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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Angst. Seine Gedanken jagten ihm einen Schrecken nach dem anderen ein. Als die Railway in Shoreditch einlief, hatte Emest Pookfield keinen trockenen Fetzen mehr am Leibe. Unfähig, auch nur einen klaren Gedanken erfassen zu können, betrat er mit weichen Knien den Bahnsteig. Mit dumpfen Augen und um Jahre gealtert, ging er die Treppen hinunter, um zum Ausgang zu kommen. Durch einen unter den Schienensträngen gelegenen Tunnel gelangte er auf den gegenüberliegenden, zum Ausgang führenden Bahnsteig. Als er seinen Fuß auf die oberste Stufe des Steiges setzte, lief soeben der Gegenzug ein. ,Man kann auch diesen Zug benutzen', waren seine letzten Gedanken. Hilfreiche Hände ergriffen ihn, und schon saß er zwischen Seeleuten, die von einem Landurlaub ihren Ankerplätzen zustrebten.
    Wo er später ausgestiegen war, wußte er nicht mehr. War es in Wapping oder Rotherhithe, oder war es gar an der Endstelle der Underground Railway, er wußte es nicht mehr, konnte es auch nicht mehr wissen.
    Gegen Morgengrauen des nächsten Tages wurde von einer Polizeistreife ein Mann aufgegriffen, der gebückt wie ein alter Murmelgreis, ziel- und planlos durch die Straßen des Stadtteils Peckham irrte.
    Seinen Namen konnte er den freundlichen Boys von der Stadt-Police nicht nennen. Dafür redete er wirres Zeug, aus dem kein Mensch schlau werden konnte.
    „Kannst du etwas mit den tierischen Lauten anfangen?" fragte der Streifenführer seinen Kollegen achselzuckend. Verneinend schüttelte daraufhin der Gefragte seinen Kopf.
    „Ein armes Luder! Ich glaube, wir werden ihn wieder in sein Heim zurückbringen müssen."
    So wurde an diesem Morgen ein neuer Patient in die Londoner Anstalt für Geistesgestörte eingeliefert, dessen Pforte dieser Mann niemals wieder als Geheilter verlassen sollte. Ernest Pookfields Nerven hatten durch die Ereignisse der letzten Nacht einen Knacks bekommen, an dem er drei Monate später zugrunde ging, nachdem er trotz ärztlicher Kunst langsam dahingesiecht war. Ein weiteres Opfer war schon in dieser Nacht auf das Schuldkonto des Phantoms gekommen. Die Leiche Swen Collins wurde erst an der Liverpool-Station entdeckt. Die Liverpool-Station war ein Sackbahnhof, und nachdem alle Reisenden ausgestiegen waren, sollte der Zug auf ein Rangiergleis geschoben und hier für den nächsten Tag überholt und gesäubert werden. Zuvor jedoch hatte der Zugführer noch einen Kontrollgang durch sämtliche Wagen seines Zuges gemacht. Hierbei fand er dann den ermordeten Swen Collins auf. — Es ging dem schon älteren Zugführer hart an die Nieren, als er so unverhofft das Werk eines bestialischen Unholdes vor sich sah. Schnell hatte er seinen Schock überwunden und Scotland Yard angerufen. Kurz danach kam die Mordkommission mit ihren Spezialfahrzeugen angeprescht. Die Leitung des Trupps hatte der Officer vom Dienst, Kommissar Hauken übernommen. Kommissar Richard Hauken war schon seit Jahren mit Morry befreundet. Als er an der Spitze des Spezialtrupps die Treppe zum Bahnsteig hinauf eilte, mußte er an das Gespräch mit Kommissar Morry denken, das er vor zwei Stunden mit diesem geführt hatte.
    „Richard, ich habe so ein dummes Gefühl, als ob es für dich eine unruhige Nacht werden wird", hatte Morry beim Fortgehen orakelt, und nun hatte er schon die Bescherung.
    ,Damn't, der gute Morry schien für dererlei Sachen einen sechsten Sinn zu haben. — Nun erst einmal sehen', dachte er an Morrys Wunsch, ihn bei besonders wichtigen Vorkommnissen zu rufen. Er ging den Bahnsteig entlang. Vor der Tür des Wagens stand der Zugführer mit mehreren Angestellten der Underground-Railway zusammen und geleitete Hauken zum Tatort hin.
    „Hier gleich links das dritte Abteil, Sir", gab er Hauken Bescheid und blieb dicht hinter dem Kornmissar.
    „Stop!"
    Hauken war an der Außenwand des Ganges entlang bis an das Abteil getreten und hatte einen Blick in dieses hineingeworfen. Seine Augen kreisten zweimal herum.
    „Etwas verändert oder angerührt?" fragte er den Zugführer ohne seine Augen vom Tatort fortzudrehen.
    „No, Sir! Der Mann liegt noch so da, wie ich ihn gefunden habe."
    „Gut! — Hat einer Ihrer Kollegen nach Ihnen das Abteil betreten?"
    „No! Sie haben sich den Toten nur vom Abteilfenster angesehen."
    „Okay!"
    Hauken schien genug gesehen zu haben, betrat aber immer noch nicht das Abteil, sondern kam zu seinen Leuten zurück.
    „Doc", sprach er einen älteren Mann seines Gefolges an, „der Mann ist zwar schon so tot, wie nur ein

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