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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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beeiden, daß ich mit diesen gräßlichen Morden bei Euch unten in Limehouse nichts zu tun habe.
    Dieses wollte ich Dir vorerst nur mitteilen, und sollte unser Plan, den wir hier in der Crimscott-Street ausgedacht haben, gelingen, so wird auch die leidliche Geschichte von vor drei Jahren in einem anderen Licht erscheinen. Please, little Darling, komme vor» erst nicht in die Crimscott-Street. Es ist anzunehmen, daß man Dich auf allen Deinen Schritten überwacht, und wenn ich auch die Polizei nicht fürchte, so möchte ich nicht, daß mein alter Freund wegen einer guten, menschlichen Tat eingesperrt wird.
    Ich weiß, daß Du mich verstehst und bitte Dich daher, noch einige Tage zu warten. Es genügt für heute, meint mein ,old friend' neben mir, aber ich weiß nicht, wie ich zu Ende kommen soll..."
    Es folgten noch drei Sätze, die man in fast allen Briefen von jungen, verliebten Leuten finden kann und für Dan Marcher ein Grund mehr waren, sein Wissen im gegebenen Augenblick preiszugeben; selbst wenn dabei seine eigenen Gesetzesübertretungen ans Tageslicht befördert werden sollten. Er war alt und sehr viel hatte dieses Leben ihm nicht mehr zu bieten.
    „PS", stand da noch unter der Aufforderung, das Schreiben zu vernichten, damit es nicht in falsche Hände geriete.
    „Ich habe noch einen Mann in meiner Aufzählung vergessen. Dan Marcher gehört selbstverständlich auch noch zu denjenigen Menschen, denen ich volles Vertrauen schenke. Er war es auch, der seinerzeit versuchte, die Polizei auf die richtige Spur des Täters zu setzen. Er muß aber mundtot gemacht worden sein, und als ich dieses erkannte, war bereits der Urteilsspruch über mich gefällt. Sollte er noch leben und zu» fällig in diese Bar kommen, so sage ihm, daß ich ihn nicht vergessen habe."
    Dan verzog sein faltenreiches Gesicht zu einem unmerklichen Schmunzeln. — Der Boy war vielleicht in Ordnung: ,Wenn Dan Marcher noch am Leben sei und so. — Welch eine Frage!' Lautlos lachte der alte Mann in sich hinein und faltete das Stückchen Papier mehrmals zusammen, um es gleich beim ersten Riß in viele kleine Teile zerreißen zu können. Dan Marcher kam aber nicht dazu, sein Vorhaben in diesem Augenblick auszuführen. Ein neuer Gast war in dieses Etablissement gekommen, hatte den Raum kurz überblickt und war dann an Dan Marchers Tisch getreten.
    „Bruderherz, was dagegen?" fragte er den aufblickenden Dan Marcher und ließ sich im gleichen Augenblick auf einem der freien Stühle neben dem alten Mann nieder.
    „No!" brummte Dan Marcher, „du sitzt ja schon."
    Kurz betrachtete er den neuen Gast dieses Hauses. ,Woher kenne ich diesen Mann und wo habe ich ihn schon einmal gesehen?' ging es durch seinen Kopf. Sein Erinnerungsvermögen schien verdammt nachgelassen zu haben, denn Dan Marcher konnte sich nicht mehr an diesen Fremden neben ihm erinnern, jedenfalls nicht in diesem Augenblick, wo er es so gern gewußt hätte. — Einige Stunden später sollte es ihm aber wie Schuppen von den Augen fallen, aber da war das Unheil, das sein schwaches Erinnerungsvermögen hervorgerufen hatte, nicht mehr abzuwenden.
    Dan Marcher konnte aber auch nicht ahnen, daß der Mann, der wie ein Ganove mit einem Dutzendgesicht aussah, die Colibri-Bar aus einem ganz besonderen Grund betreten hatte. An seinem Benehmen war nichts Auffälliges zu erkennen, und nach seinen Worten, mit denen er auch gleich Platz genommen hatte, blieb er genauso schweigsam wie Dan Marcher.
    Nachdem Dan Marcher einige Zeit so neben dem Fremden gesessen hatte, erschien Susan Bexter mit einem großen Krug Bier und schaute etwas ängstlich auf den Fremden nieder und dann zu Marcher hin. Dieser nickte dem Mädchen ermunternd zu und führte seine rechte Hand zur Brusttasche seines Rockes hin. Den gefalteten Zettel Mat Heflins hatte er schon lange in dieser Tasche verschwinden lassen.
    Erleichtert atmete Susan Bexter auf. Nim wußte sie, daß kein Unbefugter von Mats Schreiben Kenntnis erhalten hatte.
    War es aber wirklich so? Hatte der Fremde an Dans Tisch nichts von dem Mienenspiel der Kellnerin und dem Manne an seiner Seite bemerkt?
    Wenn ja, so zeigte er es jedenfalls nicht. Unbeteiligt gab er seine Bestellung auf und schaute dann wieder gelangweilt zu den Amüsiermädchen hin. Das trockene Gurren einer Dunkelhäutigen, deren Pose mehr als aufreizend war, ignorierte er. Er schien durch die Frau hindurchzusehen. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, als Susan Bexter den bestellten Schnaps gebracht

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