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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hierher zurückkehren. Er wird mitten in die Detonation hineingelaufen sein. Mein Gott, was ist wohl mit ihm geschehen ? Sie hatte keinerlei Anlaß, Antony Fingal zu bedauern oder zu bemitleiden. Dazu hatte er ihr viel zu übel mitgespielt. Aber nun wartete sie doch in banger Ungeduld auf seine Rückkehr. Sie war auf ihn angewiesen. Wie sollte sie allein nach London zurückkommen? Schon in wenigen Minuten würde man das ganze Gelände durchsuchen. Dann lief sie mitten in die Postenketten. Vier, fünf Minuten wartete sie noch, obwohl es sinnlos war. Sie ging unruhig vor dem Wagen auf und ab. Immer wieder blickte sie zu der hell angestrahlten Fabrik hinüber. Schließlich mußte sie sich sagen, daß Antony Fingal
    nicht mehr kommen würde. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu Fuß den weiten Heimweg anzutreten. Sie brach augenblicklich auf. Da sie den Feldweg nicht kannte, trat sie auf die Landstraße hinaus. Vier, fünf Schritte kam sie ungehindert voran, dann stockte sie plötzlich. Von einem Alleebaum löste sich ein dunkler Schatten. Er hielt geradewegs auf sie zu. Er kam rasch näher. Um Gottes willen, dachte Miriam Davis verzweifelt. Nun ist alles zu Ende. Sie haben schon alle Straßen abgesperrt. Es wird ein Wachposten sein, der mich . . .
    „Kommen Sie“, rief ihr eine vertraute Stimme entgegen. „Machen Sie rasch! Wir haben keine Minute mehr zu verlieren.“
    Jetzt erst erkannte Miriam Davis den Fremden. Es war Allan Raymond. Sie lief auf ihn zu wie ein ganz kleines Mädchen, das in die Arme des großen Bruders flüchtet.
    Alle Not und Verzweiflung war plötzlich vergessen. Sie spürte nur noch die Sicherheit, die von ihm ausging, und die sich auf sie übertrug. Geborgen schmiegte sie sich an seine Schulter.
    „Wie kommen Sie hierher?“ fragte sie stockend.
    Allan Raymond hatte keine Zeit, jetzt lange Gespräche zu führen. Er drängte sie in seinen Wagen und brauste gleich darauf in mörderischer Geschwindigkeit los. Fest hielt er das Steuerrad umklammert. Aufmerksam beobachtete er die nächtliche Straße. Miriam Davis blickte ihn immer wieder an. Sein Gesicht wirkte ernst und verschlossen. Er sprach kein einziges Wort zu ihr.
    „Was denken Sie von mir?“ fragte sie leise. „Sie halten mich für ein schlechtes Mädchen, nicht wahr? Sie glauben, ich sei mit Antony Fingal freiwillig hierhergefahren und . . .“
    „War es denn nicht so?“ murmelte Allan Raymond, ohne sie anzusehen.
    „Nein“, sagte sie herb. „Nein, das dürfen sie nicht glauben, Mr. Raymond. Antony Fingal hat mich zu dieser Fahrt erpreßt. Ich hätte wahrscheinlich auch in Zukunft nie Ruhe vor ihm gefunden, wenn er nicht . . .“ „Wenn er nicht . . .?“
    „Ich glaube, er kommt nicht wieder“, sagte Miriam Davis scheu. „Er war gerade im Fabrikgelände, als die Bombe detonierte. Sie wird ihn getötet haben. Vielleicht ist es eine Sünde, Mr. Raymond. Aber ich wäre glücklich, wenn er nicht mehr käme.“
    Allan Raymond schwieg eine Weile.
    „Wieso konnte er Sie erpressen?“ fragte er ungläubig. „Ein junges Mädchen wie Sie hat doch noch keine . dunklen Punkte in seiner Vergangenheit.“
    „Doch“, sagte Miriam Davis zögernd. „Doch, Mr. Raymond. Ich war in der Erziehungsanstalt Trontham. Ich bin von dort heimlich ausgerissen. Ich floh zusammen mit einer Freundin Dora Gibbon.“
    „Ach so“, meinte Allan Raymond und biß sich auf die Lippen. „So ist das also. Und warum waren Sie in Trontham?“
    Miriam Davis senkte beschämt den Kopf. Das Geständnis wollte ihr nicht über die Lippen.
    „Muß ich das unbedingt sagen?“ fragte sie kleinlaut. „Natürlich“, meinte Allan Raymond lächelnd. „Gute Freunde haben kein Geheimnis voreinander.“
    Miriam Davis suchte mühsam nach einem Anfang. Aber die Scham verschloß ihr die Lippen. Sie brachte einfach kein Wort hervor. „Ich werde es Ihnen ein andermal erzählen“, sagte sie leise. Wachtmeister Offort stürmte am nächsten Morgen mit allen Anzeichen freudiger Erregung in das Diens- zimmer Kommissar Morrys.
    „Ich komme eben von Rockford“, rief er in ausgelassener Siegesstimmung. „Wir konnten den Fall restlos klären, Sir! Es war also doch Antony Fingal, der die Bombe im Konstruktionsbüro legte. Wir fanden Teile von seiner Kleidung und ein paar zerfetzte Ausweise, die seinen Namen trugen.
    Man könnte an die Macht des Schicksals glauben, Sir! Er fiel seinem eigenen Anschlag zum Opfer . . .“ „Na und?“ fragte Kommissar Morry trocken. „Was freut

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