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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Gårdeman vollkommen im Klaren, denn er hatte einmal die Landwirtschaftshochschule besucht. Er wusste also so einiges über das Landleben. Zwischen Kühen und Schweinen gab es tatsächlich einen Unterschied, und mit Dreck an den Schuhen war immer zu rechnen.
    Aber das hier war zu viel.
    Nicht genug damit, dass sie am Waldrand hinter dem Klubhaus fast bis zu den Knöcheln im Dreck standen, es war außerdem ein unangenehmer Wind aufgekommen und es regnete Bindfäden. In dem frischen Buchenlaub über ihnen rauschte es beunruhigend. Und zu allem Überfluss war Hill sauer wie eine Essiggurke.
    »Und wie wolltest du diese Schlacht jetzt gewinnen? Willst du solange schmollen, bis sie aufgeben, oder was?«, wollte Gårdeman missmutig wissen.
    Er konnte sich dieses Kommentars nicht enthalten, und Hill sah sofort ein, wie berechtigt er war. Den ganzen Weg von der Stadt nach Lönnarp hatte er sich beklagt, dass er mit seinem eigenen Fall wegen irgendwelcher dummen Bürozeiten nicht weiterkomme!
    Die Bankaufsicht sei eine Behörde und damit ein müder, schwerfälliger Dinosaurier im letzten Stadium vor dem Vertrocknen.
    Diese Behörde würde für die ihnen gestellte Aufgabe Tage brauchen. Nachdem sich die Staatsanwaltschaft ins Zeug gelegt hatte, waren sie sogar zur Zusammenarbeit bereit gewesen, daran würde es nicht scheitern. Aber dauern würde es. Susanna und ihm blieb also nichts anderes übrig, als geduldig zu warten.
    Und darin hatte Hill keine besondere Begabung.
    Besonders da er so ein unheimlich realistisches Gefühl hatte, dass jede Stunde, vielleicht sogar jede Minute lebenswichtig sein konnte. Für jemanden, den sie nicht kannten, irgendein armes Schwein, das nichts Böses ahnte.
    In diesem Stil hatte er auf der ganzen Fahrt gejammert, das musste er auch selbst zugeben. Missmutig, nörgelig und lustlos, wäre er am liebsten nach Hause gefahren und hätte Catharina angerufen. Er wusste nicht, wie das so schnell so weit hatte kommen können, aber es war ihm bereits ein Bedürfnis, zumindest ihre Stimme zu hören.
    Gårdeman fand, dass es jetzt genug war. Den ganzen Weg hatte er sich Hills wegen des Pflasters auf der Lippe gelispeltes Gejammer über die Nachteile der Bürokratie und die allgemeine Machtlosigkeit der Polizei angehört. Er wurde ebenfalls fast schon trübsinnig. Entweder sie konnten sich gleich hier begraben lassen oder sie mussten anfangen, positiver zu denken! Hills Übellaunigkeit konnte noch die ganze Operation scheitern lassen.
    »Reiß dich endlich zusammen, Joe.«
    »Nenn mich verdammt noch mal nicht Joe!«
    »Okay, aber wir müssen uns sofort was einfallen lassen.«
    »Du hast Recht. Entschuldigung. Jetzt legen wir los.«
    »Du meinst, durch den Morast«, murmelte Gårdeman und sah angewidert auf seine dreckigen Stiefel.
    Sie zogen die Füße mit einem fast schon obszönen Ploppen aus dem Lehm und näherten sich dem Klubhaus der Rocker. Ein beachtliches Anwesen, das nicht nur aus einem Wohnhaus, sondern auch aus Schuppen und einem großen Schrottplatz bestand.
    Gårdeman arbeitete sich langsam und methodisch an dem alles umgebenden hohen Bretterzaun vor. Hill fragte sich, was sie eigentlich dort vorhatten. Aber er beschloss, sich einfach auf seinen Partner zu verlassen und ihm wie ein Schatten den Zaun entlang zu folgen. Auf die Spalten zwischen den Brettern waren Latten genagelt, sodass man überhaupt nichts sehen konnte.
    Er sah ein, dass das ganz und gar seine Schuld war. Hätte er Gårdeman auch nur die Gelegenheit gegeben, ihm seine Absichten zu erklären, statt sich über seine eigene Frustration auszulassen, hätte er natürlich alles erfahren.
    Aber Gårdeman wusste hoffentlich, was er tat. Oder?
    Sicherheitshalber zog Hill seinen Kollegen am Ärmel und flüsterte: »Hör mal, wohin wollen wir eigentlich?«
    »Zum Kücheneingang, Hill.«
    Ach so. Hill begriff überhaupt nichts.
    Gårdeman blieb stehen und griff erwartungsvoll an die Unterkante des Bretterzauns. Offensichtlich fand er, wonach er gesucht hatte. Er zog energisch an dem regennassen Holz. Es knirschte etwas, aber das hätte auch an den schwankenden Ästen der Buchen liegen können.
    Hill und Gårdeman blieben noch einen Augenblick wie angewurzelt stehen. In der Bewegung erstarrt wie ein unterbrochener Videofilm.
    Bis sie sich absolut sicher waren.
    Sicher, dass sich nichts auf der anderen Seite des Zauns regte.
    Dann kroch Gårdeman als Erster vorsichtig durch die niedrige Geheimtür, die sich aufgetan hatte. Auf Händen und

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