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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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„sondern erzähl' uns, was hier in der Zwischenzeit los war?"
    „Was soll los gewesen sein?" tat Lee Raynolds erstaunt und begann langsam an dem Verstand des Mannes zu zweifeln.
    „Ist während der letzten Minuten eine weitere Taxe hier vorgefahren?" wurde schon die nächste Frage an ihn gestellt.
    „No!"
    „Weißt du das ganz sicher?"
    „So sicher wie das Amen in der Kirche! — Ich stand nämlich schon über zehn Minuten vor eurem Eintreffen vorn' am Eingang und habe während dieser Zeit keinen Menschen die Station betreten sehen. Erst als ihr angerauscht kamt, habe ich mich dort hinter der Mauer verdrückt. — Aber sagt mal, wie soll ich euer wirres Gewäsch verstehen. Seid ihr etwa verfolgt worden, oder was liegt an?"
    Keine Antwort folgte. Kurz wechselten die beiden soeben noch in Angst und Nöten schwebenden Männer einen bedeutsamen Blick, und sofort nahmen hiernach die abstehenden Ohren Ernest Pookfields eine feuerrote Hautfarbe an. So etwas wie eine sehr starke natürliche Färbung überzog sein ganzes Gesicht. Umständlich kramte er in den Taschen seines Stutzers herum und preßte seine Lippen fest aufeinander. Er hatte keine Lust, sich vor Lee Raynolds noch weiter zu blamieren. Auch Swen Collins sah keine Veranlassung, Lee Raynolds seine, wie sich nun gezeigt hatte, unbegründete Furcht durch eine weitere Äußerung zu bestätigen und sich damit in seinen Kreisen unmöglich zu machen.
    ,Well, er hatte sich von Emest Pookfields Furcht anstecken lassen, brauchte aber dieser Kerl, dessen lästernde Zunge unter ihnen gefürchtet war, nun nicht alles zu wissen!'
    Swen Collins fühlte sich wieder stark genug, den Auftrag ohne den Überwachungstrupp durchzuführen. Es sollte sich aber beweisen, daß Stolz und Antipathie bei Menschen, die an einem gleichen Strick ziehen müssen, oft schwere Folgen haben können.
    Swen Collins dachte aber nicht mehr im entferntesten daran, daß ihm jetzt noch etwas passieren könnte.
    „Komm!" forderte er darum nur Emest Pookfield auf, mit ihm hinunter zur Station zu gehen, wo ein Rollen das Herannahen der Underground Railways anzeigte. Als sie wie verabredet in den letzten Wagen einstiegen, sahen sie sich noch einmal um. Doch nur Lee Raynolds stand am oberen Treppenansatz und winkte lässig herunter.
    Ratternd setzte sich der Zug in Bewegung. Im letzten Wagen befand sich kein weiterer Mitreisender mehr, und so fuhren sie allein der Whitechapel Station entgegen. Swen Collins schien seine alte Sicherheit zurückerlangt zu haben. Bequem hatte er sich an einem rechten Fensterplatz niedergelassen und die Aktentasche mit der wertvollen Ware neben sich auf die Sitzbank gelegt.
    Keine acht Minuten dauerte die Fahrt bis Whitechapel. Schweigsam saßen sich die beiden Gauner gegenüber. Keiner sprach auch nur ein Wort. Doch dann wurde es anders. Der Zug lief den Haltepunkt an. Schon beim Einlaufen in die Station sahen sie mehreren Gruppen von Menschen auf dem Bahnsteig stehen. Als der Zug mit einem leichten Ruck zum Stehen kam, stürmten die Menschen lärmend und grölend auf die Türen der Railway zu. Auch ihr Wagen wurde von einer dieser Gruppen mit ihrer Anwesenheit beehrt. — Fluchend war Swen Collins, die Aktentasche an sich nehmend, an das Fenster getreten und suchte den Bahnsteig nach dem hier aufgestellten Posten ab. Jeff Parker kam aus der Gruppe, die sich in den letzten Wagen drängte, direkt auf sein Fenster zu. Langsam ging er darunter her, und während er eine Zigarette anzündete, teilte er Swen Collins seine Beobachtungen mit:
    „Keine Gefahr, Swen. Die Knilche da", hierbei deutete er mit dem Kopf auf die grölenden Männer an der Tür, „haben nur mächtig getankt und wollen in ihrem Übermut alles abbrechen. Wenn ihr euch nicht 'dran stört, geht alles okay. Sonst gibt es nichts Weiteres." Seine letzten Worte gingen schon im allgemeinen Lärm der zusteigenden Gesellschaft unter.
    „Suchen wir uns einen anderen Platz", meinte Swen Collins zu dem hinter ihm stehenden Pookfield, als die Betrunkenen jedes Abteil zu stürmen begannen. Gleich im vorletzten Wagen fanden sie mehrere leere Abteile, und sie entschlossen sich, das dritte von hinten zu nehmen. Kaum hatte sich die Railway wieder in Bewegung gesetzt, als Ernest Pookfield wie von der Tarantel gestochen in die Höhe fuhr.
    „Damn't Swen! Jetzt habe ich meinen schönen Hut drüben im Gepäcknetz liegen gelassen", meinte er mit saurem Gesicht.
    „Dann hol' ihn doch. Laß dich aber nicht aufhalten und ecke nicht

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