Kommissar Morry - Die Stimme des Terrors
möglich, daß Sie sich unter diesen Umständen mit mir auf eine Auseinandersetzung einlassen konnten? Gegen mich hatten Sie von Anbeginn keine Chance!"
„Ich habe keine Auseinandersetzung gesucht", sagte Cedric. „Ich wollte nur die Wahrheit finden. Aber als ich diese Wahrheit in Form der Mordwaffe in Ihrer Wohnung entdeckt hatte, lag mir verständlicherweise daran, auch Ihr Geständnis zu erhalten. Deshalb erwartete ich Ihre Rückkehr."
„Nun, in diesem Punkt waren Sie ja erfolgreich", meinte Stuart mit einem spöttischen Lächeln. „Sie haben mein Geständnis! Sie wissen jetzt, daß ich alle Verbrechen, die mit dem Landville-Komplex Zusammenhängen, in Szene gesetzt habe."
„Mein Auftauchen muß Ihnen doch klarmachen, daß sich kein Verbrechen auf die Dauer geheimhalten läßt. Ich werde nicht der einzige bleiben, der Ihr schmutziges Spiel durchschaut."
„Ihr Erscheinen beweist mir lediglich, daß ich die Pistole nicht gut genug versteckt hatte", erwiderte Stuart. „Ab sofort werde ich vorsichtiger sein. Aber was nützt es Ihnen schon, zu glauben, daß andere auf die gleiche Spur kommen werden? Weder Sie noch ich verfügen über die Gabe, in die Zukunft zu blicken. Aber während ich diese Zukunft erleben werde, müssen Sie noch in dieser Nacht unsere schöne Welt verlassen. Tut es Ihnen leid?"
„Wollen Sie sich an meiner Verzweiflung weiden? Möchten Sie mich schwach werden sehen? Ich muß Sie enttäuschen, Lincoln. Diesen Gefallen tue ich Ihnen nicht!"
„Es ist auch gar nicht nötig."
„Hallo?" rief Jeanette leise und ängstlich in die Dunkelheit. „Hallo ... wer ist da?"
Das Licht in ihrem Zimmer flammte auf. Sie sah, daß Roger eingetreten war. Über dem Pyjama trug er seinen alten Manchester-Morgenmantel. „Hast du schon geschlafen?" fragte er.
„Ich bin wach geworden, als ich das Öffnen der Tür hörte", sagte sie und richtete sich im Bett auf. „Was gibt es?"
Er setzte sich zu ihr ans Bett. „Ich kriege kein Auge zu", bekannte er.
„Du siehst schlecht aus", sagte sie besorgt. „Fürchtest du dich?"
„Ich kann nicht sagen, ob .Furcht' das richtige Wort dafür ist. Ich bemühe mich, hinter den Sinn des ganzen, schrecklichen Geschehens zu kommen. Dabei laufe ich immer wieder im Kreise. Das macht mich halb wahnsinnig. Vorhin hatte ich einen Verdacht. . . einen wirklich höchst merkwürdigen und dennoch faszinierenden Verdacht!"
„Sprich!"
„Ich bin nicht sicher, ob ich mich dir anvertrauen darf. Du wirst gewiß ganz anders darüber denken..."
„Worüber?" unterbrach sie ihn. „Bitte, spanne mich nicht auf die Folter!"
»Liebst du Stuart?" fragte er sie eindringlich.
Sie zupfte an der Steppdecke herum. „Weshalb fragst du? Natürlich liebe ich ihn!"
„Wärest du bereit, alles für ihn zu opfern? Dein Leben meinetwegen?"
„Ich weiß nicht recht..." erwiderte sie zögernd.
„Dann liebst du ihn auch nicht! Du bildest dir nur ein, ihn zu lieben."
„Was macht das für einen Unterschied? Stuart und ich wollen heiraten!“
„Sieh mal. .. wir wissen doch, daß der Mörder unsere Lebensgewohnheiten genau kennt, uns ist auch bekannt, daß er wahrscheinlich zu unseren Kreisen gehört. In Gedanken habe ich immer wieder diesen Kreis der potentiellen Täter geprüft; aber erst jetzt bin ich zu einem konkreten Ergebnis gelangt. Nur Stuart Lincoln kann sich hinter allem verbergen!"
„Stuart? Aber Roger! Du weißt nicht, was du da sprichst! Er gehört doch selber zu den Opfern des Unbekannten! Man hat auf ihn geschossen, und man hat ihn bedroht!"
„So? Eine Kugel wurde auf seinen Wagen gefeuert... sagt Stuart. Man hat ihn angerufen und einzuschüchtern versucht... behauptet Stuart!"
„Du glaubst ihm nicht?"
„Nein."
„Du hast doch das Loch in der Windschutzscheibe seines Wagens gesehen!"
„Den Schuß kann er sehr leicht selber abgegeben haben. Stuart kennt sich hier im Hause aus . . . folglich kann er es gewesen sein, der die Donaldson-Pistole an sich nahm. Und der Anruf? Den hat er gewiß nur erfunden, um sich besser tarnen zu können."
„Was bringt dich nur auf diese ausgefallenen und höchst absurden Ideen?"
„Dirk Layman. Stuart hat stich sichtlich angestrengt, uns mit ihm in Kontakt zu bringen. Warum eigentlich? Von diesem Gangster haben wir doch nichts Gutes zu erwarten! Ich will dir den möglichen Grund von Stuarts Eifer nennen: er macht mit Layman gemeinsame Sache und wird später mit ihm teilen!"
„Es ist einfach unanständig, solche Vorwürfe gegen
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