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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mitgenommen. Er hat uns auch nichts getan. Er wollte nur diesen Zettel haben, von dem ich heute zum erstenmal hörte."
    Mrs. Rochester war resoluter und energischer als ihr Mann. Sie stand auf und machte Licht.
    „Ich werde zur Polizei gehen", verkündete sie mit schriller Stimme. „Bleib du hier! Ich bin bald wieder zurück."
    „Hat es nicht auch bis morgen Zeit?" fragte Clement Rochester kleinlaut. „Was willst du denn auf dem Revier?"
    „Vielleicht können die Cops diesen Burschen noch einfangen", sagte Mrs. Rochester zuversichtlich. „Auf jeden Fall werde ich sie hinter ihm herhetzen. Hier muß endlich wieder Ruhe einkehren, sonst werden wir alle noch verrückt."
    Sie ließ sich nicht abhalten, zog sich in aller Eile an und lief dann mit stürmischen Schritten aus dem Haus. „Steh auf!" rief sie noch über die Schulter zurück. „Wenn die Polizei kommt, kannst du nicht im Bett liegen. Zieh dich inzwischen an, Alter. Hast du gehört?"
    Clement Rochester hatte es sich in langen Ehejahren angewöhnt, seiner Frau aufs Wort zu gehorchen. Er kroch mißmutig aus den Federn und begann, sich ärgerlich anzukleiden. Er legte sogar einen Schlips um den Kragen. Prüfend musterte er sich im Spiegel des großen Schrankes. In diesem Moment erlosch das Licht. Das ging so plötzlich, daß Clement Rochester fassungslos in Richtung der Tür starrte.
    „Was ist los, Florence?" rief er mit schleppender Stimme. „Bist du schon zurück? Was sollen diese Späße? Warum machst du das Licht aus?"
    Er bekam keine Antwort. Er hörte überhaupt kein Geräusch. Aus tränenden Augen stierte er in die Finsternis. Da wurde er auf einmal ängstlich. Eine düstere Ahnung legte sich auf sein Gemüt. Beklommen zog er sich an das Fenster zurück. Er tastete nach der Klinke und wollte die Scheiben öffnen. In diesem Moment erfaßte ihn der Lichtstrahl. Ein dünner, stechender Kegel. Er blendete ihn und machte ihn von einer Sekunde zur anderen wehrlos. Hier geht seit einigen Tagen der Teufel ein und aus, dachte er entsetzt. Hat man nicht erst vor kurzem Clark Dixon in der Nachbarschaft ermordet? Und wurde nicht auch Cedrick Globe ein Opfer des Mörders? Bin etwa heute ich an der Reihe? Er spürte, wie sich seine Haare sträubten. Brennender Schweiß bedeckte seine Haut. Lallend bewegte er die Lippen. Er brachte kein vernünftiges Wort mehr hervor. Verzweifelt zerquälte er sein Hirn nach einem rettenden Ausweg. Er hatte plötzlich eine Idee. Er drehte sich blitzschnell um. Seine Hände rissen an der Fensterklinke. Er öffnete beide Scheiben. Er beugte sich hinaus.
    „Hallo, Florence!" rief er laut. „Beeil dich! Hast du die Konstabler dabei?"
    Die letzten Worte sollten ihm die Rettung bringen. Aber sie brachten ihm den Tod.
    Er hörte ein leises Klicken in seinem Rücken, als hätte man eine Pistole durchgeladen. Er schielte über die Schulter zurück. Er sah einen grellen Feuerblitz, der geradewegs aus der Hölle zu kommen schien. Flammend durchschnitt er das Dunkel. Feurig loderte er auf ihn zu. Gleichzeitig spürte Clement Rochester einen stechenden Schmerz in der linken Schläfe. Tödlich und giftig fraß sich die Kugel durch sein Hirn. Es erlahmte sofort und hatte nur noch Kraft für wenige Gedanken.
    Während Clement Rochester langsam in die Knie sank und vornüber fiel, mußte er noch an sein Geschäft denken, das er mit Fleiß und Zähigkeit aufgebaut und jahrelang erfolgreich geführt hatte. Er dachte auch noch an seine Frau, die ihn allein gelassen hatte, um zur Polizei zu laufen. Wenn sie zurückkam, würde sie ihn am Boden . . .
    Er konnte den Gedanken nicht mehr zu Ende denken. Clement Rochester streckte sich lang aus. Er barg den Kopf in den Armen, als wäre er vor Übermüdung eingeschlafen. Dann regte er sich nicht mehr. Der Tod hatte ihn in seine Fänge genommen.

    15

    Florence Rochester hatte am Anfang befürchtet, sie würde von dem Wachhabenden des Polizeireviers unsanft angefahren und wieder weggeschickt werden. Aber der diensttuende Sergeant behandelte sie recht freundlich und zuvorkommend. Als sie den grüngelben Zettel erwähnte, den der Fremde bei ihnen gesucht hatte, wurde der Uniformierte noch zugänglicher.
    „Einen Moment, bitte", murmelte er und griff nach dem Telephon. „Für diesen grüngelben Zettel interessiert sich Kommissar Morry vom Sonderdezernat. Ich werde ihn herbeirufen lassen. Er wird sicher später in Ihre Wohnung kommen."
    Als das Telephongespräch beendet war, setzte der Sergeant seinen Helm

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