Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Sofa sah. Die Decke war mit roten Blutflecken besudelt. Auch auf dem Teppich zeigten sich häßliche, dunkle Flecken. Also doch. Nun mußte er es glauben. Hier in diesem Raum war Mary eines grausamen Todes gestorben. Ihr Geist und der Hauch ihres Wesens schienen noch im Zimmer zu schweben. Aber sie war tot. Man hatte sie weggeschafft. Sie lag irgendwo aufgebahrt in einem Leichenhaus.
    „Mein Gott!" stöhnte Clark Dixon verzweifelt. „Ich habe mich furchtbar versündigt an ihr. Das ist nun die Strafe. Ich werde in Zukunft in dieser Wohnung leben müssen und vor Angst und Entsetzen nie mehr richtig schlafen können."
    Es war ihm schon in dieser ersten Nacht unmöglich, sein Bett im Schlafzimmer aufzudecken und zu benützen. Ängstlich zog er sich in die Küche zurück. Dort setzte er sich auf einen Stuhl, barg den Kopf in den Armen und bangte in tiefster Niedergeschlagenheit dem Morgen entgegen. Als es hell wurde, kleidete sich Clark Dixon um und schlich gebeugt und hinfällig aus der Wohnung. Auf der Treppe begegnete er wie immer den Leuten vom Haus. Diesmal grüßten sie ihn nicht. Sie starrten ihn an, als sei er ein Gespenst. Sie machten einen weiten Bogen um ihn und blickten ihm verächtlich und schaudernd nach. Clark Dixon zog den Kopf ein und ging gebeugt seines Weges. Auf der Straße liefen ihm ein paar Kinder nach und verhöhnten ihn mit bissigen Worten. Sie blieben hinter ihm, bis er das Polizeirevier am Clapham Common erreichte. Erschöpft taumelte er über die Schwelle. Atemlos kam er in der Wachstube an.
    Er schwankte auf den diensttuenden Sergeanten zu. „Ich bin Clark Dixon", stotterte er. „Ich werde wegen Mordes gesucht. Sie können mich festnehmen, wenn Sie wollen."
    Der Sergeant musterte ihn von oben bis unten. Geringschätzig tasteten seine Blicke den unscheinbaren Mann ab.
    „So also sieht ein Mörder aus", murmelte er zwischen den Zähnen. „Sie haben es doch getan?"
    „Nein", stöhnte Clark Dixon. „Ich war es nicht. Ich bin unschuldig. Sonst würde ich mich jetzt nicht freiwillig stellen."
    Der Sergeant ließ sich auf keine längere Debatte ein. Er nahm den Hörer vom Telephon und wählte die Nummer Scotland Yards. Die Hauszentrale verband ihn mit dem Morddezernat. Er sprach einige Worte in die Muschel. Nach etwa drei Minuten legte er den Hörer auf.
    „Man wird Sie hier vernehmen, Mister Dixon", sagte er wortkarg zu seinem verstörten Besucher. „Ein Inspektor vom Yard wird in Kürze hier erscheinen. Nehmen Sie solange Platz."
    Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis ein knochiger, überlanger Herr ins Zimmer trat und streng auf Clark Dixon hinuntersah. „Inspektor Flavius von Scotland Yard", murmelte er barsch. „Haben Sie nicht einen Raum, Sergeant, in dem ich Mister Dixon ungestört verhören kann?"
    Der Sergeant sprang dienstbereit auf und öffnete die Tür zu einer Sprechzelle. „Hier bitte", sagte er. „Treten Sie bitte ein, Sir!"
    Clark Dixon mußte sich auf einen hölzernen Schemel setzen. Unmittelbar neben ihm am Klapptisch nahm der Inspektor Platz. Er zog eine dünne Akte aus seiner Mappe und blätterte raschelnd in den Papieren.
    „Ich habe", sagte er, „die Mordkommission geleitet, als wir die Meldung vom Tod Ihrer Frau hörten. Wir fanden Mary Dixon mit einer tödlichen Schußwunde auf. Die unglückliche Frau lag auf dem Sofa im Wohnzimmer und hatte die Hände vor das blutleere Gesicht gebreitet, als wollte sie sich vor dem Mörder schützen. Ihre Finger waren rot von Blut. Auch ihre Kleider und ..."
    „Bitte nicht", stöhnte Clark Dixon mit zuckenden Lippen. „Ich kann das nicht hören. Ich werde wahnsinnig, wenn Sie in diesem Ton weiterreden."
    „Ach?" fragte Inspektor Flavius erstaunt. „Sind Sie tatsächlich so zart besaitet? Wie konnten Sie es dann übers Herz bringen, Ihre wehrlose Frau auf so gräßliche Weise . . . ?"
    „Ich habe es nicht getan", stammelte Clark Dixon mit schwankender Stimme. „Ich schwöre, daß ich an ihrem Tod schuldlos bin. Als ich mich von ihr am Freitagabend verabschiedete, lebte sie noch. Sie packte mir den Koffer. Sie gab mir ihre Ersparnisse für die Reise mit. Warum hätte ich ihr also etwas zuleide tun sollen?"
    „Wo haben Sie Ihre Dienstwaffe?" fragte Inspektor Flavius rasch. „Wir werden sehr leicht feststellen können, ob daraus ein Schuß abgefeuert wurde oder nicht."
    „Ich weiß nicht, wo die Pistole ist", würgte Clark Dixon hervor. „Ich weiß es wirklich nicht, Sir! Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, ob

Weitere Kostenlose Bücher