Kommissar Morry - Das Phantom
Mensch sein kann, aber der Ordnung halber müssen Sie es noch feststellen. Lassen Sie ihn aber so liegen, wie er jetzt liegt."
„All right, Hauken." Keuchend kletterte der Doc in den Wagen und verschwand in dem Abteil.
Während der Doc bei dem Ermordeten war und vorschriftsmäßig das feststellte, was in diesem Falle jeder Laie erkennen konnte, traf Kommissar Hauken mit unerschütterlicher Ruhe seine Anordnungen.
„Bob, verständigen Sie die Leitstelle, Kommissar Morry muß her. Tut mir ja leid, daß ich ihn aus seinen Träumen reißen muß, aber der Mord liegt parallel zu denen, die er bearbeitet. Der Boy von der Zentrale soll ihm nur sagen, Kommissar Hauken erwartet ihn hier auf der Station!"
Der mit Bob Angesprochene nickte verstehend und segelte ab.
„Call und Glenn!"
„Ja, Sir?"
„Ihr beiden seid doch die besten Pferde des Spuren» Sicherungsdienstes. Macht euch an die Arbeit und legt alles fest, was ihr an Spuren finden könnt. Ihr wißt ja, es ist in den meisten Fällen überflüssige Arbeit, aber vielleicht trägt sie dazu bei, daß der Täter an den Galgen kommt. Strengt euch also an dabei!"
„Well, Sir, können gleich anfangen, der Doc kommt schon zurück."
Die beiden Boys nahmen ihr schwarzes Köfferchen auf und stiegen in den Wagen. Vor dem Abteil nahm jeder der beiden mehrere leere Glasröhrchen in die eine und ein riesiges Vergrößerungsglas in die andere Hand. Mit diesen Geräten fingen sie mm an, den Boden planmäßig abzusuchen. Jede geringste Spur wurde in ein Glasröhrchen geworfen, die Fundstelle mit einem Kreidering und einer Zahl, die auch auf dem Glasröhrchen verzeichnet wurde, gekennzeichnet.
Ohne den Toten zu berühren, durchkämmten sie geschickt das ganze Abteil.
Vor der Tür stand währenddessen schon der Fotograf und wartete darauf, seinerseits alle Ecken des Abteils und die Lage des Toten für immer auf die Platte zu bannen.
Wie ein Uhrwerk rollte die Routinearbeit der Mordkommission ab. Jeder stand da, wo er hingehörte.
„Okay, Sir!" meldete sich der Fotograf nach Beendigung seiner Arbeit. „Sie können jetzt die Kleidung des Toten untersuchen."
Der Kommissar hatte inzwischen kurz den Zugführer verhört und wollte zurück zu dem Toten, als Brookers, Kommissar Morrys Faktotum, auf der Bildfläche erschien.
„Hallo, Brookers! Wie kommen Sie denn hierher?" meinte Hauken erstaunt.
„Good moming, Sir", grüßte der Angesprochene zunächst respektvoll und ging dann erst auf Haukens Frage ein. „Ich war noch im Sonderdezernat, als Ihr Anruf kam. Die Leitstelle hatte, bevor sie Kommissar Morrys Wohnung anrief, es erst mal in seinem Büro versucht. So erfuhr ich von diesem weiteren Mord und bin gleich nach hier gefahren. Kommissar Morry wird wohl nicht sehr lange auf sich warten lassen, und dann gibt's Arbeit, auch für mich."
Kopfschüttelnd betrachtete Kommissar Hauken das Prachtexemplar von Diensteifrigkeit.
„Schön, Brookers, wenn Sie schon einmal da sind, dann können Sie auch gleich mitkommen", meinte er und kletterte in den Wagen.
Der Tote lag noch immer in der gleichen Stellung. Kommissar Hauken streifte sich hauchdünne Gummihandschuhe über und begann die Taschen des Toten zu untersuchen. Was er zunächst zum Vorschein brachte, waren Dinge, die in jeder Tasche eines Mannes zu finden waren: Streichhölzer, eine angebrochene Packung Zigaretten, ein Taschentuch, etwas Kleingeld und so weiter. Vorsichtig drehte Hauken die leblose Hülle Swen Collins auf den Rücken und setzte seine Durchsuchung fort. Schon sein erster Griff in die linke Innentasche des Rockes erfaßte etwas Hartes. Behutsam zog er nun seine Hand wieder heraus und hielt Brookers eine Pistole entgegen.
„Nun geht mir langsam ein Licht auf, Brookers." Hauken richtete sich aus der gebückten Haltung auf, zog den Schlitten der Pistole durch und ließ die im Lauf befindliche Patrone in seine Handfläche fallen. „Der Sonny gehörte irgendeinem Gang der Hafengegend an und...“
„Und, mein lieber Hauken?"
Kommissar Morry stand hinter ihnen und hatte bereits einen Blick auf den Toten geworfen. Sein Gesicht hatte einen grübelnden Ausdruck angenommen.
„Ah, Morry! Gut, daß du da bist. Ich gehe nicht fehl, wenn ich sage, Nummer drei deiner mysteriösen Serie."
Einen Augenblick sah es aus, als habe Kommissar Morry die leichte Anspielung in Haukens Worten nicht gehört. Ostentativ schaute er durch das Abteilfenster. Dann sprach er, ohne seinen Kollegen anzuschauen, etwas für diesen
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