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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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noch verstärkt einsetzende Nebel brachte fast den gesamten Fahrzeugverkehr auf den Straßen dieser Weltstadt zum Erliegen.
    In der Innenstadt staute sich der in diesen Stunden beginnende Berufsverkehr dermaßen, daß mancher Fahrer kurzerhand sein Fahrzeug auf irgendeinen freien Platz fuhr und den Heimweg zu Fuß antrat. Wer seine Wohnung an einer Station des dichten Netzes der großen Underground liegen hatte, konnte von Glück reden, denn trotz der überfüllten Wagen der Underground kam er noch verhältnismäßig schnell zu seiner Familie. Wer an diesem Tage einer Beschäftigung nachging, mußte sie mit Hilfe des elektrischen Lichtes tun.
    Aus allen Häusern drangen gelbe Lichtscheine nach draußen. So fiel es auch weiter nicht auf, daß in der ersten Etage der Crimscott-Street Nummer 14 im Stadtteil Bermodsey hin und wieder das Licht aufflammte. Im Augenblick war es jedoch wieder dunkel in dem Wohnraum dieser Wohnung, für die sich ein Jonny Stievenson ins Wohnregister der Stadt eingetragen hatte.
    Jonny Stievenson war Junggeselle, und wie es viele dieser Nichtbeweibten allerorts zu tun pflegen, so wurde auch seine Wohnung vielfach nur zur Nachtruhe aufgesucht. So hatte er es bis vor einer knappen Woche auch gehalten. Doch da war es mit ihm wieder einmal so weit, daß er von dem anstrengenden Nachtleben unbedingte Ruhe brauchte, wollte er nicht während seiner Arbeitszeit in der kleinen Krankabine am St. Katherine Dock, unweit der bekannten Tower» Brücke, vor Müdigkeit einschlafen.
    Der gute Jonny hatte sich an diesem Abend noch die Mühe gemacht und seinen strapazierten Korpus unter die Dusche gestellt. Gerade wollte er sich mit einem behaglichen Grunzen in das saubere Bett fallen lassen, als aus einer bekannten Richtung, nämlich von der Hofseite her, ein ihm noch bekannter Pfiff ertönte. Das konnte doch nicht sein! — Mit den Fingern hatte er sich in den Ohren gebohrt.
    Nicht gerade sehr geistreich, aber die Töne vom Hof her kamen für ihn so überraschend, daß er einige Sekunden davon überzeugt war, in Anbetracht seiner momentanen ledierten Verfassung, nicht mehr alle Sinne beisammen zu haben. Jonny Stievenson hatte trotz seiner anstrengenden Tage, die er hinter sich hatte, alles beisammen gehabt. Bei einer nochmaligen Wiederholung des ihm bekannten Pfiffes reagierte er so, wie es der Draußenstehende nicht anders erwartet hatte. Nachdem er das Licht abgedreht hatte, war er gewandt die Feuerleiter hinuntergeklettert und stand dann einem Manne gegenüber, dem man auch ohne große Festbeleuchtung den Ort seiner Herkunft ansah. Obwohl sich in seinem bunten Leben inzwischen viel ereignet hatte und Jonny Stievenson seinen einstigen Freund Mat Heflin vor mehr als fünf Jahren das letzte Mal gesehen hatte, wurden keine unnötigen Worte gewechselt.
    In den zwei Räumen, die er in der Crimscott-Street vierzehn bewohnte, war noch Platz für eine weitere Person, hatte Jonny Stievenson entschieden, und sein Wille war unabänderlich geblieben, nachdem er von Mat Heflin erfahren hatte, in welcher mißlichen Lage sich sein Freund befand. So hatte London einen Menschen verschluckt, der von dem gesamten Polizeiapparat und von einigen ,sauberen' Dunkelmännern fieberhaft gesucht wurde. Keiner von diesen so gegensätzlichen Parteien konnte sich erklären, wo Mat Heflin geblieben war. Am allerwenigsten vermuteten sie den vermeintlichen Mörder der letzten Londoner Opfer in der sauberen Crimscott-Street, eine der bestbeleumundetem Straßen von Bermodsey. —
    ,War aber die Arbeit der Spürnasen der einen oder gar anderen Seite nicht schon so weit vorgeschritten, daß es nur eine Frage des günstigen Augenblickes war, um ihn aus seinem Versteck hervorzuzerren?'
    Zum wievielten Male hatte sich Mat Heflin an diesem grauen Tage die Frage schon gestellt. — Er wußte es selbst nicht mehr.
    Unruhig wälzte er sich seit einigen Stunden von der einen Seite zur anderen Seite herüber. Jedesmal ächzten die Federn der Couch auf, so daß Mat Heflin befürchtete jeden Augenblick, würde seine Liegestätte unter ihm zusammenbrechen.
    Sie tat es aber nicht, und nachdem jedesmal das Stöhnen der Federn verstummt war, war Mat Heflin allein mit seinen quälenden Gedanken. Kein Laut drang bis zu seinem Zufluchtsort vor. — Ein Umstand, der hart an Mat Heflins Nerven zerrte.
    „Wenn doch nur Jonny schon wieder hier wäre", malte er mit verbissenem Gesichtsausdruck zwischen den gespannten Kinnladen hervor.
    Jonny wird es heute doch

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