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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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daß als Täter nur der Ehemann der Ermordeten in Frage kommen kann, weil er eine solche Dienstpistole . . ."
    Clark Dixon ließ fassungslos das Blatt sinken. Die Dienstwaffe schoß es ihm durch den Kopf. Wo habe ich diese verdammte Dienstwaffe gelassen? Ich erinnere mich noch, daß dieser Hilfsinspektor sie in das Schubfach meines Nachttisches legte. Ich wollte sie doch nachher an meine Kollegen übergeben, wie es sich gehörte. Habe ich das getan oder nicht? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Verflucht, ich weiß es nicht mehr. Vielleicht habe ich das Ding wirklich mit nach Hause genommen . . .
    „Kann ich jetzt die Zeitung wieder haben?" fragte der bärtige Herr mit ungeduldigem Räuspern.
    „Bitte", sagte Clark Dixon tonlos. Er erhob sich noch in der gleichen Sekunde. Schwankend lief er dem Ausgang des Speisesaales zu. Hastig stürmte er die Treppe zu seinem Zimmer empor. Ich muß sofort zurück nach London, sinnierte er gehetzt. Ich muß diesen wahnwitzigen Irrtum aufklären. Sollen sie mich in Teufels Namen für einen Betrüger halten. Ich werde sogar zugeben, daß ich an dem Überfall beteiligt war. Aber ich bin kein Mörder. Nein, ich bin kein Mörder. Ich hätte Mary nie ein Haar gekrümmt. Ich wäre dazu gar nicht fähig gewesen. Er packte in irrsinniger Hast seinen Koffer. Er zahlte unten am Empfangsschalter seine Rechnung und lief aus dem Hotel, als seien hundert Teufel hinter ihm her. Eine Stunde später saß er im Zug, der ihn nach London zurückbringen sollte. Diesmal reiste er nicht in einem Schlafwagenabteil. Er fuhr bescheiden dritter Klasse. Er war wieder nichts als ein kleiner Angestellter, dem man das Glück gestohlen hatte, weil er zu schlecht dafür war.

    5

    Es war mitten in der Nacht, als Clark Dixon in London ankam. Die Bahnhofsuhr zeigte die dritte Morgenstunde. Die Hallen lagen wie ausgestorben. Es war kalt.
    Clark Dixon strebte hastig auf den Ausgang zu. Ein Taxifahrer lüftete vor ihm die Kappe. „Steigen Sie bitte ein, Sir! Wohin darf ich Sie bringen?"
    Clark Dixon nahm müde auf dem Vordersitz Platz. Er zergrübelte sein Hirn. Wohin sollte er fahren? Die Dienststellen der Kriminalpolizei hatten jetzt geschlossen. Er mußte auf den Morgen warten, bis er seine Aussage machen konnte. Vielleicht stimmt alles gar nicht, ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Vielleicht war es eine dumme Namensverwechslung? Wer sollte auch Mary etwas getan haben? Sie kam doch mit niemand zusammen. Sie hatte nur Freunde in Clapham. Sie war zu allen gütig und hilfsbereit. Niemand hatte Anlaß, sie gewaltsam vom Leben zum Tode . . .
    „Wohin, Sir?" fragte der Chauffeur zum zweiten Mal.
    „Nach Clapham", stieß Clark Dixon heiser hervor. „Halten Sie am Pavement Nummer 45."
    Sie ist gar nicht tot, sinnierte er weiter. Es war ein Irrtum. Eine lächerliche Verwechslung. Sie wird mich erstaunt empfangen. Was ist denn, wird sie sagen. Warum kommst du schon zurück? Hat es dir nicht gefallen auf deiner Reise? Das Auto hielt ein paar Minuten später am Clapham Common. Clark Dixon bezahlte den Fahrpreis und stieg aus. Er nahm seinen Koffer in die Rechte. Zaudernd schritt er auf das Haus zu, in dem er mit Mary vier Jahre lang gewohnt hatte. Er sah, daß alle Fenster schwarz in die Nacht gähnten. Nirgends war ein Lichtschimmer zu entdecken. Auch sonst gab es nichts Aufregendes zu sehen. Nirgends eine Polizeistreife. Das beruhigte Clark Dixon. Es bestärkte ihn in seiner Vermutung, daß er einem Irrtum zum Opfer gefallen war. Vielleicht hatten ihm nur die überreizten Nerven einen Streich gespielt? Wie gut, daß ihm Mary in ihrer fürsorglichen Art die Schlüssel mitgegeben hatte. Er brauchte nur die Tür aufzuschließen. Er war wieder zu Hause, als sei nichts geschehen. Langsam ging er die Treppe empor. Vor der Wohnungstür setzte er den Koffer ab. Er sperrte auf und trat ein. Mit fiebernden Nerven horchte er auf irgendein Geräusch. Es blieb alles still hinter den Zimmertüren. Die Wohnung wirkte tot und ausgestorben. Am Garderobenständer hingen ein paar Kleider von Mary. Sie bewegten sich leise im Zugwind.
    Clark Dixon machte Licht und riß die Tür zum Schlafzimmer auf. Die beiden Betten waren sauber gemacht. Die Kissen leuchteten ihm. blütenweiß entgegen. Aber niemand lag darin. Mary war nicht da. Ungeduldig und hastig ging Clark Dixon ins angrenzende Wohnzimmer hinaus. Auch hier machte er Licht. Rasch durchflogen seine Blicke den behaglichen Raum. Er schrak verstört zusammen, als er das zerwühlte

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