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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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neben ihm leer. Er stand einsam und verlassen in dem dunklen Gemäuer.
    Als Guy Hamper an diesem Abend das Nebenzimmer in Lizzy's Hafenschenke betrat, fühlte er die Blicke seiner Freunde finster und argwöhnisch auf seinem Gesicht brennen. Sie hatten ihm das traurige Ende Burt Holländers noch immer nicht verziehen. Wortlos und feindselig stierten sie ihm entgegen. Guy Hamper räusperte sich verlegen. Er rief die bleiche Lizzy an den Tisch und bestellte großspurig drei Runden für seine Freunde.
    „Nun kann ich es euch ja sagen“, lärmte er mit lauter Stimme. „Es war Antony Fingal, der Burt das Lebenslicht ausblies. Eigentlich wollte er mich stumm machen. Aber in der Finsternis der Garage erwischte er den Falschen. So ist das gewesen, Boys!“
    Als er keine Antwort bekam, schielte er unsicher von einem zum ändern. Dann nahm er einen hastigen Schluck und fuhr leise fort: „Ihr glaubt nicht, wie froh ich bin, daß dieser Schuft in die Hölle gefahren ist. Er hat mich wohl anständig bezahlt, aber ich mußte dafür die dreckigste Arbeit tun. Ihr wißt es ja selbst. Thomas Cook und Linda Cantrell und dieser Inspektor . . .“
    „Du willst wohl unbedingt in den Knast marschieren“, warf Sam Berry drohend ein. „Wir wollen nichts von diesem Mist hören, kapiert? Sonst könnten wir leicht auf den Gedanken kommen, den Cops etwas ins Ohr zu flüstern.“
    Guy Hamper zog ängstlich seinen Stiernacken ein. Seine Stimmung sank auf den Nullpunkt. Um auf andere Gedanken zu kommen, schüttete er mehr Schnaps in sich hinein als für ihn gut wahr. Mit glasigen Augen stierte er auf seine Freunde. Er hörte kaum noch, was sie sagten. Ihre Worte rauschten eintönig an ihm vorüber.
    „Hallo, Mr. Hamper“, erklang da plötzlich eine helle Stimme neben ihm. „Sie sollen mal in den Hof hinaus kommen. Es will Sie jemand sprechen.“
    Guy Hamper äugte auf die Bedienung. „Was ist?“ fragte er lallend.
    „Ich sagte es doch eben schon. Sie sollen in den Hof hinaus kommen. Nun gehen Sie schon endlich!“
    Guy Hamper taumelte brummig von seinem Stuhl auf. Er begriff im Augenblick überhaupt nichts. Kopfschüttelnd schlürfte er aus dem Nebenzimmer. Er tappte durch den langen Korridor und trat durch die Hintertür ins Freie. Der schäbige Hinterhof tat sich vor ihm auf. Ringsum ragten die Rückfronten hoher Häuser auf. Dazwischen Brandmauern und Kohlenschuppen. Guy Hamper blinzelte unsicher in die schwarze Finsternis hinein. „Hallo?“ murmelte er betreten. „Hallo, ist da jemand?“ Seine Worte waren kaum verhallt, da fühlte er sich am Arm ergriffen und in eine dunkle Ecke gezerrt. Ein Fremder mit breitrandigem Hut und buntem Seidenschal stand ihm gegenüber. Von seinem Gesicht war kaum was zu sehen.
    „Wer sind Sie?“ fragte Guy Hamper mit bröckelnder Stimme. „Warum wollen Sie mich sprechen?“
    „Sie plaudern zuviel“, sagte der Fremde mit drohendem Unterton. „Ich habe vorhin Ihre Worte belauscht. Sie brüsten sich damit, drei Morde begangen zu haben. Wissen Sie, was das bedeutet? Ich könnte Sie jetzt zum nächsten Streifenpolizisten schleppen und verhaften lassen. Das wäre die einzige gerechte Strafe für Ihre Dummheit.“
    Guy Hamper mußte sich wieder räuspern, um den gräßlichen Druck in der Kehle loszuwerden. Er hatte das entsetzliche Gefühl, als schlüge eben seine letzte Stunde.
    „Ich gebe Ihnen noch eine Chance“, redete die blecherne Stimme weiter auf ihn ein. „Sie werden mit mir in die Garage Antony Fingals fahren und dort eine Sprengkapsel übernehmen. Dann werden Sie mich zum Millwall Dock begleiten . . .“
    Guy Hamper sank ächzend an die Mauer zurück. Seine Augäpfel traten so weit hervor, daß man das Weiße sehen konnte. „Ich kann das nicht allein machen“, keuchte er in panischer Angst. „Ich will nicht allein in diese Garage gehen. Erlauben Sie mir, daß ich einen Freund mitnehme . . .?“
    „Wen?“ fragte der Fremde lauernd.
    „Na, Sam Berry, zum Beispiel. Er hat zwar nicht viel für mich übrig, aber für Geld wird er alles tun. Geben Sie mir ein paar Scheine für ihn.“
    Er bekam das Geld. Knisternd raschelten die Banknoten in seiner Hand.
    Der Unbekannte verharrte regungslos in seinem Winkel. „Gehen Sie“, zischte er scharf. „Sollten Sie länger als drei Minuten ausbleiben, so nimmt Sie die Polizei in Empfang. Denken Sie an diese Warnung!“ Guy Hamper schlich davon als hätte man ihn verprügelt. Jedes einzelne Haar sträubte sich auf seinem Kopf. Er war bleich

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