Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
Donaldson des Kalibers 22!"
Stuart lachte plötzlich. Es klang fast ein wenig irr. „Haben Sie Ihre faszinierende Theorie Inspektor Rockwell gegenüber verfochten?"
„Wenn das zuträfe, wäre die Polizei längst hier."
„Ich muß gestehen, daß ich den Grund Ihres Besuches noch immer nicht errate."
„Er diente in der Hauptsache dem Zweck, die Mordwaffe zu finden", erwiderte Cedric. „Das ist mir gelungen. Sie waren leichtsinnig genug, die Pistole nahezu offen herumliegen zu lassen. Dieser Leichtsinn läßt sich nur damit erklären, daß Sie fest davon überzeugt waren, niemals in die Schußlinie eines Verdachtes geraten zu können."
Stuart grinste. Er ging langsam auf Cedric zu. Dieser sagte scharf: „Bleiben Sie stehen!"
Stuart setzte seinen Weg quer durch das Zimmer fort.
„Es sind noch vier Patronen im Magazin!" äußerte Cedric drohend.
„Na, und?" fragte Stuart grinsend.
„Bleiben Sie stehen!"
Stuart gehorchte. „Sie können gar nicht auf mich schießen", sagte er grinsend. „Wissen Sie, was geschähe, wenn Sie mich mit einer Patrone aus dieser Pistole verletzten oder töten würden? Man würde in Ihnen den Mann sehen, der diese Pistole zur Ausübung all der Verbrechen verwendete, die Sie mir zum Vorwurf machen..."
„Das stimmt leider", sagte Cedric und schob die Pistole in die Tasche zurück.
Mit einem Satz war Stuart bei ihm. Cedric wich geschickt beiseite. Im nächsten Moment waren die beiden Männer in einen harten, erbarmungslos geführten Faustkampf verwickelt, bei dem es weder Regeln noch falsche Rücksichtnahmen gab. Für die Männer zählte nur das Ziel, den Gegner auszuschalten. Stuart war ein gewandter, cleverer Fighter, der sehr wohl wußte, wie man mit Hilfe einiger Finten seinen Vorteil zu wahren versteht. In Cedric fand er freilich einen Gegner, der alle Tricks des Handwerks kannte. Cedric kämpfte betont defensiv. Er traf immer dann am härtesten, wenn der Gegner sich im Vorteil wähnte. Konterschläge waren seine Spezialität. Stuart begriff rasch, daß er es schwer haben würde, gegen diesen routinierten Fighter zu bestehen. Ihm war aber auch klar, daß es keine andere Wahl gab, als zu gewinnen. Cedric mußte allerhand einstecken, aber er war hart im Nehmen, und nachdem er sich durch einen konzentrierten Gegenangriff etwas Luft verschafft hatte, wurde rasch klar, daß Stuart seine große Chance verspielt hatte.
Stuart gab plötzlich auf. Er ließ sich in einen Sessel fallen und streckte beide Beine weit von sich. „Okay", keuchte er und legte den Kopf mit geschlossenen Augen auf die Lehne. „Ich geb's auf."
Cedric trat vor ihn hin. „Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich mich davon überzeuge, ob Sie bewaffnet sind?"
Er beugte sich über Lincoln, um dessen Anzug abzuklopfen. Stuart erkannte seine Chance. Er riß jäh das rechte Knie in die Höhe, so daß es Cedrics Unterleib traf.
Cedric fuhr zusammen. Er brauchte eine halbe Minute, ehe er sich wieder zu erheben vermochte. In der Zwischenzeit war Lincoln nicht müßig gewesen. Er hatte seinem Gegner die Pistole abgenommen. Jetzt saß er, die Donaldson in der Hand, auf einer Ecke des Schreibtisches. „Na, mein kluger Freund?" fragte er höhnisch. „Wie fühlen Sie sich jetzt?"
Cedric schleppte sich zu dem Sessel und ließ sich hineinfallen. Auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. „Mir ist hundeübel", würgte er über die Lippen.
„Erwarten Sie, daß ich das bedaure?" erkundigte sich Stuart. „Oder sollte ich mich gar bei Ihnen entschuldigen? Sie werden nichts dergleichen erhoffen, vermute ich."
„Was haben Sie vor?"
„Nun... was würden Sie wohl an meiner Stelle tun?"
Cedric schwieg. Stuart lachte leise. „Sie haben Furcht, es auszusprechen, nicht wahr? Warum eigentlich? Ob es gesagt wird oder nicht, kann Ihr Schicksal nicht verändern." Er holte tief Luft und meinte: „Sie sind gefährlich!"
„Aus Ihrem Mund werte ich das als ein Kompliment."
„Diese Erkenntnis kostet Ihnen das Leben."
„Eine Frage: wer ist Ihr drittes Opfer?"
„Ed, der Mixer aus dem ,Squash'. Er wollte Jeanette erpressen. Ich bin sicher, daß er sie um den letzten Dollar erleichtert hätte. Sie werden begreifen, daß ich mich damit nicht einverstanden erklären konnte."
„Erst Nathalie Landville, dann Patrick O'Conners, und nun dieser Mixer!" murmelte Cedric. „Sie sind ein Ungeheuer!"
„Und Sie sind ein Narr", erwiderte Stuart gelassen. „Sie haben doch erkannt, was ich getan habe! Wie ist es nur
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