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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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unheimliche Ruhe, diese Marterung nicht mehr aus und wollte aufschreien. Aber sein Hals war zu ausgedörrt, um nur einen Ton herauszubekommen. Immer noch stierte er fassungslos auf den nun dicht vor ihm stehenden Mann.
    ,Das kann doch nicht sein! — Nein, dieser Mann wird mir nichts Böses...
    Seine Gedanken zerrissen. Das letzte, was Jean Hone auf dieser schönen Erde noch in sich aufgenommen hatte, war ein ihm bekanntes, zerfurchtes Gesicht und zwei glühende Augen, die von einer diabolischen Freude erfüllt waren. — Dann zerfraß eine heiße Stahlklinge eines Stabdolches sein Gehirn. Tonlos brach er zusammen und rollte in die Gosse.

    4

    Rob Austick lag am folgenden Morgen noch wie betäubt in seinem Zimmer in der Rigden-Street, nahe ihrem Quartier, in der Morant-Street. Er war erst sehr spät ins Bett gekommen. Vergeblich hatten er und Ernest Pookfield in Dickens-Bar auf die Rückkehr Jean Hones gewartet. Zu dritt hatte man sich anfänglich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Damit ihre Kehlen nicht trocken wurden, liefen Bier-und Schnapsgläser bei jeder Runde mit. Als dann Swen Collins, der die zweite Hälfte der heißen Ware an den Mann gebracht hatte, von seinem Auftrag in Dickens-Bar zurückgekehrt war, verließ er kurz danach mit seinem Busenfreund Dan Marcher dieses gastliche Haus. Stunde um Stunde war hiernach vergangen. Ihre Zeche stieg gewaltig an, aber Jean Hone tauchte nicht wieder auf.
    „Gehen wir schlafen", meinte Austick in der dritten Morgenstunde mit schwerer Zunge zu Pookfield.
    „Der Sonny hat mal wieder quer geschossen. Will uns wohl zappeln lassen und ist darum nicht wieder zurückgekommen, wie er es sollte."
    „Ist in der letzten Zeit ziemlich eigensinnig geworden, der Boy. Mußt ihn fester an die Kandare nehmen, Rob", schawenzelte der durch die Wirkung des Alkohols gesprächig gewordene Pookfield um Austick herum. Daß Jean Hone schon um diese Zeit an der Höllenpforte pochte, denn bei den anderen Stellen hatte man seine schwarze Seele abgewiesen, ahnten beide nicht. Noch ein oder zwei Schnäpse hatten sie sich als Wegzehrung mitgenommen, dann waren sie ihren Schlafstellen zugewankt. Ein mehrmaliges hartes Schlagen gegen die verschlossene Tür seiner Kammer riß Rob Austick aus seinen unruhigen Träumen.
    „Hallo, Rob Austick!" ertönte es hinter der Tür. „Verdammt — was ist denn los? Schließ doch endlich die Tür auf und laß' mich hinein!"
    Rob Austicks erste Reaktion war der Griff unter sein Kopfkissen. Erst, als er seine 38er umspannt hielt, und den Sicherungsflügel herumgelegt hatte, bewegten sich seine Lippen: „Wer ist da?"
    „Austick ich bin's! Dan — Dan Marcher. Mach auf, es ist eine verfluchte Sauerei passiert."
    Zwei Sekunden überlegte Rob Austick, ob es keine Falle war, dann sprang er aus seinem Bett und legte den Riegel seines türähnlichen Verschlages zurück.
    Schweratmend trat Dan Marcher ein. Das Gesicht des alten Mannes war vom schnellen Lauf gerötet. Hektische weiße Flecken darin stachen vom knalligen Rot ab und gaben die Erregung Dan Marchers wieder.
    „He — wie siehst du denn aus?" wunderte sich Austick.
    „Unsinn, wie ich aussehe tut nichts zur Sache. Schlechter sieht Jean aus ..."
    „Was ist mit Jean — und wie soll er aussehen?" Brutal riß Austick den sich auf einen wackligen Stuhl setzenden Dan Marcher wieder hoch.
    „Gräßlich sieht er aus und tot ist er!" konnte Dan Marcher unter dem harten Griff Rob Austicks hervorbringen. Ungläubig schaute der Unterführer den Sprecher an. Langsam lockerte er seinen Griff. Seine Augen zogen sich zu zwei schmalen Schlitzen zusammen. „Hast du ihn gesehen?"
    „Ja, Rob Austick! — In der Limehouse Cauy hat er gelegen. Als ich hinzu kam, war es bereits schon so hell, daß ich seine Kleidung und sein Gesicht, das fast schon keines mehr war, wiedererkannt habe."
    „Hatte man ihn schon vorher entdeckt?"
    „Yeah, zwei Cops sperrten den Tatort schon ab."
    „Dann sind die zwanzigtausend Pfund auch weg",
    schloß Rob Austick die Sache über Jean Hones unfreiwilliges Abtreten ab.
    „Dan, du wirst für heute abend alle unsere Jungens zusammentrommeln. Auch Jeff Parker, Ben Newton und Lee Raynolds. Wenn Phil Chadlo wieder im Lande sein sollte, kannst du ihm sagen, er könnte höchstwahrscheinlich für uns wieder einmal einen Auftrag übernehmen. Aber hierüber bekommt er noch genauen Bescheid. Ich muß da erst die Genehmigung unseres Chefs einholen. Sag ihm nur, daß er so gegen zwanzig Uhr bei

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