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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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auf, daß sie ein neues Kleid trug. Es war dunkelgrau und mit schwarzen Rändern eingefaßt. Sie sah darin aus wie eine lebende Traueranzeige.
    „Mein Gott!“ seufzte Kommissar Morry erschüttert. „Könnten Sie sich denn nicht ein wenig anders anziehen? Müssen Sie unbedingt in einem solchen Aufzug herumlaufen?“
    „Das verstehen Sie nicht“, sagte Angela Sirion lächelnd. „Ich bin im weiblichen Detektivcorps groß geworden, Sir! Ich war immer nur von Frauen umgeben. Da darf man nicht hübsch und elegant sein, sonst hat man es gleich verdorben. Die bissigen alten Jungfern sind erst zufrieden, wenn man so herumläuft wie sie. Das tue ich jetzt, Sir. Ich bin sehr gut dabei gefahren.“
    Morry wechselte das Thema. Zerstreut blätterte er seine Akte durch. „Kennen Sie einen gewissen Burt Lukin?“ fragte er rasch.
    „No, Sir!“
    „Haben Sie den Namen nie gehört?“
    „No, Sir!“
    „Sie erinnern sich auch nicht, daß eine von den Tänzerinnen jemals diesen Name erwähnt hätte?“
    „Bestimmt nicht, Sir.“
    „Dieser Burt Lukin schient mit James Hatfield identisch zu sein. Ich habe diesen Tip von den Spitzeln im Bouillonkeller erhalten. Behalten Sie den Namen gut im Gedächtnis. Horchen Sie die Mädchen in der Garderobe aus. Vielleicht kann sich eine an diesen Namen erinnern.“
    „Der Name selbst hat nicht viel zu besagen, Sir“, warf Angela Sirion ein. „Dieser Schurke wechselt seinen Namen, sooft es ihm beliebt. In Wirklichkeit heißt er sicher Thom Harban.“
    Kommissar Morry schaute verblüfft auf. „Thom Harban“, murmelte er ungläubig. „Glauben Sie wirklich, daß er der gesuchte Mörder ist? Gehen Sie in Ihren Kombinationen nicht zu weit?“ „Nein, Sir“, sagte Angela Sirion überzeugt. „Für mich hat sich der Verdacht gegen Thom Harban noch verstärkt. Ich erzählte Ihnen doch, daß er bereits in Untersuchungshaft saß, weil man ihn für den Tod seiner Frau verantwortlich macht. Das Auffallendste ist dabei, daß ihm der Verlust seiner Gattin keineswegs nahe geht. Er schleicht ewig in der Austern Bar herum. Er hat ein Verhältnis mit Liz Etty. Das hindert ihn aber nicht, auch allen anderen Mädels aufzulauern. Gestern abend hat er mich angesprochen. Er bat mich um ein Rendezvous. Er will mich heute Abend nach der Vorstellung abholen.“
    „Und Sie?“ fragte Morry rasch. „Haben Sie zugesagt?“
    „Natürlich“, meinte Angela Sirion trocken. „Ich gehe mit ihm aus. Notfalls nehme ich ihn sogar mit auf mein Zimmer. Ich will endlich genau Bescheid wissen.“
    „Haben Sie eine Waffe?“ fragte Morry besorgt. „Jawohl, Sir! Ich besitze einen Browning vom Kaliber 7,65. Ich trage ihn in meiner Handtasche.“ „Ich werde mich trotzdem etwas Ihrer annehmen müssen“, murmelte der Kommissar. „Wie erkenne ich Sie? Tragen Sie wieder den alten Mantel mit der großen Kapuze?“
    „Aber nein, Sir“, sagte Angela Sirion errötend. „Heute Abend mache ich mich schön. Ich werde keine Mühe scheuen. Hoffentlich ernte ich auch den entsprechenden Lohn.“
    „Seien Sie vorsichtig“, warnte Morry eindringlich. „Ich werde auf Sie auf passen, aber ich kann nicht ständig in Ihrer Nähe sein.“
    „Keine Sorge, Sir“, lächelte Angela Sirion. „Ich werde mir schon zu helfen wissen. Morgen früh erstatte ich Ihnen Bericht. Auf Wiedersehen!“ Pünktlich um elf Uhr abends stand Kommissar Morry in der Nähe der Austern Bar und behielt wachsam den Seitenausgang im Auge. Er war nicht so ohne weiteres zu erkennen. Der Schatten eines Torbogens bot ihm ausgezeichnete Deckung. Als die ersten Girls durch die Seitentür kamen, beugte er sich gespannt vor. Er erkannte Liz Etty mit ihrer grazilen Gestalt und mit ihrem goldblonden Haarschopf. Sie ging rasch weg. Sie war allein. Kein Mann trat auf sie zu. Dann kamen die anderen. Sie gingen in kleinen Gruppen. Sie entfernten sich plaudernd. Sie hielten auf die Artistenpension zu. Als letzte kam Angela Sirion. Er hätte sie kaum erkannt. Sie trug einen eleganten Ozelotmantel und eine entzückende Pelzkappe. Mit graziösen Schritten trippelte sie den Gehsteig entlang. Zehn Meter nur war sie allein, dann gesellte sich ein Mann zu ihr. Es war Thom Harban. Er lüftete höflich den Hut. Er blieb an ihrer Seite. Zusammen gingen sie die Straße hinunter. Morry folgte ihnen in kurzem Abstand. Er hörte Angela Sirion lachen und dazwischen vernahm er auch die dunkle Stimme Thom Harbans. Sie schienen sich gut zu unterhalten. Sie taten ganz so, als wären sie alte

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