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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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lösen sollte.“
    „Fahren wir?“ fragte Inspektor Rhonda ungeduldig. Kommissar Morry kam nicht zu einer Antwort. Es klopfte an der Tür. Noch in der gleichen Sekunde trat Angela Sirion über die Schwelle. Sie lächelte tapfer, als sie sich dem Schreibtisch näherte. Ein weicher Wollschal lag um ihren geschwollenen Hals. Ihr Gesicht war bleich, aber sonst ruhig und gefaßt.
    „Setzen Sie sich“, sagte Morry fürsorglich. „Sie brauchen selbstverständlich in den nächsten Tagen keinen Dienst zu machen. Sie müssen uns nur sagen, wer der Mörder ist.“
    Angela Sirion ging nicht sofort auf diese Frage ein. „Im Polizeihospital sagte man mir, daß Sie mich eingeliefert hätten, Sir! Stimmt das? Ich kann mich leider an nichts mehr erinnern. Haben Sie mich aus den Klauen dieses Teufels gerettet?“
    „Ich wäre fast zu spät gekommen“, murmelte der Kommissar leise. „Ich hatte sie nämlich aus den Augen verloren. Rein instinktiv schlug ich den Weg zum Sodom Wall ein. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um Sie zu retten und den Mörder zu verscheuchen, aber fassen konnte ich ihn nicht mehr. Aber sicher wissen Sie, wer er ist. Sie haben ihn doch erkannt?“
    „Natürlich“, sagte Angela Sirion verwundert. „Sie wissen es doch selbst, Sir! Es war Thom Harban.“
    „Thom Harban?“ wiederholte der Kommissar ungläubig. Er schien enttäuscht. Niedergeschlagen und entmutigt blickte er das Mädchen an.
    „War es wirklich Thom Harban?“ fragte er in beschwörendem Ton.
    „Denken Sie bitte scharf nach! Ueberlegen Sie sich jede Einzelheit Ihrer nächtlichen Wanderung.“
    „Was gibt es da zu überlegen?“ fragte Angela Sirion mit gerunzelten Brauen. „Es war Thom Harban. Sie müssen ihn sofort verhaften lassen.“ „Wir haben noch nicht genügend Beweise gegen ihn“, sagte Morry unsicher.
    „Noch nicht genügend Beweise?“ fragte Angela Sirion empört. „Muß ich erst tot sein, damit Sie Thom Harban verhaften können? Oder muß vorher noch ein anderes Mädchen unter seinen Mörderhänden sterben? Ich verstehe Sie auf einmal nicht mehr, Kommissar. Nein, ich kann Sie wirklich nicht mehr begreifen.“
    „Ich suche Burt Lukin“, murmelte Morry dumpf. „Einen Mann, der Burt Lukin heißt, verstehen Sie? Vielleicht ist er mit Thom Harban identisch. Es wäre immerhin möglich, wenn ich auch nicht recht daran glaube. Erst wenn wir den Mann gefunden haben, der sich Burt Lukin nennt, können wir zupacken. Horchen Sie die Mädchen in der Austern Bar aus. Ich verlasse mich auf Sie, Miß Sirion! Sie haben bisher tadellos gearbeitet.“ „Was nützt das“, schmollte das Mädchen verbittert. „Was nützt alle Mühe, wenn Sie den Mörder weiterhin frei durch die Welt laufen lassen. Ich rechnete fest mit seiner Verhaftung. Ich glaubte, Sie würden Thom Harban noch heute festnehmen.“
    Kommissar Morry wechselte das Thema. Er sah Inspektor Rhonda an. „Was ist mit den beiden Dicken aus dem Mulatten Klub, die seit gestern im Polizeigefängnis sitzen? Haben sie inzwischen den Mund aufgemacht? Können sie sich jetzt erinnern, wer Burt Lukin ist?“
    „Ich habe diese Burschen stundenlang verhört“, gestand Inspektor Rhonda kleinlaut. „Sie sind die hartgesottensten Subjekte, mit denen ich jemals zu tun hatte. Sie blieben stumm wie die Fische. Mit keiner Silbe antworteten sie auf meine Fragen.“
    Es war eine Weile still im Raum. Angela Sirion war noch immer gekränkt, weil man ihre Wort so wenig ernst nahm. Sie blickte stumm auf den Boden nieder. „Soll ich Sie in der Austern Bar entschuldigen?“ fragte Morry mit einem scheuen Seitenblick. „Sie können doch heute abend sicher nicht auf treten.“
    „Doch“, sagte Angela Sirion wortkarg. „Ich werde auftreten, verlassen Sie sich darauf. Jetzt erst recht.“
    Sie erhob sich und rauschte beleidigt zum Zimmer hinaus. Den ganzen Tag bekam sie der Kommissar nicht mehr zu Gesicht. Aber abends stand sie wirklich pünktlich auf der Bühne der Austern Bar. Man merkte ihr nicht an, was sie am Abend vorher durchgemacht hatte. Sie tanzte sauber und exakt. Sie zeigte keine Schwäche. Geduldig und tapfer leistete sie die anstrengende Arbeit. Erst als sie kurz vor elf Uhr neben Liz Etty in der Garderobe saß, zeigte es sich deutlich, wie erschöpft sie war. Sie hielt die Augen geschlossen. Sie war nicht einmal fähig, sich abzuschminken.
    „Du gehst doch mit Thom Harban“, fragte sie matt. „Schon seit einiger Zeit, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte Liz Etty. „Das

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