Komme, was Wolle
ich fühle mich rundherum glamourös und schamlos. Ich wollte mich immer schon mal schamlos fühlen. Es ist ein tolles Gefühl.
»Ich sollte wirklich gehen.«
»Aber Baby, it’s cold outside.«
Ich schlage ihn mit einem Kissen.
»Hör zu, ich bin sicher, deine Mum wird es schon schaffen, wenn sie aufwachen oder so.«
»Nur wenn sie ganz dringend etwas mit der Schablone basteln wollen, sonst nicht.«
»Bitte. Bleib noch ein bisschen.«
Himmel, es ist beinahe ein Uhr. »Ich muss jetzt aber wirklich gehen. Wo ist meine Handtasche?«
Er grinst. »Keine Ahnung.«
»Danke. Das ist sehr hilfreich.«
»Du musst lernen, auf deine Sachen aufzupassen, wenn du dich herumtreibst, mein Engel.«
»Ich treibe mich nicht herum.«
»Mir kannst du nichts erzählen. Soll ich dir ein Taxi rufen?«
»Schlafen sie denn nicht?«
»Dann wecke ich sie eben, oder? So läuft es nun mal mit vierundzwanzigstündigem Zimmerservice. Es heißt nicht, dass es den nur dann gibt, wenn sie nicht schlafen, verstehst du.«
»In den Hotels, in denen ich übernachte, schon.«
Er greift zum Telefon, während ich ins Bad gehe. Meine Haare sind total zerzaust, und ich habe ein merkwürdiges Mal am Hals. Klasse.
»Das Taxi ist unterwegs.«
»Prima.«
»Und wann fliegst du nach Haus?«
»Am Wochenende.«
»Ich fliege noch heute im Laufe des Tages nach New York.«
»Oh. Na dann.«
»Und dann haben wir einen Auftrag in Deutschland, glaube ich. Tony weiß die Einzelheiten, zumindest hoffe ich das, sonst stehen wir ziemlich dumm am Flughafen rum. Also, ich rufe dich dann an, okay?«
»Sicher.«
»Du klingst ja nicht gerade sehr enthusiastisch. Willst du mir damit bedeuten, dass du mich nicht wiedersehen willst?«
Er lächelt.
»Nein, natürlich nicht. Ich versuche nur, realistisch zu sein, das ist alles.«
»Also, dann sei es lieber nicht.«
»Du fliegst mit deinen Supermodels ständig rund um die Welt, und ich sitze mit den Jungs zu Haus und fliege nirgendwohin. Also vielleicht sollten wir das hier nicht zu etwas machen, was es nicht ist.«
»Du bist so ein Schatz, weißt du das?«
»Das sind die meisten Menschen, wenn du sie näher kennenlernst.«
»Nicht die, die ich treffe.«
Das Telefon klingelt.
»Das Taxi ist da. Und übrigens, es geht aufs Hotel, also nichts bezahlen. Soll ich mit runterkommen?«
»Nein, bleib schön hier im Warmen.«
Ich küsse ihn auf die Wange und gehe.
Du meine Güte. Ich habe mich irgendwie in die Art Frau verwandelt, die leidenschaftliche Intermezzi in Venedig hat und mitten in der Nacht Wassertaxis bestellt bekommt. Wirklich verdammt genial. Ich bin so zufrieden mit mir selbst, dass ich am liebsten vor Freude hüpfen würde. Aber vielleicht lieber nicht hier draußen auf dem Pier, weil ich nicht unbedingt in den Canal Grande fallen will.
Ich steige gerade ins Wassertaxi, als Daniel auftaucht, der einen Hotelbademantel trägt und eine Plastiktüte umklammert.
»Du hast deine Teebeutel vergessen.«
Der Portier und der Taximann werfen uns ziemlich neugierige Blicke zu.
»Oh. Danke.«
Er grinst. »Mann, es ist verdammt kalt hier draußen.«
Er reicht mir den Plastikbeutel und küsst mich auf die Wange. »Nacht, mein Engel.«
»Nacht, Daniel.«
Das Taxi legt vom Pier ab, und er winkt mir zu, dann dreht er sich um und geht wieder hinein. Ich sitze da und beobachte die vorbeifliegenden Gebäude. Verdammter Mist. Ich frage mich, wie lange ich warten muss, bevor ich es Ellen erzählen kann. Einige Stunden mindestens noch. Verdammter Mist.
Mum sitzt im Morgenrock in der Küche, als ich ankomme.
Scheiße.
»Wie ich sehe, hast du dich doch noch entschlossen, uns mit deiner Gegenwart zu beehren.«
»Tut mir leid, Mum. Hat Vin es nicht erklärt?«
»Doch. Er sagte, dass du mit Daniel Fitzgerald essen gehst. Dem Fotografen.«
»Ja.«
»Wo du doch wusstest, dass ich Leute auf einen Drink eingeladen hatte.«
»Ja, aber sie wollten schließlich nicht meinetwegen kommen, oder?«
»Nein, aber ich bin sicher, dass sie ihn gern kennengelernt hätten. Er ist ziemlich berühmt, weißt du.«
»Oh, ich verstehe, darüber ärgerst du dich also. Dass du einen berühmten Gast verpasst hast.«
Sie sieht mich wütend an.
»Hör zu, Mum, es ist spät. Können wir das auf morgen verschieben?«
»Nein, können wir nicht. Du warst immer schon so total egoistisch. Von Rechts wegen müsste der Laden mir gehören, weißt du. Ich hätte uns für das Geld hier eine kleine Wohnung kaufen können, aber oh nein,
Weitere Kostenlose Bücher