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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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anderes tun, als mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit zu starren.
    Er sah, daß sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete. Aus dem Korridor dämmerte ein trüber Lichtschein herein. Gleich darauf war es wieder finster. Die Tür hatte sich geschlossen. Irgend jemand stand im Zimmer. Man hörte seinen Atem. Man konnte deutlich seine tastenden Schritte vernehmen. Ächzend rang Clark Dixon nach Luft.
    „Wer ist da?" stammelte er. „Hallo, wer ist da?"
    Ein dünner Lichtstrahl streifte über ihn hin, geisterte über das Nachbarbett, kehrte wieder zu ihm zurück. Dann wurde es auf einmal hell im Zimmer. Der Besucher hatte die Deckenlampe eingeschaltet. Er kam näher. Er stand jetzt unmittelbar vor dem Doppelbett. Entgeistert starrte Clark Dixon zu ihm hin. Es war Jebb Mackolin, der sich da drohend vor ihm aufbaute. Sein Gesicht war hart und kantig. In den verquollenen Augen schwelten Haß und Rachsucht.
    „Da sind Sie ja", grollte er dumpf. „Die Flucht hat Ihnen nicht viel genützt, wie? Dachte mir gleich, daß ich Ihnen noch einmal begegnen werde. Nun wollen wir miteinander abrechnen, Mister Dixon. Ich werde Ihnen an den Hals fahren, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht."
    Clark Dixon jammerte leise vor sich hin. Er streckte abwehrend die Hände aus. Er bot einen bedauernswerten Anblick.
    „Wo ist die Tasche?" fragte Jebb Mackolin gereizt. „Riskieren Sie keine Lüge, Mister Dixon! Ich würde Sie sonst grün und blau schlagen. Also, wo haben Sie das Moos versteckt?"
    „Ich habe die Tasche nicht", stotterte Clark Dixon.
    „Ach? Sie haben die Tasche nicht. Wo ist sie denn?"
    „Keine Ahnung!"
    Jebb Mackolin kam noch einen Schritt näher. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sein Gesicht zeigte die Brutalität eines gereizten Raubtieres. „Nun mal die Wahrheit, Mister Dixon! Ich zähle bis drei. Wo haben Sie die Tasche versteckt?"
    Stotternd erzählte Clark Dixon seine enttäuschenden Erlebnisse. „Hätten Sie den Aufbewahrungsschein doch lieber selber behalten", lamentierte er. „Dann wäre das alles nicht passiert. Ich habe ja auch gar nicht verlangt, daß Sie mir den Zettel ins Hospital schicken sollten. Nachdem mir ein Dienstmann diesen grüngelben Wisch gebracht hatte, besuchten mich noch genau neun Personen. Einer von diesen Leuten muß den Schein gestohlen haben. Dieser Mann ist logischerweise auch im Besitz der kostbaren Tasche."
    Jebb Mackolin kaute unschlüssig auf seinen Lippen herum. „Sie lügen doch", knurrte er wütend. „Soll ich Ihnen diese faulen Märchen glauben? Ich sehe die Sache anders an, lieber Freund. Sie wollten das ganze Moos für sich allein behalten. Das war es."
    „Nein, bestimmt nicht", winselte Clark Dixon. „Mir hätte auch der Rest gereicht. Aber ich fuhr mit leeren Händen nach Schottland. Wäre ich sonst wieder zurückgekehrt? Sagen Sie doch selbst, Mister Mackolin. Wäre ich sonst jemals wieder nach London gekommen?"
    Jebb Mackolin dachte eine Weile über die letzten Worte nach. Er hat eigentlich recht, grübelte er. Mit achtzigtausend Pfund hätte ihm die ganze Welt offen gestanden. Er könnte jetzt sicher und wohlbehalten in einem fernen Land sein. Wenn er also trotz des Mordverdachts wieder in diese traurige Bude zurückschlich, dann mußte ihm tatsächlich der Schein geklaut worden sein.
    „Verfluchtes Pech!" knurrte er verdrossen. „War doch alles so schön eingefädelt, Mister Dixon. Hat ja auch alles wundervoll geklappt. Und nun auf einmal diese Pleite, diese gottverdammte Pleite." ,
    Er hatte plötzlich seine Feindschaft völlig vergessen. Er dachte auch nicht mehr daran, daß er diesen schmächtigen Burschen windelweich hatte verprügeln wollen. Jetzt auf einmal wirbelte nur noch die gelbe Ledertasche in seinem Hirn herum. Er mußte immerfort an die verlorenen achtzigtausend Pfund denken.
    „Könnte man denn diese Tasche nicht wiederbeschaffen?" fragte er brütend. „Es müßte sich doch irgendein Weg finden lassen. Denken Sie mal nach, Mister Dixon! Sie haben doch den Überfall tadellos eingefädelt. Also müßten Sie doch auch jetzt eine Idee haben."
    „Neun Personen", stotterte Dixon, „haben mich im Krankenzimmer besucht, nachdem ich den Gepäckaufbewahrungsschein erhalten hatte. Es waren zwei Reporter, vier Nachbarn aus meiner Wohngegend und drei Kollegen von der Central Common Bank."
    Er machte eine kurze Pause und griff nach einem Zettel, der auf dem Nachttisch lag. „Die Namen dieser neun Leute stehen hier auf dieser Liste verzeichnet",

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