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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hier gefunden. Ich hatte wirklich Angst.“
    Sie ging auf ihn zu. Sie hängte sich bei ihm ein. Zum erstenmal hatte sie das Gefühl, sie könnte bei ihm sicheren Schutz finden. Jetzt ging er entschieden langsamer als zuvor. Er war überhaupt seltsam verändert. Er blieb stehen. Er zog sie an sich. Seine Hände hielten sie hart umklammert. Ein heißer Atem wehte über ihr Gesicht. Fiebrige Küsse bedeckten ihre Haut. Angela Sirion wußte, daß sie für Ihren Beruf Opfer bringen mußte, aber soweit wollte sie doch nicht gehen. Empört wandte sie ihr Gesicht ab. Aergerlich versuchte sie sich aus seiner harten Umklammerung freizumachen. „Ich bin nicht so, wie Sie denken“, fauchte sie entrüstet. „Mich bekommt man nicht in ein paar Stunden. Lassen Sie mich los, Thom! Ich werde es. Ihnen nie verzeihen, wenn Sie mich weiterhin so quälen.“
    Es war merkwürdig, gerade ihre Abwehr schien den ändern noch mehr zu reizen. Er preßte sie heftig an sich. Er zog sie mit sich fort. Sie spürte plötzlich das Geländer der Uferböschung in ihrem Rücken. Hart schnitt die Querstange des Eisengitters in ihren Rücken.
    „Sind Sie denn verrückt?“ stöhnte Angela Sirion gefoltert auf. „Sie tun mir doch weh. Sie sind ja nicht mehr bei klarem Verstand. Haben Sie etwa Rauschgift genommen?“
    Sie starrte ihn entgeistert an. Sein Gesicht erschien ihr plötzlich völlig fremd. Es war eine dämonische Fratze, verzerrt in Gier und fast tierischer Leidenschaft. Seine Augen blickten starr durch sie hindurch. Er schien sie gar nicht zu sehen. Ein kalter stechender Glanz ging von seinen verengten Pupillen aus. Angela Sirion bäumte sich verzweifelt auf. Sie wollte nach ihrer Pistole greifen, aber dann entglitt ihr plötzlich die Handtasche. Sie fiel mit dumpfem Klatschen auf das Pflaster nieder. Welch ein Verhängnis! Sie hatte keine Waffe mehr. Womit sollte sie sich verteidigen? Ihre Kräfte reichten niemals aus, diesen Mann abzuwehren. Sie spürte seine Hände auf ihrem Leib. Gierige, wühlende Hände. Sie wanderten aufwärts. Sie tappten an ihren Hals. Sie verkrallten sich in ihrem Perlonschal. Sie zogen das Tuch fester und fester. Der Schal wurde zu einer würgenden Schlinge, die ihr das Blut abschnürte und den Atem stocken ließ. Jetzt hätte ich den Beweis, dachte sie gemartert. Jetzt weiß ich, wer der Mörder ist. Aber was nützt mich dieses Wissen. Ich kann es nicht mehr weitergeben. Ich werde es ewig für mich behalten müssen. Noch einmal versuchte sie mit verzweifelter Anstrengung, sich von ihm loszureißen. Sie wendete alle Kniffe an, die sie auf der Polizeischule gelernt hatte. Doch ihr Tun blieb sinnlos. Ihre Kräfte schwanden mehr und mehr unter der würgenden Atemnot. Sie spürte erschreckt, wie ihre Muskeln erschlafften. Sie konnte nicht mehr. Halb ohnmächtig lag sie in seinen Armen. Es erging ihr genauso wie den anderen. Sie war nur noch ein lebloses, entsetztes Menschenbündel. Aber dann riß sie sich doch noch einmal zusammen. Sie schrie gellend ihre Todesangst in den wogenden Nebel hinein. Hell und schrill brach sich dieser irre Schrei an den Häuserwänden. Er erzeugte ein vielfaches Echo. Schon in der nächsten Sekunde hämmerten rasche Schritte über das Pflaster. Irgend jemand kam ihr zu Hilfe. Es war ein Mann, der eine Taschenlampe bei sich hatte. Der dünne Strahl glitt suchend durch den Dunst. Er kam unaufhaltsam näher. Er war nur noch wenige Meter entfernt. Angela Sirion wußte jedoch nichts mehr davon. Sie glitt zu Boden. Sie blieb ohnmächtig liegen.

    14

    Kommissar Morry ging am nächsten Vormittag nervös in seinem Dienstzimmer auf und ab. Inspektor Rhonda stand steif an der Tür. Aus schmalen Augen verfolgte er die ruhelose Wanderung seines Vorgesetzten.
    „Was ist nun eigentlich aus Angela Sirion geworden?“ fragte er ungeduldig. „Sie haben mir das noch nicht erzählt, Sir!“
    Morry zuckte niedergeschlagen mit den Achseln. „Sie war besinnungslos, als ich sie fand. Ich ließ sie in das Polizeihospital schaffen. Ich blieb noch eine halbe Stunde bei ihr im Krankenzimmer. Aber sie kam während dieser Zeit nicht zur Besinnung.“
    „Dann wird sie sicher noch tagelang im Hospital bleiben müssen. Sollten wir nicht gleich zu ihr hinfahren? Sie weiß ja nun, wer der Mörder ist. Sie ist das erste Opfer, das den brutalen Mordanschlag überlebte.“
    „Ja“, sagte Morry schweratmend. „Dieses Mädchen hat uns der Himmel geschickt. Ich wüßte nicht, wie ich ohne sie diesen verdammten Fall

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