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Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Titel: Kommissar Morry - Der Tod war schneller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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näher. Der Lichtkegel wurde größer. Er riß Lucius Banim scharf aus dem Dunkel.
    „Wir sind gekommen, Mister Banim, um eine Frage an Sie zu richten. Was ist aus dem grüngelben Zettel geworden, den Sie vor fast vier Wochen im Krankenzimmer Clark Dixons geklaut haben? Besitzen Sie den Schein noch? Oder haben Sie inzwischen die Tasche von der Gepäckaufbewahrung abgeholt?"
    Zum ersten Mal kam kein rasches Nein von den Lippen des Befragten. Er sagte überhaupt nichts. Er stammelte unverständliche Worte vor sich hin. Er war kreideweiß im Gesicht.
    „Na, wird's bald?" drohte Jebb Mackolin. „Ich habe Sie etwas gefragt. Sollen wir deutlicher werden?"
    „Nein", stammelte der Abteilungsleiter verstört. „Das ist nicht nötig. Ich gebe auch so alles zu. Ja, ich habe damals den Aufbewahrungsschein an mich genommen. Aber ich klaute ihn nicht. Das ist nicht wahr. Ich fand ihn durch puren Zufall auf dem Fußboden des Hospitalzimmers. Ich steckte ihn ein, ohne an etwas Besonderes zu denken. Erst auf der Gepäckaufbewahrung merkte ich dann, welch kostbaren Fang ich da gemacht hatte."
    Jebb Mackolin konnte nur mit äußerster Mühe ein brüllendes Triumphgeschrei verhindern. Er stieß Nick Harder leicht in die Seite. „Menschenskind", flüsterte er begeistert. „Diesmal sind wir am richtigen Platz. Heute klappt es. Wir marschieren als reiche Leute von hier ab."
    Laut sagte er: „Stehen Sie auf, Mister Banim! Holen Sie die Tasche! Übergeben Sie uns die achtzigtausend Pfund."
    „Es ist nicht mehr soviel", jammerte der Abteilungsleiter mit verzerrtem Gesicht. „Ich habe schon etwas davon verbraucht. Etwa viertausend Pfund fehlen. Alles andere habe ich noch."
    „In Ordnung", brummte Jebb Mackolin. „Wir sind nicht kleinlich. Holen Sie den restlichen Mammon!"
    Lucius Banim kletterte mit zitternden Gliedern aus dem Bett. Aus tränenden Augen starrte er in das grelle Licht.
    „Die Tasche steht im Nebenraum", murmelte er stockend. „Ich werde sie sofort holen. Ich bin in ein paar Sekunden zurück."
    Der Schein der Lampe folgte ihm. Er ließ ihn keinen Augenblick los. Er konnte nicht entrinnen.
    „Was sagst du nun?" zischte Jebb Mackolin seinem Spießgesellen zu. „Eine Minute noch. Dann haben wir die Tasche in den Händen. Mein Gott, was wird meine Kate dazu sagen. Jetzt endlich kann sie ausziehen aus dem finsteren Loch."
    Er hatte kaum ausgesprochen, da fiel unten ein Schuß. Scharf und blechern zerriß der bellende Knall die Stille. Ein röchelnder Aufschrei folgte. Ein lautes Poltern. Dann wieder Stille.
    „Verflucht!" stöhnte Jebb Mackolin auf. „Das war die Stimme Ferrys. Los, wir müssen ihm helfen. Mach rasch! Hierher kommen wir schon noch zurück."
    Sie stürmten nach unten. Wie die Irren trommelten sie die Treppenstufen hinab. Sie liefen durch die geräumige Vorhalle. Sie rissen die Tür auf. Im nächsten Moment entdeckten sie Ferry Gospel. Er lag neben der efeubekränzten Mauer. Seine Augen waren starr in den Nachthimmel gerichtet. Sein Gesicht wirkte tief eingesunken und verfallen.
    „Na also", murmelte Jebb Mackolin deprimiert. „Da haben wir die Bescherung. Ich wußte ja, daß wieder etwas schiefgehen würde. Wir haben eben Pech an den Händen."
    Sie standen noch da und berieten, was sie mit dem Toten beginnen sollten. Da hörten sie plötzlich ein leises Knistern in den benachbarten Sträuchern. Dieses Geräusch machte sie vollends verrückt. Sie verloren die Nerven. Sie liefen davon wie aufgescheuchte Hasen. Sie ließen Ferry Gospel einfach liegen.
    „So eine Pleite", brummte Nick Harder in grenzenloser Enttäuschung. „Wir hatten die Tasche schon fast in Händen, da kam dieser verdammte Schuß. Jetzt ist das Märchen aus, Jebb. Das Geld ist beim Teufel."
    „No, bestimmt nicht", brummte Jebb Mackolin dickköpfig. „Wir kommen morgen wieder. Wir holen uns das Moos. Verlaß dich darauf."
    „Und wenn die Cops inzwischen den Toten an der Hausmauer entdecken?" fragte Nick Harder unruhig.
    „Daran glaube ich nicht", brummte Jebb Mackolin. „Dieser Abteilungsleiter wird sich hüten, die Polizei in sein Haus zu rufen. Er hat verdammt viel Dreck am Stecken. Das weiß er besser als wir."
    Sie wanderten weiter durch die stillen Straßen von Lambeth. Sie hielten auf den Osten zu.
    „Wollen wir noch in unsere Kneipe gehen?" fragte Nick Harder mit trockenen Lippen. „Dave wartet dort auf uns. Wir müssen ihm Bescheid sagen."
    „Ach was", knurrte Jebb Mackolin verdrossen. „Ich habe keine Lust mehr.

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