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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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an. »Wie, zum Angriff?«, fragte er zweifelnd.
    »Mit Putz, Steinen … Gesteinsbrocken«, erklärte sie. »Erst dachten wir natürlich, dass Stücke aus dem Gewölbe oder Mauerwerk zu verfallen begannen und dringend restauriert werden müssten. Aber als Backstein und Schotter horizontal geflogen kamen, würde es uns wirklich zu viel!«
    »Und Sie haben in diesem Zusammenhang nie eine reale Person gesehen? Keinen Hinweis darauf, dass sich dort oben jemand verstecken und sich einen Scherz erlauben könnte?«
    »Scherz!«, platzte es schrill aus ihr heraus. »Nennen Sie ein Messer, das auf Sie zugeflogen kommt und weniger als fünf Zentimeter neben Ihnen im Gebälk einschlägt, einen Scherz?! «
    Sahlman hob abwehrend die Hände gegenüber der Frau im schicken Hosenrock und designergestrickten Wollpullover, die wie eine rasende Furie vor ihm stand. Ein ähnlich instinktives Signal von entwaffnender Untergebenheit, wie ein Hund, der den Kopf senkt.
    »Ja, ja, immer mit der Ruhe«, beschwichtigte er sie. »Ich muss Ihnen leider diese Fragen stellen. Es ist meine Pflicht, vollständig Bericht zu erstatten. Auf welcher Etage war das passiert, sagten Sie?«
    Linda hatte gar nichts gesagt, aber entschied sich, seine Intervention als Friedensangebot aufzufassen. »Also«, brummelte sie noch ein wenig missgestimmt, »in der zweiten. Über der Küchenetage.«
    Sahlman notierte. »Man hat ein Messer nach Ihnen geworfen«, rekapitulierte er. »Befindet es sich noch immer im Holz da oben?«
    »Wie soll ich das wissen? Ich gehe nicht noch einmal freiwillig da hoch, bis das ein für alle Mal geklärt ist!«
    Sahlman suchte nach der moralischen Unterstützung des Direktors, doch dieser hatte plötzlich etwas ganz Wichtiges am Nagelbett seines linken Ringfingers zu untersuchen.
    »Okay, dann schaue ich mich mal um. Gibt es da oben Licht?«, fragte Sahlman.
    »Ja, im ersten Stockwerk, in der so genannten Küche«, sagte der Direktor unvermittelt, als sei er plötzlich aus seinen intensiven Nagelbetrachtungen erwacht, »da gibt es eine Zeitschaltuhr. Weiter oben, in der zweiten und dritten, gibt es nicht viel mehr als Tageslicht. Hier haben Sie eine gute Taschenlampe.«
    Keiner von ihnen erbot sich, ihn nach oben zu begleiten. So machte sich Sahlman allein auf den Weg über die geschwungene, schmale Turmtreppe – zu den prunkvollen Gemächern früherer Könige und Königinnen.
    Es war ihm ein wenig peinlich, doch als er ein Stück die Treppe hochgestiegen war und sie ihn nicht mehr sehen konnten, tastete er unmittelbar nach seiner Dienstwaffe im Achselhalfter. Man konnte ja nie wissen …
    Die Waffe, eine Sig-Sauer, vom Kaliber 9 mm, war Polizei-Standard. Seine hatte jedoch einen individuell angefertigten Ledergriff. Zur Sicherheit nahm er sie aus dem Halfter und klemmte die Taschenlampe einen kurzen Augenblick zwischen die Knie, während er sie entsicherte. Dann nahm er die Pistole in die rechte Hand, die Lampe in die linke und setzte seinen Weg durch das backsteingemauerte Turmtreppenhaus entschiedenen, aber behutsamen Schrittes fort.
     
    Die schlichte Tatsache, sich zu dieser Tageszeit allein hier oben in den nasskalten Sälen des Kärnan zu befinden, ließ ihn erschauern.
    Sahlman hatte den Eindruck, in ein Heiligtum vorzudringen, fast so, als verschaffte er sich in dieser gehetzten, modernen Zeit Zutritt in die geheiligte Nische einer höheren Instanz.
    Selbstverständlich war er schon einmal hier gewesen, damals jedoch während der gängigen Öffnungszeiten. Das war einige Jahre her, denn man besuchte doch eher selten die touristischen Sehenswürdigkeiten seiner Heimatstadt. Aber er konnte sich noch gut an den sommerlichen und hellen Tag erinnern. Unermüdlich war er die steilen Stufen bis zur Dachterrasse hinaufgetrabt, denn er wollte die Aussicht genießen, genau wie die meisten anderen. Er hatte sich von der grandiosen Szenerie eines glitzernden Öresund – und der Küstenlinie Dänemarks bis hin zum offenen Meer des Kattegat – faszinieren und von den wohl bekannten Klängen der Hafenstadt verlocken lassen.
    Die Großfähren hatten sich damals schon wie heute mit den streitlustigen Sundbussen auf dem Wasser gedrängelt. Die Züge waren durch die unterirdischen Tunnel unter Knutpunkten hin- und hergedonnert – diesem Triumphbau, dem es gelungen war, Helsingborg über Nacht auf die Wunschlisten aller Globetrotter zu setzen.
    Vom Hubschrauberlandeplatz im Südhafen wurden die Passagiere mit diesem unverkennbar großspurigen

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