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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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nicht mehr gehetzt. Die Cops wußten, daß er ihnen nicht mehr entrinnen konnte. Bis zum Abend blieb Clark Dixon in der kleinen Kneipe sitzen. Um neun Uhr machte er sich auf den Weg zum Cafe Vienna, um Olga Marat zu treffen. Wie wird sie mich wohl empfangen, sinnierte er. Wenn sie die letzten Ereignisse in den Zeitungen gelesen hat, dürfte die Begrüßung sehr frostig ausfallen. Vielleicht will sie mich überhaupt nicht mehr sehen. Als er das feudale Cafe betrat, krümmte er tief den schmächtigen Rücken. Mit scheuen Blicken strich er an den Tischen entlang. Lauernd tastete er die Gesichter der Gäste ab. Als er Olga Marat in einer Polsternische entdeckte, huschte ein glückliches Lächeln über sein eingesunkenes Gesicht. „Guten Abend!" sagte er leise, als er vor sie hintrat. „Ich bin wieder zurückgekommen aus Schottland. Es gefiel mir nicht allein in Edinburgh. Du bist ja nicht gekommen. Ich habe vergeblich auf dich gewartet."
    Er sah sie an. Er konnte feststellen, daß sie schöner war als je zuvor. Ein märchenhaftes Abendkleid umspannte ihren straffen Körper.
    „Hast du mir nichts zu sagen?" fragte er demütig.
    „Nein", zischte Olga Marat schroff. „Wie kannst du es überhaupt noch wagen, mich hier anzusprechen. Du hast mich von allem Anfang an belogen. Du hast mir nie erzählt, daß du verheiratet warst. Und nun noch dieses abscheuliche Verbrechen, von dem ich in den Zeitungen las. Wie kann man einen solchen Menschen nur noch frei herumlaufen lassen?"
    Clark Dixon griff nach ihrer Hand. „Laß dir doch alles erklären, Olga", bat er unterwürfig. „Ich bin völlig schuldlos. Ich wollte doch mit dir eine weite Reise machen und nie mehr nach London zurückkehren. Mary wäre uns also niemals im Wege gestanden. Warum hätte ich sie dann auf so gemeine Weise . . ."
    „Laß das", zischte Olga Marat empört. „Erzähl diese Dinge der Polizei. Ich will sie nicht hören. Scher dich weg!"
    Clark Dixon versuchte es noch einmal, aber als sie dann den Geschäftsführer rief, schlich er wie ein verprügelter Hund aus dem Cafe. Er mußte sich damit abfinden, daß er jetzt allein auf der Welt stand. Niemand wollte mehr etwas von ihm wissen. Alle, die ihn kannten, würden ihn in Zukunft wie einen Aussätzigen meiden. Es war kurz nach zehn Uhr, als Clark Dixon wieder am Pavement in Clapham eintraf. Als er auf das Haus zuging, in dem er mit Mary vier gemeinsame Jahre verbracht hatte, äugte er unruhig auf die Vorderfront. Einige Fenster waren noch hell. Er hörte Radiomusik aus den Wohnungen. Zwei, drei Köpfe beugten sich aus offenen Fenstern und wandten sich in seine Richtung. Ich werde hier doch ausziehen müssen, dachte Clark Dixon entmutigt. Es hat keinen Sinn mehr. Sie werden mich solange mit Gift bespeien, bis ich freiwillig verschwinde. Er wagte sich kaum in das Haus. Wie ein Dieb huschte er die Treppe empor. Geräuschlos sperrte er die Tür zu seiner Wohnung auf. Er kam sich fremd vor zwischen den engen Wänden. Schaudernd sog er die dumpfe Luft ein. Das gräßliche Verbrechen, dem Mary zum Opfer gefallen war, lastete wie ein düsterer Schatten über allen Dingen. Clark Dixon zog sich wie ein verfolgtes Tier in das Schlafzimmer zurück. Beklommen schielte er auf das Bett, in dem Mary immer gelegen hatte. Er konnte es nicht lange ansehen. Ihm graute vor der lähmenden Stille, die über den weißen Laken hing. Der Tod schien sein Quartier in diesem Zimmer aufgeschlagen zu haben. Seine Nähe war unheimlich und gespenstisch. Furchtsam kroch Clark Dixon unter die Kissen. Er wühlte sich so tief hinein daß nur noch sein Haarschopf zu sehen war. Ich werde hier noch verrückt, dachte er. Es ist einfach nicht auszuhalten. Die Gespenster verfolgen mich Tag und Nacht. Er lag noch keine halbe Stunde im Bett, da glaubte er plötzlich Schritte in der Wohnung zu hören. Entgeistert warf er das Überbett zur Seite. Keuchend richtete er sich auf. Angstvoll lauschte er in die Finsternis. Er hörte eine Tür ins Schloß fallen. Dann wieder Schritte. Lauernde, unheilvolle Schritte. Wer ist das, schoß es Clark Dixon durch den Kopf. Ist Mary wieder von den Toten auf erstanden? Kommt sie zurück, um sich an mir zu rächen? Oder ist es ihr Mörder, den es wieder an die Stätte seines grausamen Verbrechens treibt? Clark Dixon wußte nicht mehr ein noch aus. Am liebsten wäre er Hals über Kopf aus der Wohnung geflüchtet. Aber das ging wohl nicht mehr. Er wäre dem anderen direkt in die Arme gelaufen. So konnte er nichts

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