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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Haltung und mit diesem Schwung in ihren Bewegungen gesehen.
    Damals, es war während der Zeit, da sie noch eine kleine, aparte Verkäuferin in einem großen Kaufhaus im Stadtteil Holborn, nahe der Londoner City war und mit Mat Heflin, der derzeitig eine gute Stellung als Kranführer am South Dock hatte, eine Fahrt durch die untere Themseschleife machte und wie jede junge verliebte Frau Zukunftspläne schmiedete. Wie anders war es dann gekommen. Susan Bexter hatte auf Wunsch Mat Heflins ihre Stellung im Kaufhaus aufgegeben und war in seiner unmittelbaren Nähe in eine zwar kleine, aber gemütliche Wohnung gezogen. Schon war der Tag der Hochzeit festgelegt, als das Schicksal grausam die beiden jungen Menschen auseinanderriß. Mat Heflin wurde verhaftet, und die unten am Hafen schon heimisch gewordene Susan Bexter mußte für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen. Sie wartete auf ihren Mat und nahm in einer Buchhandlung in Whitechapel eine Beschäftigung an. Alle Kunden waren sehr nett und freundlich zu der quecksilbrigen Susan. Auch ihr Chef lobte täglich ihren Fleiß und ihre Korrektheit. Am Tage Mat Heflins Aburteilung änderte sich auch für Susan Bexter alles. Der Buchhändler hielt die Anwesenheit der Braut eines Verbrechers in seinem Geschäft und für seine Kundschaft untragbar und entließ Susan Bexter fristlos. Tag für Tag versuchte sie, eine andere Beschäftigung zu bekommen. Doch ihr Name war durch den Prozeß mit einem Makel behaftet worden, und wo sie ihren Namen auch nannte, zeigte man ihr eine kalte, abweisende Schulter. Endstation oder Selbsterhaltungstrieb war dann die Morant-Street in Limehouse. Nun waren es fast drei Jahre her, daß sie in diesem Spritladen unter Ganoven und billigen Straßenmädchen unermüdlich ihre ungesunde Arbeit verrichtete. Heute zeigte Susan Bexter nach langen Monaten wieder einmal, daß ihr Stolz noch keineswegs gebrochen war. Mit federnden Schritten, den feinmodellierten Kopf hoch erhoben und mit einem rätselhaften Lächeln auf ihren taufrischen, vollen Lippen, kam sie auf Dan Marcher zu.
    „Good evening, Susan! Du strahlst ja wie ein sonniger Frühlingstag", begrüßte der alte Mann das Mädchen mit aller ihm zur Verfügung stehenden Wärme, platzte aber auch sofort vor Spannung und flüsterte im gleichen Atemzug fort: „Sag, Susan, ist Mat der Grund deiner fröhlichen Stimmung?"
    Das Auftauchen ihres einzigen guten Freundes in den vergangenen Jahren und die Angst um ihren von allen Seiten gejagten Mat ließen ihre Lippen in den ersten Sekunden geschlossen bleiben. Nur ein leichtes Nicken ihres Kopfes zeigte Dan Marcher an, daß er mit seiner Vermutung auf der richtigen Spur war.
    „By Gosh, wo steckt der Boy, — und warum hat er sich bisher noch nicht bei dem alten Dan gemeldet? — Goddam, der Lümmel weiß doch ganz genau, daß er immer auf Dan Marcher zählen kann."
    „Onkel Dan, du darfst Mat deshalb nicht böse sein. Er konnte sich noch nicht hierher wagen. Aber hier, lies selbst!"
    Susan Bexter war einen Schritt näher in Dan Marcher herangetreten. Gleichzeitig war sie mit der freien Hand unter die Servierschürze gefahren und drückte dem alten Mann etwas Knisterndes in die Hand.
    „Please, vernichte den Zettel, sobald du ihn gelesen hast. Ich sollte es schon tun, aber ich wollte ihn dir erst zeigen."
    „Wer hat dir den Wisch übergeben?" wollte Dan Marcher wissen. Aber Susan Bexter flüsterte ihm zu: „Später!" und dann eilte sie zur Theke zurück um einigen durstigen Kehlen ihre Getränke zu bringen.
    In Dan Marchers Hand brannte das Papier wie Feuer. Einige Zeit ließ er seine Augen vorsichtig durch den Barraum gleiten. Aber kein Spitzel war zu erkennen, und auch kein Blick war auf seine zur Faust geballte Hand gerichtet. Es war nur ein handtellergroßer Bogen Papier, den Dan Marcher entfaltete. Ein herausgerissenes Blatt eines Notizblockes, auf dem dicht aufeinandergedrängt mehrere Zeilen standen.
    „Little Darling!" lautete Mat Heflins Anrede. — „Erst heute hat mein Freund in Erfahrung bringen können, wo Du zur Zeit arbeitest. Doch die erbärmlichen Zeitungsschmierer haben es mir unmöglich gemacht, dich in der Morant-Street aufzusuchen. Obwohl ich alles dafür geben möchte, Dich, little Darling, in meine Arme zu schließen, muß ich mich wohl noch einige Zeit gedulden und den Rat des Überbringers dieser Zeilen befolgen. Er ist der einzige außer Dir, dem ich noch trauen darf. Er hat mir ohne zu zögern Unterschlupf gewährt und kann

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