Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
seine kleine Hobbyarbeit gerichtet und streckte den Arm auffordernd nach hinten, als er Schritte hörte.
»Raymond … ein Nuteisen«, verlangte er.
Gårdeman legte ihm einen öligen Schraubenschlüssel in die Hand. Der Terminator hielt ihn unter die Lampe, starrte ihn fassungslos an und wurde wütend, zu Recht.
»Was zum Teufel …?«
Er verstummte, als er die durchnässten Polizeibeamten und ihren hilflosen Gefangenen Raymond sah.
»Ja, du«, erwiderte Gårdeman tonlos. »Was zum Teufel ist das da? Bist du schon dabei, Weihnachtsgeschenke zu basteln, Terminator?«
Zerstreut hob er die Einzelteile des Weckers hoch, die auf der Werkbank darauf warteten, zusammengebaut zu werden.
»Oder …«
Er zog das in die Länge.
»… sollten wir dich vielleicht lieber Joker nennen?«
»Wie zum Teufel seid ihr hier reingekommen?«, wollte der Terminator wissen. »Wir haben am ganzen Weg Wachen.«
»Das bleibt unser kleines Geheimnis, hörst du. Ich bin mir sicher, dass du deine eigenen kleinen Geheimnisse aus dem Präsidium hast, oder?«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden«, erwiderte der Anführer der Rockerbande, sah aber ein, dass es vermutlich nicht viel Verhandlungsspielraum gab.
»Außerdem haben Sie kein Recht, hier zu sein«, fuhr er fort. »Ich kann Anzeige erstatten wegen unbefugten Betretens eines Privatgrundstücks.«
»Ja«, pflichtete ihm Gårdeman bei, lehnte sich zur Werkbank vor und betrachtete die Teile, die dort verstreut lagen, »vermutlich. Aber das hier – das hier ist die Vorbereitung eines Mords.«
»Unsinn. Das ist ein Wecker. Darf man jetzt nicht mal mehr Wecker reparieren?«
»Wohl kaum, wenn das Wecksignal dermaßen durchschlagend ausfallen soll«, meinte Gårdeman.
Mit größter Vorsicht untersuchte er den kleinen Apparat. Befühlte die Kabel, berechnete die Stärke der Ladung und legte den Mickymaus-Wecker wieder hin.
»Offenbar sollten auch noch die Leute im Nachbardorf aufwachen. Das ist eindeutig ungesetzlich.«
Der Terminator wusste, wann es an der Zeit war, den Mund zu halten – nicht umsonst war er der Anführer der Rockerbande. Er wusste auch, wie man den Mantel nach dem Wind kehrte.
»Es gefällt dir also, uns Streiche zu spielen?«, wollte Hill säuerlich wissen, während der Terminator entgeistert seine Schwellungen und blauen Flecken anstarrte.
»Nein.«
»Ach nee!«
»Nein, das gefällt mir nicht.« Der Terminator grinste frech. »Ich liebe das förmlich.«
»Aber wir werden dann sauer, Terminator«, erwiderte Gårdeman. »Unerhört sauer.«
»So what? Was könnt ihr dagegen schon unternehmen.«
»Den Laden hier dichtmachen.«
Gårdemans Stimme klang müde, aber aufrichtig.
»Nie im Leben!«
»Doch, doch, schau dir mal diesen Plunder hier an!«
Er wühlte unter der Werkbank und fand genau das Durcheinander aus rostigen Dosen und Müll, das unter jeder Werkbank herumliegt.
»Und was ist das hier? Benzin? Feuergefährlich. Die Feuerwehr macht dir den Laden hier im Handumdrehen zu.«
»Sie haben überhaupt nicht das Recht, hier in meinen Sachen zu wühlen«, zischte der Terminator und starrte Gårdeman sauer an. »Das verstößt gegen das Reglement, das wissen Sie auch, und ich kann Sie dafür drankriegen!«
»Ja, das können Sie.« Gårdeman nickte. »Aber das solltest du vermutlich nicht tun.«
»Und warum nicht?«
»Nicht, wenn du nicht willst, dass wir von jetzt ab auch immer dem Regelbuch peinlich genau folgen. Wenn wir das tun, dann haben du und deine Jungs nichts mehr zu lachen. Dann geht es nur noch um Formalitäten. Und das würde uns gefallen, wir hätten gern einen Vorwand. Du darfst uns also gern herausfordern.«
Der Terminator zwirbelte seinen ziegelroten Schnurrbart. Gårdemans Tonfall ließ die Möglichkeit eines Deals vermuten, einer interessanten Einigung außerhalb des Spielfelds.
»Was wollen Sie dann?«
Die Frage erweckte in Hill ein unangenehmes Gefühl von Déjà-vu. Er sah wieder die Herrentoilette auf der Aurora vor sich. Schmerzhafte Erinnerungen. Das Unbehagen ließ ihn begreifen, dass der Terminator sicher ab und zu ähnliche Methoden verwendete und außerdem durchaus wichtige Informationen über den Vorfall besitzen konnte.
Er beschloss, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war, und mit dem Gefühl, dass dieser Tag vielleicht doch nicht ganz wertlos gewesen war, hämmerte er drauflos.
»Wir wollen Informationen«, teilte er ohne weitere Umschweife mit.
Gårdeman warf ihm einen hastigen Blick von der Seite aus zu, fing
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