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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Brookers gleich um zwei Nuancen blasser. Er verstand nur zu gut die Worte des Yard-man und versuchte krampfhaft aus der ihm gelegten Schlinge zu entweichen. Seine bisher gezeigte Kaltschnäuzigkeit fiel im Laufe der nächsten Minuten völlig von ihm ab und stotternd versuchte er zu erklären, daß er sich beim besten Willen nicht mehr an den Mann zu erinnern vermochte, der die Karten bei ihm gelöst hatte. Schon gar nicht an die zweite Person, die nach Angaben des Detektivs in Begleitung dieses Mannes gewesen sein sollte. Etwa zwanzig Minuten ließ Brookers den Mann schmoren, dann hatte er die absolute Gewißheit, daß seine Fahrt zur Chadwell-Station überflüssig war — und daß er wiederum vor seinen Chef und Meister mit einem negativen Ergebnis hintreten mußte.
    „Bless my soul", fluchte Brookers in sich hinein, als er den Schalterraum verlassen und sprichwörtlich seinen Bauch voller Wut hatte.
    Kurz orientierte er sich nach der nächsten Fahrverbindung. — Gott sei Dank — wenigstens das klappte noch, ln wenigen Augenblicken mußte der Zug, der letzte dieses Tages, einlaufen, der ihn noch bis in die Nähe des Hauptquartiers des Scotland Yard brachte. In unfreundliche Gedanken versunken, stand er nun auf dem Bahnsteig und zündete sich bereits die dritte Zigarette an, als ein Rollen den Boden unter seinen Füßen erzittern ließ. Als er näher an die Bahnsteigkante herangetreten war und in den Schlund des Tunnels hineinspähte, spielte ihm der Zufall einen weiteren Streich.
    Nicht sein Zug hielt mit quietschenden Bremsen auf der Chadwell-Station, sondern der Gegenzug war auf dem zweiten Schienenstrang zum Halten gekommen. Mit einer resignierenden Handbewegung warf er die kaum angerauchte Zigarette fort und trat wieder einige Schritte von der Kante zurück. Das aufkeimende Lärmen Einiger ausgestiegener Nachtbummler wurde durch das Anrollen des Zuges erstickt. Langsam rollte ein Abteilfenster nach dem anderen an dem einsamen Mann auf dem gegenüber liegenden Bahnsteig vorbei. Langsam wurde der Zug schneller. Schon rollte der dritte Wagen an ihm vorbei...
    „Goddam!" stieß Brookers heiser hervor, „das gibt's doch nicht."
    Weiter riß er seine Augen auf, schärfer peilte er das Abteilfenster an, hinter dem er ein ihm bekanntes Gesicht zu sehen glaubte.
    ,Nein, alter Junge, das ist keine Halluzination, was du da siehst. Das ist kein anderer als Mat Heflin, der da hinter dem Abteilfenster sitzt und von dannen rauscht, gab er sich die Bestätigung dessen, was seine Augen zufällig erblickt hatten. Mit zwei Schritten war er an der Bahnsteigkante. Eben rollte der vorletzte Wagen heran. Den letzten Wagen werde ich noch schaffen, überschlugen sich im Eifer des Gefechts seine Gedanken. Dann aber blieb er wie angewurzelt an der Bahnsteigkante stehen und mußte auch diesen Wagen an sich vorüberrollen lassen.
    Irgendeine Alarmanlage in seinem Gehirn hatte sich in Tätigkeit gesetzt und ihn vor dem Sprung auf die Schienen zurückgehalten. Im gleichen Moment wußte er, warum er diesen Sprung nicht hatte tun dürfen. Mit einem Zischton jagte der entgegenkommende Zug heran. Der Fahrtwind riß ihm den Hut vom Kopf und sein Blut schoß ihm heiß in die Adern. Jetzt wußte er, wie nahe er dem Tod gestanden hatte. Viel Zeit, um seinem guten Schutzengel zu danken, nahm sich Brookers nicht. Die Realität des Augenblicks nahm sein ganzes Denken in Anspruch. Die einlaufende Railway auf seiner Seite hatte es ihm unmöglich gemacht, den Zug, in dem Mat Heflin saß, noch zu erwischen. Schneller werdend zog das rote Schlußlicht davon. — Ohne erst seinen herumwirbelnden Hut einzufangen, jagte er die Treppen zum Stationsgebäude rauf, raste mit langen Sätzen in den erst von ihm verlassenen Schalteraum hinein und hatte sich schon den Hörer geangelt.
    „Funkstreifenleitstelle?" hörte der völlig aus dem Häuschen geratene Ticketverkäufer den schnellatmenden Brookers in den Apparat schreien.
    „Hören Sie! Hier spricht Brookers vom Sonderdezernat Scotland Yard."
    „Was gibt's?" klang es aus der Muschel zurück.
    „Wachthabender, bitte setzen Sie sofort alle verfügbaren Streifenwagen des Hafenviertels in Bewegung. Der im Fahndungsblatt ausgeschriebene, entwichene Mat Heflin befindet sich in der Underground Railway, die in Richtung New Cross fährt. Heflin ist hier auf der Chadwell Station von mir erkannt worden. Haben Sie verstanden?"
    „Okay! Werde jeweils zwei Wagen nach Rotherhithe und Wipping beordern. Sollen die

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