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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Das Schlafzimmer zeigte noch die gräßlichen Spuren der letzten Katastrophe. Niemand hatte hier auf« geräumt. Für wen auch? Die beiden Menschen, denen diese Wohnung gehört hatte, waren tot. In tiefe Gedanken versunken, trat Morry in das Wohnzimmer ein. Auch hier die gleiche Unordnung. Das Sofa, auf dem Mary Dixon gestorben war, trug noch immer die alte, besudelte Decke. Auch die verschmierten Kissen hatte niemand entfernt. Sie boten ein abstoßendes Bild. Kommissar Morry setzte sich auf einen Stuhl und brütete finster vor sich hin. Wieder grübelte er darüber nach, warum man diese beiden Menschen ermordet haben könnte. Clark Dixon war ein Dieb, sinnierte er. Das ist richtig. Vielleicht hatte er auch
    bei dem Überfall, der seinerzeit auf ihn verübt wurde, keine ganz sauberen Hände. Aber das hat noch lange nichts mit seiner Ermordung zu tun. Wem stand er im Wege? Wußte er etwa zuviel? Hatte er etwas beobachtet, was er keinesfalls sehen durfte? Oder war es seine Ehefrau Mary, die ihn mit in den Tod riß? Verbarg sie irgendein Geheimnis? War ihr Ruf vielleicht besser als ihr tatsächlicher Lebenswandel? Der Kommissar stand auf und machte sich an die Arbeit. Zunächst nahm er sich den Schrank vor, der schwer und plump an der Wand stand. Das mittlere Glasfach war mit Bechern, Gläsern und Tassen vollgepfropft. Im linken Teil hatte die Hausfrau ihre Näharbeiten und ihre persönliche Wäsche aufbewahrt. Der rechte Teil war mit Büchern und Schriften angefüllt. Morry hatte keine große Hoffnung, als er den Schrank ausräumte. Seine Suche blieb auch lange Zeit vergebens. Aber dann entdeckte er plötzlich die Handtasche der Toten. Er machte sie auf. Er schüttete ihren Inhalt auf den Tisch. Ein Brief war dabei. Ein gelbliches Kuvert mit steiler Handschrift. „Durch Boten", stand in der linken Ecke zu lesen. „Persönlich abgeben."
    Morry faltete den Briefbogen auseinander und konnte sofort feststellen, daß das Papier nur von wenigen Zeilen bedeckt war. „Liebe Mary!" stand da zu lesen. „Könntest Du es heute Abend nicht so einrichten, daß Du mich für eine halbe Stunde in meiner Wohnung besuchen kannst? Ich habe etwas Dringendes mit Dir zu besprechen. Dein Mann scheint hinter unsere Beziehungen gekommen zu sein. Hast Du das selbst auch schon bemerkt? Ich mache mir jedenfalls Sorgen um Dich. Komm bitte! Ich erwarte Dich bis spätestens neun Uhr." Darunter standen noch ein paar verliebte Worte und ein unleserlicher Namenszug. Der Brief trug das Datum vom 11. Juni dieses Jahres. Das war also vor vier Wochen gewesen. Acht Tage später hatte man Mary Dixon ermordet aufgefunden. Morry barg seinen kostbaren Fund vorsichtig in der Brieftasche. Welch eine Überraschung, dachte er in stillem Triumph. Das also war die wirkliche Mary Dixon. Jeder hat sich in ihr getäuscht. Die ganze Nachbarschaft und ihr eigener Mann. Sie war gar nicht so treu, wie es den Anschein hatte. Sie besaß immerhin einen Geliebten . . .
    Während Morry noch grübelnd vor dem Schrank stand, wehte plötzlich ein heftiger Zugwind durch das Zimmer. Die Papiere, die auf dem Boden verstreut waren, hoben sich raschelnd. Irgendwo erklang ein heimlicher Schritt. Kurz nachher erlosch plötzlich das Licht. Irgend jemand hatte draußen im Flur die Sicherung herausgedreht. Noch in der gleichen Sekunde ging Morry in volle Deckung. Er verbarg sich hinter dem schweren Schrank. Er nahm die Dienstwaffe aus der Tasche. Er entsicherte sie und richtete die Mündung auf die Tür. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Bei jedem Herzschlag wartete er darauf, daß der andere zu ihm ins Zimmer treten würde. Worauf wartete er noch? Warum kam er nicht endlich? Weshalb zögerte er solange? Bis dem Kommissar allmählich dämmerte, daß es sich dabei um eine ganz gemeine und hinterhältige Berechnung handelte. Der andere verbarg sich draußen im Flur. Er wartete ab. Er würde dort draußen im Verborgenen lauern, bis er, Kommissar Morry, das Zimmer verließ. Dann erst würde der tödliche Schuß fallen. Sicher gezielt wie immer. Eine Patrone vom Kaliber 9 mm. Ein Schuß in die linke Schläfe...
    Morry biß die Zähne zusammen. Hätte ich doch Wachtmeister Potter mitgenommen, dachte er in später Reue. Er könnte mir jetzt eine unschätzbaren Dienst erweisen. Allein bin ich im Nachteil. Der andere hat das bessere Versteck. Er braucht nur auf die Tür zu schießen, sobald ich sie öffne. Die Minuten verstrichen. Es regte sich nichts. Es blieb totenstill in der kleinen

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