Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
hinaufwetzte.
    „Ich wünsche dir endlich einen kleinen Lichtblick in diese verteufelten Morde", nickte Hauken und schritt mit Morry auf die herumstehenden Beamten der Mordabteilung zu. Kommissar Morrys Gesicht hatte Hauken nicht sehen können. So entging es ihm auch, daß Morry gar nicht so pessimistisch war, wie er den Anschein gab.
    „Wenn Sie hier fertig sind, meine Herren, dann fahren Sie bitte mit Kommissar Hauken ins Hauptquartier zurück und werten schon alles aus, was Sie hier am Tatort gefunden haben. Wie ich die Mordabteilung des Scotland Yard kenne, werde ich in spätestens einer Stunde die Berichte und Aufnahmen auf meinem Tisch liegen haben", gab er mit freundlicher Stimme den Männern das Zeichen zum Aufbruch.
    Er selbst überwachte noch den Abtransport der Leiche ins Schauhaus, dann begab er sich in sein Dienstzimmer und begann mit der Durchsicht der bereits eingetrudelten Berichte der Mordabteilung.

    10

    Inzwischen war Brookers an der Chadwell-Station eingetroffen. Schmiede das Eisen, solange es heiß ist!' waren seine Gedanken, als er den Schalterraum der Station betrat und dem Ticketverkäufer seine Erkennungsmarke unter die Nase hielt.
    „Entschuldigen Sie mein spätes Eindringen, Mister", begann er höflich auf den ärgerlich dreinschauenden Mann einzureden. „Wenn ich mich nicht irre, hatte ich bereits vor einigen Minuten das Vergnügen, mit Ihnen am Telefon zu sprechen. Diese neuzeitlichen Apparate haben aber oft Tücken, so daß man kaum ein Wort darin verstehen kann. Sie werden es daher begreiflich finden, Mister, daß ich Sie nun persönlich aufgesucht habe, um mich mit Ihnen zu unterhalten."
    „Was die Polizei unter einer Unterhaltung versteht, kann ich mir vorstellen", erwiderte der Schalterbeamte verächtlich. „Aber bitte, fragen Sie. — Schießen Sie los! Eines kann ich Ihnen aber schon vorweg sagen, wenn Sie wieder wissen wollen, wie der Mann ausgesehen hat, der an diesem Schalter zwei Karten gekauft haben soll, so kann ich Ihnen nur sagen, daß ich nicht jedem Menschen genau ins Gesicht schaue, der sich für sein gutes Geld zwei Tickets kauft. — Bei mir braucht keiner seinen Ausweis vorzulegen. Mir genügt es, wenn die Scheine, die ich erhalte, keine Blüten sind. — So, Mister, nun können Sie meinetwegen mit Ihren Fragen kommen."
    Brookers hatte den Mann ausreden lassen. Jetzt, da dieser frisch von der Leber weggeredet hatte und keine Angst vor dem Scotland Yard zu haben schien, sah er ein, wenn auch nur ungern, daß dieser Mann ja ganz recht hatte. Er versetzte sich kurz in die Lage eines Schalterbeamten, der sechs bis acht Stunden am Tage nichts anderes zu tim hatte, als Fahrkarten auszugeben und dabei scharf aufpassen mußte, daß man ihm kein Falschgeld unterschob. Erst bei schwachem Andrang hatten die Personen hinter der Scheibe hin und wieder Zeit und Gelegenheit, sich außer dem Geld auch dessen Besitzer etwas näher zu beschauen. Drangen aber diese Gesichter der Kartenkäufer noch tief in das Bewußtsein eines Schalterbeamten ein, der im Laufe eines Tages Tausende zu sehen bekam? Kaum, gestand sich auch Brookers ein und versuchte mit dem letzten Mittel, das ihm im Augen» blick noch übrigblieb, das Erinnerungsvermögen des Mannes aufzufrischen: „Ihre Dienstvorschrift verlangt nicht von Ihnen, daß Sie sich jeden Menschen, der eine Karte verlangt, genau ansehen oder gar einen Ausweis vorlegen lassen. Aber", und bei den folgenden Worten traten Brookers Kinnmuskeln stark hervor und seine Augen nahmen einen harten Glanz an, „es ist die Pflicht eines jeden Menschen, besonders aber eines Beamten, jede Beobachtung, die zur Klärung eines Verbrechens dienen kann, der Polizei unverzüglich mitzuteilen. — Verstehen Sie, Mann? Ich bin nicht hierhergekommen, um mich mit Ihnen über Dinge zu unterhalten, die zwar für Sie von großer Wichtigkeit sind, aber nichts mit dem Mord in der Underground Railway zu tun haben."
    „Mord? — Was habe ich mit einem Mord zu schaffen?" wurde der Mann hellhörig.
    „Im Augenblick sehr viel, mein Lieber! Wenn Sie nicht schnellstens Ihr Erinnerungsvermögen auffrischen und mir wahrheitsgetreu eine Beschreibung des Mannes geben, der vor gut einer Stunde, also zu einer Zeit, da nur wenige Menschen eine Fahrkarte zu kaufen pflegen, hier an Ihrem Schalter gleich zwei Tickets nach Liverpool erstanden hat, kann ich Sie wegen Verdunklungsgefahr eines Verbrechens in Haft nehmen", drohte Brookers. Das Gesicht des Mannes wurde nach den Worten

Weitere Kostenlose Bücher