Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
Vom Netzwerk:
den Nachrichten, richtig?«
    Ellen schenkt ihm eins ihrer schönsten Lächeln.
    »Ja, und ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich bin ein großer Fan Ihrer Arbeit.«
    Sie flirtet mit ihm. Oh Gott, das könnte jetzt Stunden über Stunden dauern, und die Jungs wollen bestimmt bald was zu futtern haben.
    »Also, was führt Sie ins sonnige Broadgate, Daniel?«
    »Ich bin aus dem Hotel geflohen. Ich habe ein Bett mit vier Säulen und verdammten Vorhängen, und jedes Teil im Zimmer hat ein anderes Muster. Kein Witz. Es war so schlimm, dass ich die Augen zumachen und mich zur Tür vortasten musste.«
    »Du liebe Güte.«
    »Es ist sehr viel schlimmer als du liebe Güte, das können Sie mir glauben.«
    »Es klingt ein bisschen wie Eastgate Manor.«
    »Das trifft es haargenau.«
    »Es ist sehr beliebt für Hochzeiten, glaube ich. Ich bin noch nie da gewesen, aber einige Leute scheinen es zu mögen.«
    »Also, einige Leute sollte man dann aus Kanonen abfeuern.«
    Ellen lacht. »Haben sie Kanonen?«
    »Oh ja, im herrschaftlichen Esssaal, der randvoll ist mit Eisenrüstungen und an den Wänden jede Menge Metall mit Stacheln hängen hat. Genau genommen ist es der perfekte Ort für ein Sadomaso-Wochenende, vergessen wir die Hochzeiten.«
    Ellen lächelt.
    »Es klingt wie die meisten Hochzeiten, zu denen ich gehe, sie haben immer etwas Sadomasomäßiges an sich, finden Sie nicht auch? All diese Versprechungen, sich gegenseitig zu ehren und zu gehorchen.«
    Er lacht. »So habe ich es noch nie betrachtet.«
    Ich lege die Nadeln in den Korb für morgen, und da er nun mal da ist, frage ich ihn, ob er die Farben mag, die ich ausgesucht habe. Ich habe mich für Kaffeebraun und Creme und Karamell und Buttermilch entschieden, dazu ein sehr hübsches Pistaziengrün und auch noch etwas Blau, falls sie etwas Kräftigeres vorzieht.
    »Das ist die Wolle für morgen. Sind die Farben in Ordnung, was meinen Sie?«
    »Sehen toll aus. Bis auf die hier.« Er pickt die blaue Wolle heraus.
    »Was ist damit?«
    »Die sieht tot aus.«
    »Oh, klar.«
    Tote Wolle, wer hätte das gedacht.
    Er blickt sich um. »Ein erstaunlicher Laden.«
    Ellen lächelt.
    »Das liegt daran, dass Jo einen exzellenten Geschmack hat. Sie hätten mal sehen sollen, wie es aussah, als wir das erste Mal hier waren – ziemlich tragisch, das kann ich Ihnen sagen.«
    Die Jungs kommen heruntergepoltert, gefolgt von Martin und Elsie, die Ellens »tragischen« Kommentar mitbekommen hat und wieder ganz zusammengekniffene Lippen zur Schau trägt.
    »Ich wollte dir das hier zeigen, Jo.«
    Martin hält einen kleinen, gläsernen Schubladenknauf hoch.
    »Aber ich könnte auch größere besorgen, wenn dir das lieber ist.«
    »Nein, sie sehen perfekt aus, Martin, danke. Wirklich hübsch.«
    »Ich wollte etwas Schlichtes, und diese waren am wenigsten überladen.«
    Archie hüpft auf und ab an der Tür und hat einen großen Ribenafleck vorn auf seinem Schulsweatshirt.
    »Können wir gehen, Mum? Du hast gesagt, Tante Ellen hat ein Geschenk für uns, wir müssen also nach Hause.«
    »In einer Minute, Archie.«
    »Das sagst du immer.«
    Daniel sieht mitfühlend aus. »Meine Mum sagte das auch immer, und es hat jedes Mal länger gedauert als eine Minute. Wie auch immer, war sehr nett, Sie wiederzusehen. Ach übrigens, kann man hier irgendwo anständig essen? Ich glaube nicht, dass ich das Hotel ertrage.«
    »Der Pub ist sehr gut, der ›Anchor‹, nur ein kleines Stück den Hügel hoch.«
    »Spitze. Danke.«
    Ellen lächelt ihn an. »Wir würden Sie begleiten – das Essen ist fantastisch -, aber Jo macht Fischauflauf. Warum kommen Sie nicht einfach mit und leisten uns Gesellschaft? Sie macht einen spitzenmäßigen Fischauflauf, und Sie wären mehr als willkommen? Sie auch, Martin?«
    »Ich habe ein Kartoffelgratin im Backofen, auf kleiner Flamme.« Elsie hat die Arme über der Brust verschränkt und sieht stocksauer aus.
    Manchmal könnte ich Ellen umbringen. Sie macht ständig solche Sachen, und dabei sieht das Haus aus wie Kraut und Rüben, was nicht der ideale Zeitpunkt ist, einen international berühmten Fotografen einzuladen oder Elsie wütend zu machen, indem sie Martin von seinem Kartoffelgratin weglockt.
    »Also, vielleicht ein andermal?«
    Martin nickt und sieht aus, als fühle er sich äußerst unwohl.
    Daniel wendet sich mir zu. »Ich würde schrecklich gern, wenn es für Sie okay ist?«
    »Natürlich. Das wäre sehr schön.«
    Ellen sieht hochzufrieden aus. »Wir sind hier so gut wie

Weitere Kostenlose Bücher