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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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umhin, aufs Klo zu müssen. Und dort hinterließen sie eventuell unfreiwillig die eine oder andere Spur, erhoffte sich Sahlman.
    Aber als er dort oben ankam, war die Tür verschlossen.
    Er fluchte irritiert, wie bestimmt viele Touristen vor ihm, die sich ebenfalls mühsam hier hochgekämpft hatten, um sich zu erleichtern.
    Die Frage war nur, was es hier eigentlich zu verschließen gab. Einige abgenutzte Kloschüsseln und ein paar gesprungene Handwaschbecken!
    Jetzt spürte er die Anstrengung dieser zweifellos ansehnlichen, vertikalen Kletterpartie deutlich. Sein Herz pochte unangenehm, und er war außer Atem.
    Aber er musste weiter, denn sein Berufsethos verbat ihm, die Dachterrasse von seinen Untersuchungen auszuschließen. Er konnte ja kaum in seinem Bericht schreiben: »Räumlichkeiten nicht vollständig in Augenschein genommen. Der Unterzeichnende hat es nicht bis ganz nach oben geschafft.«
    Er spürte einen eisigen Wind von oben durch das Turmtreppenhaus ziehen.
    Die Tür zum Dach stand weit offen, und in dieser Höhe war es merklich kühler als unten in den Straßen.
    Da draußen pfiff ein scharfer, jammernder Wind über den Rand der Mauerkrone – ein Wind, der unbarmherzig die drei Minusgrade am Boden verdreifachte oder schätzungsweise sogar vervierfachte.
    Er hatte wahrlich keinerlei Ambitionen, auf die Terrasse hinauszutreten, würde aber wohl kaum darum herumkommen.
    Völlig unvermutet rüttelte es an der Tür direkt über ihm, und ein trostloses Knarren durchschnitt die einsame Stille. Er hielt inne.
    Horchte, strengte seine Augen in dem unzureichenden Licht bis zum Äußersten an und nahm wie ein aufgeregter Jagdhund Witterung in der nasskalten Luft auf.
    Bereit, beim geringsten bedrohlichen Anlass anzugreifen.
    Die Tür knarrte erneut.
    Sahlman atmete erleichtert aus. Der Wind hatte an ihr gerissen und gezogen, an ihrer theatralischen Gefangenschaft gerüttelt, doch sie verblieb gefesselt in ihrer schmiedeeisernen Angel, die ihr keinerlei Aussicht auf Befreiung bot.
    Er steckte die Lampe in die Tasche, da die nächtliche Beleuchtung der Stadt die Turmkrone sicher genügend von außen erhellen würde. Umfasste die Sig-Sauer fest mit beiden Händen, hielt sie hoch und stieg auf die Dachterrasse hinaus.
    Sowohl die Scheinwerfer als auch die Fassadenbeleuchtung leisteten effektive Arbeit und strahlten bis zum Dach hinauf. Das Licht spielte in enthüllender Weise mit den Turmzinnen, obgleich es so schien, als gäbe es absolut nichts zu exponieren.
    Begreiflicherweise war es leer hier oben, aber er hatte die Pflicht, einmal die Runde um die Krone zu machen, um sich seiner Sache sicher sein zu können.
    »Zum Teufel auch!«, fluchte er, als er auf dem vereisten Boden ausglitt und für einen kurzen Moment die Balance verlor.
    Was für ein verkorkster Abend, dachte er. Doch nun war auch dieser undankbare Auftrag endlich überstanden. Es blieb ihm nur, festzustellen, dass es nichts mehr zu tun gab. Die Tür musste von selbst aufgeweht sein, denn außer ihm selbst befand sich keine Seele hier oben – weder lebendig noch tot.
    Sie müssten wohl morgen ein paar Jungs von der Streife für einen abschließenden Überblick herschicken. Oder Mädels, ja warum nicht?! Die mögen doch dieses Okkulte, Mystische und solche Gefühlsduseleien, dachte er mit einem leicht verfrorenen Grinsen.
    Er schwang sich schnell die Turmtreppe wieder hinab, erbarmte sich der traurig knarrenden Tür und schloss sie sorgfältig hinter sich.
    Dankbar stellte Sahlman fest, dass es bedeutend leichter war, hinunter- als heraufzusteigen. Aber die schmalen, steilen Stufen zogen an den Gelenken und Bändern, die umgehend mit anhaltendem Schmerz reagierten. Vielleicht fordert das Alter doch langsam sein Recht? Er sollte jetzt schnellstens nach Hause gehen und sich ein wärmendes Bad gönnen.
    Inzwischen schien die schlimmste, nahezu unerträgliche Kälte, die er auf dem Dach verspürt hatte, etwas nachzulassen, und er begann sich wieder wie ein Mensch zu fühlen.
    Er dachte nach und fragte sich, ob es nicht eigentlich ein ziemlich langweiliger Job war, da unten an der Rezeption, besonders in den Wintermonaten. Es waren ja wohl nicht allzu viele, die zu dieser Zeit die Burg besteigen wollten? Und sicher noch weniger, die beabsichtigten, einen Rundgang durch die kahlen, frostigen Großmachtsäle zu machen.
    Vielleicht war den Damen vom Personal, die dort an der Kartenausgabe saßen und auf die seltenen Besucher warteten, sogar derart langweilig,

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