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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mit den Kerls an. — Einen Krach können wir uns heute Abend nicht erlauben."
    Kurz überlegte Pookfield, ob er den Hut holen sollte, dann hatte er sich dazu entschlossen und verließ das Abteil. Allein blieb Swen Collins zurück. Seine Blicke gingen zum Abteilfenster hinaus, wo hin und wieder ein Licht der Streckenbeleuchtung vorüberflog. Er dachte in diesem Augenblick weder an die auf seinen Knien liegende heiße Ware, noch an irgend etwas anderes. Wie aus einer Rauchwolke aufsteigend, tauchte da im Spiegelbild des Abteilfensters ein Gesicht auf. Es wurde deutlicher und größer. Erschreckend bemerkte Swen Collins, daß er nicht mehr allein in diesem Abteil war. Wie war das nur möglich, daß ...?
    Doch nein, diese Augen, die ihn zu versengen drohten, gehörten keinem Menschen, den er kannte... Aber dieses Gesicht, diese von tausend Fältlein durchzogene Haut...
    Wie unter einem fremden Willen stehend, drehte er seinen Kopf herum und sah mitten im Abteil den Mann stehen.
    „Was soll dieses alberne Theater? Du..."
    Sein Atem stockte. Eine heiße Blutwelle jagte ihm ungestüm durch die Adern. Der Mann, der da höhnisch grinsend auf ihn herabsah, trug einen schwarzen Umhang, eine Pelerine. Flackernd irrten seine Blicke zwischen der Abteiltür und dem Gesicht des Phantoms hin und her. Er vermochte sich nicht zu erheben. Jetzt bin ich dran', sinnierte sein gefoltertes Gehirn. ,Warum kommt denn Ernest Pookfield nicht zurück?'
    Sein Mund öffnete sich zum Schrei... — Zu spät! Um seinen Hals hatte sich ein würgender Griff gelegt. Kein Ton kam heraus. Brutal wurde sein Kopf gegen die Abteilwand gedrängt. Tausend Funken sprühten vor seinen Augen. Er war nahe am Ersticken, als ein jäher Schlag seinen Kopf traf. Der dünne, gurgelnde Laut, mit dem Swen Collins zusammenbrach, wurde von den Geräuschen der kreisenden Räder der Railway übertönt. Langsam war er zur Seite weggerutscht und blieb verkrümmt zwischen den Sitzbänken liegen. Er regte sich nie mehr.
    Geräuschlos, wie der Mörder das Abteil betreten hatte, verließ er es wieder. Unter seiner Pelerine befand sich außer einem dreikantigen Stabdolch ein wasserdicht eingewickeltes Paket.

    *

    Polternd und stolpernd zwängte sich Emest Pookfield durch den Gang des letzten Wagens. Das, was seine rechte Hand umspannt hielt, konnte keineswegs seinem früheren Verwendungszweck wieder zugeführt werden. Ehestens konnte das nunmehr randlos gewordene Ding einem Clown als Requisit dienen, so hatte der Hut innerhalb von zwei Minuten beim Fangball» spielen der angeheiterten Gesellschaft gelitten.
    Seine Nerven hatten durch das belustigte Zwischenspiel in ihrem alten Abteil, welches er vor fünf Minuten zusammen mit Swen Collins verlassen hatte, noch eine weitere Belastungsprobe erfahren. — Was er aber mm erlebte, ging über seine psychische Kraft und führte ihn an die Grenze des Wahnsinns . ..
    Den Durchgang vom letzten zum vorletzten Wagen hatte er, ohne seine Ellenbogen zu gebrauchen, zurückgelegt. Kurz blieb er in diesem Gang stehen und ordnete seine in Unordnung geratene Kleidung. Kein Mensch war zu sehen, und ein totenähnliches Fluidum lag in diesem Wagen. Ahnungslos trat er über die Schwelle. Erst jetzt entdeckte er Swen Collins, dessen leblose Hülle mit abgespreizten Gliedern und irgendwie verrenkter Haltung auf dem Boden lag. Neben Swen Collins Kopf hatte
    sich eine große Blutlache angesammelt. Aus einer gräßlichen Kopfwunde floß der letzte Lebenssaft in den Schmutz des Abteilbodens. Ernest Pookfields Herz drohte auszusetzen. Kalter Schweiß klebte plötzlich auf seiner Haut. In seiner Kehle stieg ein dicker Kloß hoch und schnürte ihm die Luft ab. Swen Collins' gebrochene Augen waren übematürlich weit geöffnet und mit Entsetzen und Grauen gezeichnet. Wie von Furien gehetzt, stürmte der völlig kopflos Gewordene vom Ort des Grauens in den Gang hinein. ,Weg, nichts als weg!' hämmerte sein Blut hart in den Schläfen, und er jagte wie ein Irrer durch die Gänge der Underground. Ausgepumpt gelangte er an die versperrte Tür zum Triebwagen.
    ,Was nun', dachte er verzweifelt. ,Der Mörder, das Phantom befindet sich noch im Zug. Jeden Moment kann er sich das nächste Opfer, mich, holen.'
    Hinter seinen leeren Augen überschlugen sich die Gedanken. Gehetzt wanderte er vor der verschlossenen Tür auf und ab.
    ,Wenn Swen Collins, bevor der Zug an der nächsten Station hält, entdeckt wird, bin ich geliefert. So oder so...' Immer größer wurde seine

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