sollte jetzt bei Mum sein und mit einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht Canapés servieren und nicht hier sitzen und mich mit Ihnen betrinken.«
»Pfeifen Sie auf sie.«
Ich lache.
»Ich meine es ernst. Das sind Ihre Ferien, richtig?«
»Schon, aber …«
»Also, pfeifen Sie auf sie.«
»Eigentlich haben Sie recht, ich muss wirklich nicht unbedingt da sein. Genau genommen wird es setzlich sein.« Hilf Himmel, ich kann nicht mal mehr entsetzlich sagen. Ich glaube, ich bin betrunkener, als ich dachte. Vielleicht wäre etwas zu essen keine schlechte Idee.
»Ich will nur eben Vin anrufen und mich nach den Jungs erkundigen.«
»Ich lasse uns Speisekarten bringen.«
Vin ist begeistert. Tatsächlich hält er die Idee für brillant. »Sie wird total austicken.«
»Oh Gott.«
»Hör auf, alles ist bestens. Du bleibst und isst etwas. Das verschafft mir und Lou eine Spitzenentschuldigung. Wir werden sagen, wir müssen mit den Jungs eine Pizza essen gehen, und auf die Weise gelingt uns allen die Flucht.«
»Sie wird stinksauer sein.«
»Dann ist es ja gut, dass sie nicht mitkommt, nicht wahr? Hör zu, es ist ja nicht so, dass sie uns wirklich braucht, wir sind nur Staffage. Egal, ich kann hier nicht ewig mit dir quatschen. Ich muss Mum die Neuigkeiten überbringen. Gott, das wird einfach toll.«
»Bis später dann.«
»Klar.«
»Bist du sicher, dass es den Jungs gutgeht?«
»Bestens, und wir haben ihre Piratenschiffe fast fertig gebaut.«
Die Speisekarten kommen, und wir bestellen Steak mit Pommes und Salat, was zusammen mit einer Flasche Wein und einem Kellner eintrifft, der alles auf einem Tisch am Fenster arrangiert und sich dann zurückzieht.
»Das sieht wunderbar aus.«
»Gut. Und jetzt sind Sie dran. Erzählen Sie mir alles über Ihre dunkle Vergangenheit.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen, wirklich nicht.«
»Dann erfinden Sie etwas. Oder verraten Sie mir Ihre besten Tipps. Ich liebe es, mir von Frauen Tipps geben zu lassen.«
Er schenkt uns Wein nach.
»Mir fällt nichts ein. Außer dass es nicht das Ende der Welt ist.«
»Was ist nicht das Ende der Welt?«
»Wenn Dinge sich ändern. Es fühlt sich so an. Aber das ist es nicht. Ich dachte, Nick zu verlieren, würde alles komplett ruinieren. Und das hat es in gewisser Weise auch. Aber einiges ist auch besser geworden. Schrecklich, so etwas zu sagen, nicht wahr?«
»Nein.«
»Doch. Er hat etwas Besseres verdient – jeder hat das. Aber es stimmt.«
»Vermissen Sie ihn?«
»Ständig. Hauptsächlich wegen der Jungs, aber nicht nur. Ich würde ihm gern was erzählen, ihm zeigen, wie wir klarkommen. Ich hätte es gern, dass er sie groß werden sieht. Er wäre so stolz auf sie, ich weiß, dass er das wäre. Aber es ist nicht so hart, wie ich anfänglich dachte. Man macht einfach weiter, auch wenn man nicht glaubt, dass man es kann, und dann geht es irgendwie doch.«
Er beugt sich vor und küsst mich. Verdammt.
»Warum haben Sie das getan?«
»Weil ich es wollte.«
»Oh.«
»Ich könnte es noch mal wollen. Wenn du nichts dagegen hast?«
»Also, lass mich erst meine Pommes essen, okay?«
Er lacht.
»Sicher. Wir könnten ein Geheimsignal ausmachen, wenn du möchtest.«
»Ein was?«
»Ein Geheimsignal, so dass wir beide wissen, wann sich möglicherweise wieder ein Kuss ankündigt.«
»So wie sie ›Achtung, Achtung‹ sagen, wenn dein Flugzeug abstürzt?«
Er lacht wieder.
»Etwas in der Art, aber vielleicht einen Tick optimistischer?«
»Okay. Wie was?«
»Ich weiß nicht.«
Wir essen weiter, und ich muss lächeln.
»Das ist kein Geheimsignal, oder?«
»Nicht wirklich.«
»Ich glaube, mir ist eins eingefallen.«
Er legt seine Gabel hin. »Na dann los.«
Ich beuge mich über den Tisch und küsse ihn.
»Gut, genehmigt.«
Es ist inzwischen fast Mitternacht, und
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