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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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war.
    »… Äußeres. Sozusagen eine … Apparition«, schloss Linda, nachdem sie eine Weile nach dem Wort gesucht hatte.
    »Apparition … also eine Erscheinung, meinen Sie?«, deutete Sahlman.
    »Ja, natürlich.«
    Sahlman notierte das Wort ›Apparition‹.
    Es fühlte sich komisch auf der Zunge an, aber er ahnte, dass es ihm für seinen Bericht gelegen kommen würde. Denn um diesen Bericht würde er in keinem Fall herumkommen. Er ahnte bereits, dass er auf dem Präsidium ein richtiger Renner werden würde – Sahlmans berühmter Gespensterbericht, ihr wisst schon! Einer, den man bei Weihnachtsfeiern hervorholen und aus dem man vorlesen würde. Innerlich hörte er schon die Lachsalven in den Korridoren des Präsidiums widerhallen.
    Verdammter Mandén, dass er gerade ihm diesen Mist aufladen musste!
    »Ja, genau«, setzte sie hinzu. »Er hat etwas Derbes, eine entschieden unweibliche, grobe Art, sich zu gebärden.«
    »Wie genau … grob?«, wollte Knut wissen und fragte sich unterdessen, ob nicht alles nur ein ausgesprochen plumper Scherz sei. Und zwar auf seine Kosten. Der gute Sahlman tendierte dazu, vieles allzu persönlich zu nehmen.
    »Das Gegröle, das Lachen … ja, das Geknatter beispielsweise.«
    »Das Geknatter?«
    Er klang verwundert, und sie hatte den Eindruck, sich gerade vollkommen lächerlich zu machen, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.
    »Ja, ich weiß nicht genau, was es war, aber es war schauerlich. Ganz einfach grob«, beharrte sie.
    Sahlman konnte sich ein Grinsen nicht länger verkneifen, obgleich er hoffte, dass man es nicht sehen würde. »Sie haben also dieses … Gespenst gehört, meinen Sie?«
    »Ich habe es tatsächlich sowohl gehört als auch gesehen!«
    Linda machte einige schnelle Handbewegungen, als malte sie etwas in die Luft.
    »Was genau haben Sie gesehen?«, fragte er kleinlich weiter.
    »Eine Lichtgestalt … eine Art weißes … wallendes Wesen.«
    Sie klang frustriert, und ihre Hände gestikulierten umso eifriger. Verstand er denn nicht?
    Bo Jernback schmunzelte in seiner Ecke, während Sahlman sich, ohne näher nachzufragen, Notizen machte. Linda Persson wurde es langsam unangenehm. Sie fühlte sich mehr und mehr in die Ecke gedrängt. Glaubte er ihr nicht – dieser arrogante, snobistische Kripofritze?
    »Und nicht allein ich habe es gehört«, fiel ihr plötzlich ein, als hätte sie einen rettenden Anker in der Brandung gesichtet, »sondern Anna ebenso. Öfter. Im ersten und im zweiten Stockwerk.«
    »Anna?«
    »Ja, Anna Stråhed, unsere zweite Kassiererin.«
    »Unsere ehemalige zweite Kassiererin!«, warf Bo Jernback ein. »Sie hat sich vor einer halben Stunde krankgemeldet – in Erwartung ihrer vorzeitigen Pensionierung.«
    »Aus diesem Grund?«, wollte Sahlman jetzt noch ungläubiger wissen.
    »Ja, warum sonst?«, antwortete der Direktor.
    Sahlman nickte und schrieb. Wenn nun dieses Phänomen die Mitarbeiter so sehr verunsicherte, dass sie sich krankschreiben ließen, so würde er doch ebenfalls mit seinem Bericht besser dastehen, oder?
    »Ist sie besonders sensibel?«, wollte er gerne wissen. »Ich meine, Ihre ehemalige Kassiererin.«
    Vielleicht ist ja eine allzu starke weibliche Empfindsamkeit die Erklärung für diese merkwürdige Geschichte, dachte er matt. Er hoffte es inständig.
    »Nein, vielleicht eher besonders vernünftig«, zischte Linda, als sie einsehen musste, dass der aufschneiderische Polizist das Ausmaß ihrer Besorgnis nicht im Geringsten erfasst hatte!
    »Was genau hat Sie gerade heute veranlasst, Anzeige zu erstatten?«, lenkte Sahlman das Gespräch schnell auf ein weniger heikles Thema. »Wenn ich recht verstehe, plagt Sie … dieses Phänomen … schon eine ganze Weile?«
    »Ja, seit fast zwei Wochen! Wir trauen uns schon nicht mehr, Touristen nach oben in die Säle zu lassen. Wir lügen sie an und erfinden Renovierungsarbeiten, denn für ihre Sicherheit können wir ja bis auf weiteres nicht garantieren.«
    Sie blickte wütend und auffordernd zu Jernback hinüber, der etwas zerstreut zustimmend nickte. Er musste ihr beipflichten, denn er persönlich trug letztendlich die gesamte Verantwortung.
    »Solange es sich nur um Stimmen handelte«, fuhr Linda unverdrossen fort, »und um zuschlagende Türen und Windstöße … und diese Lichtgestalt …, ja, solange hielten wir es aus. Aber als er dann direkt zum Angriff überging, da wurde es richtig unheimlich!«
    »… Angriff«, notierte Sahlman in seinem Heft, schaute sie jedoch sofort wieder

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